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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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aus Phlogiston besteht.
    In Band 2 der Erstausgabe der Encyclopeadia Britannica von 1771 heißt es: »Entflammbare Körper … enthalten das Element Feuer tatsächlich als ein konstituierendes Prinzip … Dieser Substanz … haben die Chemiker den besonderen Namen Phlogiston zugeordnet, was eigentlich nichts anderes als ein griechisches Wort für brennbaren Stoff ist … Die Entflammbarkeit eines Stoffes ist ein untrügliches Zeichen, dass er ein Phlogiston enthält …« Dieselbe Ausgabe meint mit »Element« Erde, Feuer oder Wasser und enthält eine faszinierende Analyse der Größe von Noahs Arche, ausgehend davon, dass sie nur ein paar Hundert Arten zu enthalten brauchte.
    Als die Chemiker Gase untersuchten und Stoffe zu wägen begannen, machten sie eine Entdeckung, die der Phlogiston-Theorie den Untergang verhieß. Obwohl Asche leichter ist als Holz, ist das Gesamtgewicht aller Verbrennungsprodukte – Asche, Gas und insbesondere Dampf – größer als das des ursprünglichen Holzes. Brennendes Holz nimmt an Gewicht zu . Wenn es also Phlogiston abgibt, muss dieses Phlogiston negatives Gewicht haben. Mit hinreichend großer Vorstellungskraft ist das nicht unmöglich, und es wäre als Antigravitations-Gerät sehr nützlich, wenn es wahr wäre, aber es ist wenig glaubhaft. Die Entdeckung des Gases Sauerstoff war der Knackpunkt: Stoffe brennen nur in Anwesenheit von Sauerstoff, und dabei nehmen sie Sauerstoff aus ihrer Umgebung auf. Phlogiston war ein verfehltes Konzept von »negativem Sauerstoff«. In der Tat wurde Sauerstoff eine Zeit lang als »dephlogistonierte Luft« bezeichnet, also als Luft, der Phlogiston »entzogen« worden war.
    Wesentliche Veränderungen in den Bereichen, die in der Wissenschaft als orthodox gelten, treten oft ein, wenn neue Arten von Beweismaterial verfügbar werden. Eine der größten Veränderungen in unserem Verständnis der Sterne erfolgte, als die Kernreaktionen entdeckt wurden. Vorher hatte es den Anschein, Sterne müssten ihren Materievorrat sehr schnell verbrennen und dann erlöschen. Da sie es offensichtlich nicht taten, war es ein Rätsel. Eine riesige Menge von Streitpunkten über die bemerkenswerte Fähigkeit der Sonne, weiterzuleuchten , verschwand, sobald die Wissenschaftler erkannten, dass sie aufgrund von nuklearen statt chemischen Reaktionen scheint.
    Diese Entdeckung veränderte auch die Schätzungen der Wissenschaftler bezüglich des Alters unseres Sonnensystems. Wenn die Sonne ein sehr großes Lagerfeuer ist und immer noch brennt, dann muss sie vor recht kurzer Zeit entzündet worden sein. Wenn sie mit Kernreaktionen funktioniert, kann sie viel älter sein, und indem man diese Reaktionen erforscht, kann man herausfinden, um wie viel älter. Dasselbe gilt für die Erde. 1862 berechnete der Physiker William Thompson (der spätere Lord Kelvin), dass nach der »Lagerfeuer«-Theorie die innere Wärme des Planeten binnen 20 bis 400 Millionen Jahren verschwunden wäre. Sein Ansatz ignorierte Konvektionsströmungen im Erdmantel, und als John Perry diese 1895 mit einbezog, wurde das Alter des Planeten auf 2 bis 3 Milliarden Jahre neu festgelegt. Nach der Entdeckung der Radioaktivität wiesen George Darwin und John Joly 1903 darauf hin, dass die Erde ihre eigene innere Wärmequelle hat, die vom radioaktiven Zerfall herrührt. Als man die Physik des radioaktiven Zerfalls verstand, erhielt man eine sehr wirksame Methode, altes Gestein zu datieren … Und so ging es weiter. 1956 verwendete Clair Cameron Patterson die Physik, nach der Uran zu Blei zerfällt, um das gegenwärtig akzeptierte Alter der Erde zu errechnen: 4,54 Milliarden Jahre. (Das Material in Meteoriten bildete sich zur selben Zeit wie die Planeten, war seither aber nicht denselben komplizierten Prozessen wie das Material der Erde unterworfen. Meteoriten sind eine »eingefrorene« Aufzeichnung des frühen Sonnensystems.)
    Unabhängige Bestätigung haben die Gesteine der Erde selbst geliefert, insbesondere winzige Gesteinsteilchen, die Zirkone genannt werden. Chemisch handelt es sich dabei um Zirkoniumsilikat, ein äußerst hartes Material, welches destruktive geologische Prozesse wie Erosion und sogar metamorphose Gesteinsbildung übersteht, wenn Gestein durch extreme Temperaturen durch einströmendes Magma erhitzt wird. Sie können mithilfe des radioaktiven Zerfalls von Uran und Thorium datiert werden. Die ältesten Zirkone, die bisher beobachtet wurden, kleine Kristalle in den Jack Hills von Westaustralien, sind

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