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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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ablaufenden Kernreaktionen, sondern auch was ihren Ort betrifft. Die Sonne muss sich in vernünftiger Entfernung von den Spiralarmen ihrer Galaxis befinden, weil der Prozess der Sternentstehung eine Menge Strahlung erzeugt und sich die meisten Sterne in den Spiralarmen bilden. Die Sonne der Außerirdischen muss in der bewohnbaren Zone ihrer Galaxis liegen – nahe genug am Zentrum, damit es viele schwere Elemente gibt, die dem Planeten seinen steinernen Kern liefern, aber weit genug entfernt, um nicht starker Strahlung ausgesetzt zu sein, die Leben vernichten würde.
    Nun ja, Leben auf Kohlenstoffbasis wie unseres … aber anderes kann es nicht geben. Das Element Kohlenstoff ist einzigartig: Es bildet die komplexen Moleküle, die benötigt werden, um Lebewesen hervorzubringen. Kohlenstoff ist das wichtigste Argument bei der Behauptung, das Leben überall im Universum müsse dem auf der Erde weitgehend ähnlich sein. Aber in der kosmischen Ordnung der Dinge ist Kohlenstoff höchst unwahrscheinlich. Er existiert nur dank einer bemerkenswert präzisen Abstimmung des Energieniveaus von Kernreaktionen in Sternen. Sterne sind also etwas Besonderes, und der Grund dafür ist das Leben.
    Nicht nur die Sterne. Das ganze Universum ist etwas Besonderes, fein abgestimmt, damit Leben existieren kann. Die fundamentale Physik unseres Universums, auf der alles andere beruht, hängt von etwa dreißig Grundkonstanten ab: Zahlen wie der Stärke der Schwerkraft, der Lichtgeschwindigkeit und der Stärke der Kernkräfte. Diese Zahlen erscheinen in den grundlegenden Naturgesetzen, in der Relativitäts- und der Quantentheorie, und es scheint keinen klaren mathematischen Grund zu geben, warum sie nicht anders sein könnten. Es sind »einstellbare Parameter« – Knöpfe, die eine Schöpfergottheit auf jeden Wert stellen könnte, den Er/Sie/Es will. Aber wenn man die Berechnungen ausführt, dann zeigt sich charakteristischerweise, dass jegliche geringfügige Abweichung jeder dieser Konstanten nicht nur das Leben unmöglich machen würde. Es gäbe dann auch keine Planeten, die das Leben bewohnen könnte, keine Sterne, die Energie liefern, und keine Atome, die sich zu Materie zusammenfinden könnten.
    Wie das Leben ist auch unser Universum unglaublich genau auf der schärfsten Messerschneide ausbalanciert, und die geringste Abweichung hätte zur Katastrophe geführt.
    Dieses Szenario der kosmischen Feinabstimmung wird weithin als eins der größten Rätsel der Kosmologie betrachtet, eine Folge von extrem unwahrscheinlichen Zufällen, die nach rationaler Erklärung verlangt, aber nur zu phantasievollen Spekulationen zu führen scheint, die eine Physik voraussetzen, für die es bisher kein Beweismaterial gibt. Religiöse Fundamentalisten haben sich dieses Rätsels bemächtigt und sehen darin einen Beweis für die Existenz Gottes. Selbst für Atheisten ist es schwer, nicht in gewissem Grad ähnlich zu fühlen, denn die übliche Darstellung der dabei infrage kommenden Wissenschaft deutet unfehlbar auf so etwas wie ein Design-Prinzip für unser Universum hin.
    Feinabstimmung, sei sie nun irdischen oder kosmologischen Maßstabs, hat aus menschenbezogener Sicht durchaus Sinn. Hingegen scheint sie dem universumbezogenen Denken sehr knifflige Fragen zu stellen.
    Der Großteil der wissenschaftlichen Bemühungen, diese Fragen zu klären, geht von der Prämisse aus, dass die Feinabstimmung tatsächlich besteht und unser Universum folglich wirklich einzigartig ist, was seine Fähigkeit zum Beherbergen von Leben betrifft. Von diesem Punkt aus gelangt man leicht zu der Überzeugung, dass wir der Zweck des Ganzen sind oder dass es sogar ohne uns keine Beobachter gäbe, die die Quanten-Wellenfunktion des Universums kollabieren ließen und so seine Existenz sicherten. Es sind auch weniger menschenbezogene Erklärungen geboten worden. Eine davon ist ein praktisch endloser Zyklus der Erschaffung und Zerstörung verschiedener Universen, die von ihren intelligenten Bewohnern nur dann zu bemerken sind, wenn sie überhaupt intelligente Bewohner haben können. Eine andere Version wäre ein riesiges Multiversum von parallel oder unabhängig voneinander existierenden Universen, in dem alles physikalisch Mögliche verwirklicht wird. Beide Erklärungen entheben uns der Notwendigkeit, irgendein bestimmtes Universum zu erklären. Das reine Ausmaß denkbarer Möglichkeiten, das sich aus ein paar Zahlen ergibt, ist atemberaubend.
    Es gibt jedoch eine andere Möglichkeit. Statt

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