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Das Jesusfragment

Das Jesusfragment

Titel: Das Jesusfragment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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versuchen, die Geheimnisse meines Vaters zu verstehen, und wenn ja, sollte ich das zusammen mit Sophie de Saint-Elbe versuchen? Ich war mir sicher, dass sie mir nicht alles gesagt hatte. Sie war ein Profi und hatte bestimmt noch ein paar Asse im Ärmel. Aber sie hatte mir genug erzählt, um ihr ein wenig Vertrauen zu schenken. Außerdem wäre sie mir sicherlich eine große Hilfe. Und zudem war Mademoiselle de Saint-Elbe ganz einfach eine Frau, mit der ich ein wenig Zeit verbringen wollte. Alles an ihr verhieß Abenteuer, das Unerwartete, das Noch-nie-Dagewesene, Dinge, die mir seit langem fehlten. Es war mir egal, ob sie eine Lesbe war oder nicht. Sophie de Saint-Elbe gefiel mir.
    Ich schenkte ihr ein Lächeln und versuchte mich zu erinnern, was ich in dem Keller gesehen hatte.

Drei
    S ophie bereitete ein Abendessen für uns zu, während ich ihr so ausführlich wie möglich erzählte, was ich im Haus meines Vaters gesehen hatte. Das Einfachste wäre natürlich gewesen, gemeinsam wieder hinzufahren, aber weil es spät geworden war, und man mir diesen wenig herzlichen Empfang bereitet hatte, beschlossen wir, den Morgen abzuwarten, um uns genauer umzusehen.
    »Ich warne Sie lieber«, erklärte sie, »dass es in dieser Küche keine große Auswahl gibt, aber ich werde Ihnen etwas den Umständen entsprechend à la provençale anbieten.«
    Ich saß noch ein wenig benommen am Ende des Küchentischs und beobachtete, wie sie zwischen den Schubladen und dem Herd hin- und herlief. Sie war hier nicht zu Hause und musste sich Stück für Stück alles zusammensuchen, was sie brauchte, aber sie wusste genau, was sie tat. Es war lange her, dass ich eine Frau so geschickt ein Essen vorbereiten sah. Nach elf Jahren in einer Stadt, in der man nur im Restaurant isst, hatte ich vergessen, dass das Vergnügen des Essens mit seiner Zubereitung beginnt. Mit den köstlichen Gerüchen und Farben.
    »Worüber ich mich am meisten gewundert habe«, begann ich und schaute ihr weiter zu, »war diese eigenartig archaische Maschine im Keller. Erst habe ich gedacht, dass dieser Gegenstand vielleicht schon im Keller gewesen ist, als mein Vater das Haus gekauft hat. Dass es ein altertümliches Messgerät oder so etwa sei. Aber ich hatte den Eindruck, dass es nicht zufällig dort stand. Es passte irgendwie zu dem Rest des Gewölbes.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte sie, während sie ein Putenfilet in Stücke schnitt.
    »An einer Wand hing eine Kopie der Mona Lisa, und es lagen viele Bücher über Leonardo da Vinci herum. Und dieser Apparat sah beinahe so aus wie eine dieser sonderbaren Maschinen, die Leonardo gezeichnet hat, wissen Sie …«
    Sie nickte. Ich hielt inne, um sie zu beobachten. Ihre Bewegungen waren geschmeidig und behutsam. Und sie war eine Feinschmeckerin, das sah man in ihren Augen.
    Ihre Art, die Pfanne zu halten, um das Fleisch in einer Mischung aus Butter und Öl anzubraten, zeugte von Gewohnheit und einer Fähigkeit, um die ich sie beneidete. Doch ich war gefangen in einem typisch männlichen Klischee. Mein Vater konnte nicht kochen, und ich konnte es ebenfalls nicht. Ich war ein abschreckendes Beispiel für alle Feministinnen der Welt.
    »Das ist noch nicht alles«, fuhr ich fort, als sie Tomaten und Paprikaschoten auf einem Holzbrett zu würfeln begann. »Die Notizen meines Vater waren rückwärts geschrieben.«
    »Rückwärts?« Sie drehte sich verwundert zu mir um, das Messer in der rechten Hand haltend.
    »Wie bei Leonardo da Vinci. Der Irre hat seine gesamten Notizen von rechts nach links geschrieben, in Spiegelschrift. Haben Sie das nicht gewusst?«
    »Jetzt, da Sie es mir sagen, erinnere ich mich wieder. Ihr Vater wollte sich damit nur die Zeit vertreiben, nicht wahr? Ein Scherz, nichts wirklich Ungewöhnliches.«
    Sie wandte sich um und schnitt Zwiebeln, Knoblauch und Staudensellerie in dünne Scheiben.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Nein, natürlich nicht, und erst recht nichts Verschlüsseltes. Aber ich muss Ihnen gestehen, dass mich das noch fassungsloser machte. Ich hielt das Ganze für eine unglaubliche Inszenierung. Mein Vater war kein guter Mensch, ganz bestimmt nicht, aber er war auch kein Psychopath. Doch der Keller, den ich vorhin gesehen habe, ist der Keller eines Geisteskranken!«
    Sophie gab das Gemüse zu dem Fleisch, würzte das Ganze mit Thymian, Salz und Pfeffer, und ließ das Essen auf kleiner Flamme schmoren. Sie zündete sich eine neue Zigarette an und hielt mir das Päckchen hin, das ich mit

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