Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)
hier, wahrscheinlich Unsinn.* [* Siehe Jack Cohen und Ian Stewart: Wie sieht ein Marsianer aus? ] Es gibt hier eine Menge echte Geheimnisse, etliches zu bestaunen und vieles, das noch verstanden werden muss. Aber es gibt keinen zwingenden wissenschaftlichen Grund zu der Annahme, das Universum sei eigens für uns gemacht worden.
Wir sehen uns vor zwei alternativen Möglichkeiten: Entweder ist das Universum zu dem Zweck eingerichtet worden, uns entstehen zu lassen, oder wir haben uns so entwickelt, dass wir zu diesem Universum passen. Die erste Möglichkeit ist menschenbezogen: Sie erhebt die Menschheit über das Universum mit seiner Ehrfurcht gebietenden, gewaltigen Ausdehnung und Komplexität. Die zweite Möglichkeit, die universumbezogene Sicht, stellt uns fest an unseren Platz: Wir sind vielleicht eine interessante Entwicklung, kompliziert genug, dass wir nicht genau verstehen, wie das alles funktioniert, aber kaum der Inbegriff und Endzweck des Daseins.
Es gibt uns höchstens seit ein paar Millionen Jahren, vielleicht nur seit 200 000, wenn man die Aufmerksamkeit auf »moderne« Menschen beschränkt; das Universum ist etwa 13,5 Milliarden Jahre alt. Wir bewohnen eine Welt, die um einen Stern von zweihundert Milliarden Sternen in der Galaxis kreist, die ihrerseits eine von zweihundert Milliarden Galaxien ist. Ist die Behauptung nicht ein bisschen arrogant, das ganze Universum sei nichts als das Nebenprodukt eines Prozesses, dessen wahrer Zweck die Entstehung der Erde war?
DREIUNDZWANZIG
Übereifrige Eiferer
Später dachte Marjorie über diese Begebenheit des Nachmittags nach.
Die Rundwelt war der Planet Erde, zumindest rein theoretisch, und wenn man sie warf, mussten eigentlich die Meere über die Küsten hinwegschwappen und sich ähnliche Katastrophen ereignen. Trotzdem fing sie die Kugel instinktiv auf und spürte, wie sie sich an ihre Hände schmiegte, mit einem leichten Prickeln, das sofort wieder aufhörte.
Der Kapuzenmann starrte sie an und zog ein krummes Messer. Das Licht spiegelte sich auf der Klinge, und Marjorie fragte sich, wie groß ihr Geschick im unbewaffneten Kampf gegen einen Burschen war, der zweifellos mit einem Messer umzugehen verstand. Hinzu kam, dass sie ein wenig außer Atem geraten war.
»Om ist groß!«, schrie der Mann und stieß mit dem Messer zu.
Marjorie sprang zurück, und ein sehr großer Wolf landete zwischen ihnen. Gleichzeitig ging ein Regen – oder vielleicht ein Hagel – aus Fledermäusen nieder. Für einen Moment betrachtete Marjorie die erstaunliche Szene, und dann wurde alles, nun, interessant. Plötzlich hatte der Wolf das Messer, und der Mann lag auf dem Boden, und die Fledermäuse waren wieder verschwunden, und dafür stand dort eine nackte junge Frau, die in beide Richtungen durch die Gasse blickte und sagte: »Ausgezeichnete Arbeit für eine Zivilistin! Du solltest eine Medaille bekommen.«
Marjorie hielt die Rundwelt noch immer so fest umklammert wie eine Wärmflasche und brachte hervor: »Aber sieh nur! Da ist ein Wolf!«
Der Wolf stand nun auf den Hinterbeinen, und die junge Frau sagte: »Sieh besser weg! Hauptmann Angua möchte nicht beobachtet werden, wenn sie sich – wie soll ich es nennen? – umzieht . Bitte lass ihr ein bisschen Freiraum!«
Gegen alle Vernunft wandte Marjorie dem Wolf den Rücken zu und hörte einige Sekunden lang Geräusche, die nach einer umgekehrten Autopsie klangen, begleitet von einem unangenehmen Gurgeln, und dann erklang eine neue Stimme. »Ich bin beeindruckt. Manchen Leuten wird allein vom Zuhören schlecht. Hab noch ein bisschen Geduld, ich ziehe mir nur schnell was an.«
Kurze Zeit später befand sich Marjorie in Gesellschaft zweier junger Frauen – beide angezogen –, die ihr etwas zeigten, das nach Dienstmarken der Polizei aussah. Sie hätte sie ohnehin als Polizistinnen erkannt, denn manchmal musste sie in ihrer Bibliothek die Polizei rufen, wenn einer der üblichen Verdächtigen Ärger machte, und in der Präsenz von Literatur wirkten Polizisten immer irgendwie fehl am Platz. Diese beiden Polizistinnen aber schienen weitaus intelligenter zu sein als die meisten anderen Vertreter ihrer Zunft.
Fröhlich teilten sie ihr mit, dass sie tatsächlich Vampir und Werwolf waren – die Vampirin stellte sich als Hauptmann Sally vor und die Werwölfin als Hauptmann Angua. »Aber keine Sorge, Teuerste«, fügten sie lächelnd hinzu, »im Dienst fressen wir niemanden.«
Marjorie war so verwirrt, dass ihr alles vollkommen
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