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Das Jesusfragment

Das Jesusfragment

Titel: Das Jesusfragment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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verschlüsselte Botschaft, andererseits den Schlüssel, mit dem man sie entziffern kann. Und wenn ich es richtig verstanden habe, ist der Stein von Iorden der Schlüssel.«
    »Das heißt?«
    »Ich glaube, der Stein von Iorden ist im Grunde eine Art Werkzeug, das die Botschaft Christi zu entschlüsseln vermag. Ihr Vater ist zu derselben Schlussfolgerung gelangt.«
    »Nehmen wir es an. Dann wäre der Stein also der Schlüssel. Und wo ist die verschlüsselte Botschaft?«
    »Ich habe überhaupt keine Ahnung, und ich glaube, Ihr Vater wusste es auch nicht. Ich denke, wir haben erst eine Hälfte des Puzzles in der Hand. Den Stein von Iorden. Ich habe jedenfalls beschlossen, mich zunächst darauf zu konzentrieren.«
    »In Ordnung. Und weiter?«
    »Ich habe viel mehr gefunden, als ich je zu hoffen wagte. Erinnern Sie sich, dass mehrere apokryphe Texte berichteten, Jesus habe den Stein entweder Johannes oder Jakobus oder Petrus gegeben?«
    »Oder vielleicht allen dreien«, erinnerte ich mich.
    »Ja. Der Meinung Ihres Vaters nach dürfte es Petrus gewesen sein, der ihn geerbt hatte.«
    »Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen«, zitierte ich. »Aber Jesus meinte doch damit nicht den Stein von Iorden.«
    »Natürlich nicht. Auch wenn es verführerisch klingt.«
    »Was lässt Sie dann zu Petrus tendieren?«
    »Dürer berichtet, dass die Reliquie anfangs in Syrien versteckt wurde. Andere Dokumente scheinen diese These zu untermauern. In den ersten Jahren nach Jesu Tod war Syrien der wichtigste Raum für die Verbreitung des entstehenden Christentums. Syrien war – nach Jerusalem – das erste, wirklich christliche Zentrum. Ende der dreißiger Jahre des ersten Jahrhunderts sind die aus Jerusalem vertriebenen Hellenisten fast alle nach Antiochien gezogen. Die allererste Krise in der Geschichte des Christentums drehte sich um die Gegensätze zwischen den hellenistischen Christen Syriens und den jüdischen Christen Jerusalems.«
    »Welche Art Krise?«
    »Wie so oft ging es um Belangloses. Um Geschichte, Tradition und Riten. Die Hellenisten stellten die Praktik der Beschneidung in Frage, was den Christen von Judäa offensichtlich missfiel. Und raten Sie mal, wer sich 49 n. Chr. nach Syrien begab und versuchte, den Streit zu schlichten?«
    »Petrus?«
    »Genau. Der Erste aller Päpste. Letztendlich gelang es Petrus nicht, den Konflikt zu lösen. Im Jahr 49 erfolgte sogar der Bruch zwischen den beiden christlichen Richtungen. Von nun an entwickelten sich die Dinge zum Schlechten. Einerseits verstärkte sich, angetrieben durch die Zeloten, der jüdische Nationalismus als Reaktion auf den Druck aus Rom, andrerseits entwickelte sich mit Paulus eine Kirche, die eher nach Griechenland tendierte.«
    »Warum Paulus?«
    »48 n. Chr. also ein Jahr zuvor, hatten die Apostel das so genannte Konzil von Jerusalem abgehalten, bei dem entschieden wurde, dass Petrus die Juden bekehren sollte und Paulus die Heiden.«
    »Ich verstehe.«
    »Und nach Meinung Ihres Vaters soll Petrus angenommen haben, dass sich die Dinge in Antiochien besser entwickelten als in Jerusalem, und so beschloss er, die geheimnisvolle Reliquie den ersten Christen in Syrien anzuvertrauen. Vielleicht hoffte er, sie wiederzubekommen, wenn sich die Dinge beruhigt hätten, aber leider wurde er rund fünfzehn Jahre später auf dem Hügel des Vatikans gekreuzigt.«
    »Ich verstehe nicht, weshalb er den Stein von Iorden nicht behalten hat.«
    »Diese Frage habe ich mir auch gestellt. Aber vermutlich hatte Jesus ihm erklärt, dass dieser Stein außerordentlich kostbar sei und stets in Sicherheit aufbewahrt werden müsse. Ich stelle mir vor, dass Petrus dachte, es sei einfach zu gefährlich, ihn bei sich zu tragen. Er wird ihn also einer christlichen Gemeinde in Syrien übergeben haben, der er vertraute.«
    »Möglich. Aber wie können wir heute sicher sein, dass der Stein in Syrien versteckt war?«
    »Gute Frage. Ihr Vater hatte eine Spur gefunden. Erinnern Sie sich an die beiden Briefe, die er mir gefaxt hatte, um mich zu überreden, nach Gordes zu kommen?«
    »Ja, der eine war der Anfang von Dürers Manuskript, und der andere ein Dokument von Karl dem Großen.«
    »Genau! Mit Letzterem besitzen wir den sicheren Beweis, dass der Stein von Iorden tatsächlich existiert. Dies hat Ihrem Vater, und jetzt auch mir, ermöglicht, die Geschichte zurückzuverfolgen.«
    In diesem Augenblick erschien der Weinkellner und brachte uns den Barsac. Er irrte sich nicht und

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