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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krusch
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glänzten. »Das ... das sind doch Vegetarier, oder?«
    Der Professor antwortete leise. »Die, die es waren, sind verschwunden ...«
    Noch bevor Garry die volle Bedeutung der Worte klar wurde, sprang die erste Heuschrecke. Wie ein Vorschlaghammer traf sie auf das Glas vor seinem Gesicht. Die Scheibe erbebte, und Garry auch. Das nächste Rieseninsekt sprang.
    »Sie machen sie nervös«, erklärte der Professor in das Heulen des Alarms hinein. Der Panzerglaswürfel war durch hunderte Sensoren gesichert. Stieß etwas Großes dagegen, löste das die Sirene aus und die Verriegelung aller Türen, die aus der Halle führten.
    »Die machen mich auch nervös, Professor! Würden die mich anfallen, wenn sie könnten?«
    »Aber ja. Sie sind jung und wohlgenährt, ein echter Leckerbissen!« Sein Boss lachte, während es hinter ihm gegen die zentimeterdicke Scheibe donnerte. »Junge, das war doch nur ein Scherz. Kommen Sie, ich will Ihnen noch etwas zeigen. Ich will Ihnen etwas zeigen, was noch niemand gesehen hat. Kommen Sie, kommen Sie!« Er lief voraus um die Ecke des Glaswürfels. »Sie fangen gleich an!« Die kindliche Freude in der Stimme des Mannes beruhigte Garry irgendwie. Er folgte ihm in den Gang hinter das riesige Terrarium.
    Der Alarm verstummte. »Es wird gleich dunkel werden, doch keine Sorge, wir simulieren nur den Sonnenuntergang.« Der Professor drückte auf eine kleine Fernbedienung. »Ihnen ist aufgefallen, dass nicht alle unten in den Büschen sitzen?«
    Garry nickte.
    »Dieses Verhalten ist nicht das einzige, was sie unterscheidet. Genetisch sind zwar alle identisch, sie entstammen derselben manipulierten DNA, und doch sind die oben auf den Felsen anders ...«, erklärte der Professor, zog ihn hinter ein Tarnnetz und hob den Finger an die Lippen. »Hören und sehen Sie«, flüsterte er. Dann begann es.
    Die Sekunden verstrichen. Mit jeder wurde es dunkler. Garry stand der Schweiß auf der Stirn. Er hörte etwas. Neben ihm war eine Videokamera gestartet. Dann ein anderes Geräusch. Irgendwo vor ihm. Als würde einer auf einem Stück Blech sägen. Schnell fand sich ein zweiter, ein dritter. Das Sägen wurde lauter.
    »Hören Sie es? Sie singen. Aber das hier hat nichts mit dem Zirpen ihrer kleinen Verwandten in lauen Sommernächten zu tun. Hier geht es nicht um simple Partnersuche, Garry.«
    Das hohe metallische Kreischen zerrte an den Nerven. »Um was geht es dann?«, fragte der Wachmann.
    »Um einen Ausbruchsversuch.«
    Der Blick seines Bosses leuchtete im letzten Licht der künstlichen Abenddämmerung. »Seien Sie jetzt bitte ganz still. Die sollen glauben, sie wären allein.«
    Der Gesang brach ab. Es war Nacht geworden in der Halle, drei Stockwerke unter der Erde. Die beiden Männer blickten gespannt durch die schmalen Seeschlitze ihres Verstecks. Eine Nachtsichtkamera richtete surrend ihr Objektiv auf einen Bereich hinter dem Panzerglas. Garry folgte der Bewegung und konzentrierte sich auf die Stelle. Da. Sie kamen. Von den Felshaufen lösten sich ihre dunklen Körper. Drei, nein, vier hatten rasch die Wand des Würfels erreicht.
    Sie richteten sich an ihr auf, und Garry bekam eine Gänsehaut. Das Geräusch, das sie nun verursachten, glich dem von Fingernägeln, die über eine Schultafel kratzten. Aber es waren keine Fingernägel, mit denen die Heuschrecken da kratzten, es waren Steine.
    »Sehen Sie nur, sehen Sie!«, flüsterte der Professor ergriffen, »sie benutzen Werkzeug, sie sprechen sich ab, sie verfolgen einen Plan!«
    Beunruhigt beobachtete Garry diesen Plan. Er sah die Panzerglaswand. Die Steine kratzten ununterbrochen darauf herum, machten das Glas blind. Er glaubte kaum, was er sah. Keine Heuschrecke auf der Welt machte so etwas. Doch diese hier trugen wirklich Steine zwischen ihren Vordergliedmaßen und sie schabten damit wirklich auf dem Glas herum! »Meine Güte, was sind das bloß für Monster?«
    »Eine genetische Kombination aus Wanderheuschrecke, Treiberameise und Fangheuschrecke, genauer gesagt, der Gottesanbeterin.«
    »Deshalb die mächtigen Fangarme ...«
    Der Professor lächelte. »Nicht nur ihre Körper sind durch die Behandlung gewachsen, auch ihre Intelligenz tat es. Sie sind außergewöhnlich, aber keine Monster, Garry. Und vielleicht werden wir eines Tages mit ihnen kommunizieren.«

    Pater Simon hörte die Mailbox seines Handys ab. Zum dritten Mal. Die Stimme seines Chorleiters mit den Vorschlägen zum diesjährigen Ostersingen interessierte ihn nicht. Auch nicht die Absage

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