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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krusch
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die Ruhigstellung. Sie wurde durch den Alarm aktiviert. Sie erleichtert das Untersuchen der Insassen. Oder die Reinigung ihrer Zellen. Oder ihre Erziehung ...«, erklärte Garry mit stumpfem Blick. »Das Zischen da oben kommt von kleinen Düsen, die unter hohem Druck flüssigen Stickstoff in die Zelle sprühen.«
    »Ruhigstellung? Erziehung? Flüssiger Stickstoff? Verdammt, was bedeutet das alles?!« Nona rannte zur Tür.
    »Dass wir nicht von einem Monster in der Decke gefressen, sondern hier drinnen schockgefrostet werden – das bedeutet es!« Garry fing hysterisch zu lachen an.

    Es schneite, tief unter der Erde. Vince zweifelte an seinem Verstand. Er starrte weiter auf die Reihe der Monitore in dem Raum. Einer zeigte den gigantischen Glaswürfel. In ihm hatte er gerade noch auf eine vier Meter lange Heuschrecke eingeredet. Völlig verrückt! Doch der kühle Pistolengriff in seiner Hand war Realität. Und der Mann, dem die Waffe gehörte, auch. Noch immer lag er dort im Sand des Monster-Terrariums, aber die Monster waren verschwunden.
    Wahrscheinlich auch durch die Glaswand. Die Stelle war ihm gleich aufgefallen. Stumpf, zerkratzt, voller Furchen, als hätte jemand das Panzerglas mit den umliegenden Steinen bearbeitet. Vince hatte einfach auf die Stelle draufgehalten, bis das geschwächte Glas unter dem Kugelhagel zerbrochen war. Eine Kugel musste dabei den Mann in dem Laborkittel erwischt haben. Der Grauhaarige hatte draußen nahe dem Loch in der Glaswand gesessen. Blut war an seinem rechten Bein heruntergelaufen. Warum? , hatte sein Blick gefragt. Vince hatte nichts geantwortet. Er war in den vorderen Teil der Halle gerannt, zu der elektronischen Tür, die sich langsam vor ihm geschlossen hatte. Er war hindurchgehechtet und durch graue Korridore gehetzt, verfolgt von dem schrillen Alarm, verfolgt von der Angst vor diesen Heuschreckenmonstern ...
    Jetzt sah er neue Monster vor sich, auf Monitoren, er sah ihr Aufbäumen in dem feinen Schnee, der rasch ihre Zellen füllte. Nach und nach wurden die Wesen ruhig, fielen in Kältestarre. Bis auf eines. Nona.
    Verzweifelt rief er den Namen, während die Bewegungen der jungen Frau langsamer wurden und das Hämmern ihrer halberfrorenen Fäuste gegen die Zellentür schwächer. Schließlich sank Nona auf die weiße Decke aus Eiskristallen. Ihr Gesicht hob sich kaum noch davon ab. Hinter ihr lag noch jemand. Er rührte sich nicht mehr.
    »Nein!« Vince packte den Überwachungsmonitor. »Kommen Sie wieder hoch, verdammt! Bewegen Sie sich – Nona, bitte! « Sein Ruf erstickte unter den aufsteigenden Tränen. Ihr dünner Arm reckte sich ihm entgegen, wie zu einem letzten Winken. Die Kamera in ihrer Zelle übertrug ihr Sterben. »Nein, nein, das darf nicht sein ...«, flüsterte Vince nur noch, dann sah er es. Neben Nona im Schnee. Eine Zahl. Mit letzter Kraft hatte sie es geschrieben. Eine Zahl mit vier Ziffern! Vince stürmte aus dem Raum des Wachmannes in den langen Gang voller verschlossener Zellen. »Welche Tür?! Welche Tür?!«, rief er panisch. Rasend tippte Vince die Zahl in die elektronischen Schlösser. Eine Zahl von der Rückseite eines Fotos aus Turin. 1 9 7 8 1 9 7 8 1 9 7 8 1 9 7 8 ...

    Seine Lippen waren blau. »Nathan!« Sie schüttelte ihn. Der Junge reagierte nicht. Nona drückte den bleichen Körper an sich. Er war so kalt. »Er muss hier raus, diese Eiseskälte hier bringt ihn um!«
    »Wir müssen alle hier raus, und nicht nur wegen der Kälte«, bemerkte Garry zitternd. »Herrgott, warum mussten Sie auch gleich acht Zellen öffnen?!«
    »Weil es keine Namensschilder an diesen verdammten Türen gab! Seien Sie dankbar, dass ich Sie nicht im Froster gelassen habe!«, entgegnete Vince heftig.
    »Dankbar? Wer sollte Sie sonst hier herausbringen?«
    »Der Fahrstuhl natürlich!«
    »Ist blockiert vom Ebene-Drei-Sicherheitsprotokoll.«
    »Dann schalten Sie es ab!«
    »Hab ich schon versucht. Die Funktionen des Lifts sind an die Umgebungstemperatur gekoppelt. So lange es hier so kalt ist, bewegt sich rein gar nichts.«
    »Hoffentlich behalten Sie da recht.« Nona schaute die Reihe der Monitore entlang. Die Kameras in den Zellen hatten die Tiefkühlung gut überstanden. Die Elektronik der Türschlösser weniger. Nur zwei Türen hatten sich nach dem Öffnen wieder verriegeln lassen. Zwei von acht. Sie blickte auf die im Frost erstarrten Albträume. Es schneite nicht mehr. »Wann werden die wieder wach sein, Garry?«, fragte sie leise.
    »Kann ich nicht sagen. Diese

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