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Das Jesusfragment

Das Jesusfragment

Titel: Das Jesusfragment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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Ihr Vater hatte mir nur den Anfang geschickt, aber er spielte tatsächlich darauf an.«
    »Und was stand auf dem anderen Dokument?«, drängte ich sie neugierig.
    »Ein Text Karls des Großen, in dem er ein Inventar aller Güter aufstellte, die er seinem treuen Berater Alkuin anbot, als dieser sich in die Abtei Saint-Martin-de-Tours zurückzog.«
    »Und?«
    »Auf dieser Liste war der Stein von Iorden aufgeführt.«
    »Interessant«, musste ich eingestehen.
    Sie brach in Gelächter aus.
    »Das ist ja wohl das Mindeste, was man dazu sagen kann. Zwei Dokumente, die sich auf den Stein beziehen. Das eine aus dem neunten und das andere aus dem sechzehnten Jahrhundert. Ich gestehe, dass ich große Lust hatte herauszufinden, ob sie authentisch waren. Gleich am nächsten Tag bin ich nach Gordes gefahren und in einem kleinen Hotel in der Stadtmitte abgestiegen. Dort habe ich Ihren Vater im Hotelrestaurant getroffen. Er wirkte sehr gehetzt, flüsterte und blickte sich ständig um. Er wollte mir nichts Genaues verraten, sondern erklärte mir, dass es noch zu früh sei, und verabredete sich mit mir für den nächsten Tag zur Mittagszeit in einem anderen Restaurant, das seiner Meinung nach diskreter war. Als er ging, bat er mich, vorsichtig zu sein, erklärte aber nicht näher, weshalb. Ehrlich gesagt, habe ich gedacht, dass er völlig übergeschnappt sei. Aber ich bin davon überzeugt, dass ich nach diesem Treffen vierundzwanzig Stunden lang beobachtet wurde. Anfangs dachte ich, dass ich mir etwas einbildete, aber ich merkte ziemlich schnell, dass ich nicht träumte. Den ganzen Tag lang folgten mir zwei schwarz gekleidete Gestalten. Vermutlich waren es dieselben Typen, die Sie heute Abend niedergeschlagen haben. Wegen ihrer schwarzen Mäntel nenne ich sie die Raben. Am nächsten Tag ist Ihr Vater dann nicht zu dem Treffen erschienen. Es hatte diesen Unfall gegeben.«
    Sie blickte mich traurig an. Ich zögerte, ihr zu erklären, dass der Tod meines Vaters für mich nicht sehr schmerzlich war. »Sie glauben, dass es kein Unfall war?«
    »Als ich in mein Hotel zurückkehrte, hatte man mein ganzes Zimmer von oben bis unten durchwühlt und mir eines meiner Notizhefte und die beiden Faxe Ihres Vaters gestohlen. Ich beschloss, den Dingen auf den Grund zu gehen und rief meinen Chefredakteur an, um nachzufragen, ob ich etwas zu diesem Thema bringen dürfe, sofern ich etwas herausfände. Er hat mir drei Tage gegeben. Dann habe ich erfahren, dass Sie hierher kommen würden …«
    »Wie?«, unterbrach ich sie.
    Sie betrachtete mich lächelnd, als wüsste sie mein Misstrauen zu schätzen.
    »Von Ihrer Agentur. Ihr Vater hatte Sie einmal erwähnt, und ich wollte Sie kennen lernen, um herauszufinden, ob Sie etwas wussten. Also stellte ich Nachforschungen an und erklärte Ihrer Agentur, dass ich Sie über Sex Bot interviewen wollte, weil diese Serie zufällig im Sommer bei uns ausgestrahlt werden soll.«
    »Danke, ich bin, was das anbelangt, auf dem Laufenden.«
    »Die Leute in der Agentur haben mir gesagt, dass Sie nach Südfrankreich abgereist sind, zu Ihrem Vater. Ich beschloss, auf Sie zu warten und inzwischen meine Recherchen fortzusetzen. Nach dem Vorfall im Hotel habe ich dieses Haus auf Kosten des Senders gemietet. Zwar habe ich einen falschen Namen angegeben und wohne etwas abseits der Stadt, aber ich bin mir nicht sicher, ob meine Anonymität noch gewahrt ist.«
    Sie schwieg eine Weile und ließ ein paar Mal den Verschluss ihres Feuerzeugs klicken, bevor sie fortfuhr:
    »Also, was meinen Sie? Sollen wir die Polizei benachrichtigen oder selber herausfinden, was geschehen ist?«
    Ich hätte schwören können, dass etwas Maliziöses in ihrem Blick lag.
    »Haben Sie die Hotelleitung darüber informiert, dass man Ihr Zimmer durchwühlt hat?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wenn wir das der Polizei erzählen, halten die uns für schwachsinnig!«, erklärte ich und feixte.
    »Und Sie wussten absolut nichts von dieser Geschichte?«, fragte sie.
    »Nein. Ich bin hierher gekommen, weil ich mich gewundert habe, dass mein Vater dieses Haus gekauft hat. Stellen Sie sich mal vor, das allein fand ich schon seltsam!«
    Sie zuckte mit den Schultern, betrachtete mich mit neuer Intensität. In ihren Augen lag pure Sensationsgier.
    »Monsieur Louvel, berichten Sie mir ganz genau, was Sie in dem Keller gesehen haben«, bat mich Sophie und beugte sich in ihrem Sessel vor.
    In diesem Augenblick musste ich eine wichtige Entscheidung treffen. Sollte ich

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