Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)
Schicht legte sich auf die Erde, wie Marjorie kichernd feststellte.
ACHT
Verwunderliche Kugel
Die Rundwelt heißt so, weil sie, hm, rund ist.
Von außen. Wie die Zauberer sie wahrnehmen.
Von innen … Tja, das ist eine gute Frage.
In Die Gelehrten der Scheibenwelt und den Fortsetzungen bzeichnet der Name zweierlei: unseren Planeten und unser Universum. Der Planet ist tatsächlich rund – so ungefähr –, obwohl man zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Kulturen nichts davon hielt und andere Gestalten bevorzugte. Das Universum … Nun ja, wir wissen eigentlich nicht, welche Gestalt es hat. »Rund« ist eine offensichtliche Möglichkeit, vielleicht gar zu offensichtlich. Wenn man nicht nur einen Blickpunkt hat, sondern selbst einer ist , und wenn man in jede Richtung gleich weit blicken kann, sieht die ganze sichtbare Welt automatisch rund aus. Mit einem selbst im Mittelpunkt! Erstaunlich.
Da sie kein Narrativium enthält, weiß die Rundwelt nicht, welche Gestalt sie haben sollte . Irgendwie müsste die gegenwärtige Gestalt des Planeten, des Universums und des ganzen Rests eine Folge jener mysteriösen Regeln sein. Aber es gibt keine Regel, die besagt: »Planeten sollen rund sein.« Es gibt nicht einmal eine Regel »Es soll Planeten geben«. Die Regeln, wie wir sie derzeit erfassen, sagen rätselhafte Dinge wie iħ φ/φt φ = Ĥφ .* [* Das ist die Schrödingergleichung, diejenige, die besagt, dass eine Katze gleichzeitig lebendig und tot sein kann. Sehen Sie, warum? Liegt das nicht auf der Hand? Na schön, wenn Sie darauf bestehen: Es sei ψ = L (lebendig), sodass iħ φ/φt L = ĤL gilt. Dann soll ψ = T (tot) mit iħ φ/φt T = ĤT sein. Addieren Sie diese beiden Gleichungen und stellen Sie sie um, sodass sich iħ φ/φt (L+T) = Ĥ (L+T) ergibt. Das ist eine Katze, die sowohl lebendig als auch tot ist, und erfüllt dieselbe Gleichung. (Um die Unitärität zu erhalten, muss noch hier und da 1/ √2 eingefügt werden … Aber das wissen Sie ja.)] Dieser perverse Mangel an menschlichem Bezug in den Regeln treibt die Zauberer zum Wahnsinn. Andererseits gefallen ihnen die putzigen Symbole, die zweifellos magisch sind.
Schlimmer noch: Die Regeln sind nicht niedergeschrieben. Sie sind nicht einmal implizit im Narrativium enthalten, weil es ja keins gibt – bis die Menschen es für sich selbst erfinden. Die Regeln wirken (denken wir) hinter der Szene; hin und wieder zieht ein wahrhaft vernunftbegabter Mensch den Vorhang beiseite und wirft einen Blick auf das Räderwerk der Natur. Die Geschöpfe, die in oder auf der Rundwelt leben (also wir) spielen daher ein langwieriges Ratespiel. Dabei stellen sie Regeln auf, die zu funktionieren scheinen, und diskutieren dann darüber, ob sie wirklich funktionieren. Dieses Spiel ist unter vielen Namen gespielt worden: Religion, Philosophie, Naturphilosophie, Wissenschaft oder einfach Die Wahrheit . Wir spielen es noch immer.
Dieses Kapitel wird von der Gestalt unseres Planeten handeln. Die Antwort ist allgemein bekannt, also werden wir uns auf die phantastischen Alternativen konzentrieren, die zu manchen Zeiten vorgeschlagen wurden. Auf den Prozess, der zur gegenwärtigen Antwort führte, und auf die Umstände, die sich manche Leute machen, um diese Antwort zu leugnen. Die Gestalt des Universums wollen wir für Kapitel 16 lassen. Das ist ein viel schwierigeres Problem, zum Teil deshalb, weil wir uns nicht außerhalb des Universums stellen und es betrachten können. Bis in die 1960er-Jahre hatten wir dieses Problem jedoch auch mit unserem Planeten, was die Wissenschaftler nicht daran hinderte, seine Form und Größe immer genauer zu ermitteln. Ebenso sein Alter, obwohl der akzeptierte wissenschaftliche Wert für das Alter der Erde mancherorts angezweifelt wird, weil die Antwort manchen Leuten nicht gefällt, und mehr ist natürlich nicht nötig für den Beweis, dass sie falsch sein muss.
Die alten Griechen begannen mit der Vorstellung, die Welt sei flach, doch sie revidierten ihre Meinung, als sie indirekte Beweise für das Gegenteil zur Kenntnis nahmen. Wie mehrere frühere Kulturen war ihnen bewusst, dass der Mond eine Kugel ist. Auf den ersten Blick mag er wie eine flache Scheibe aussehen, doch wegen seiner Phasen zeigt die einfache Geometrie, dass er ungefähr kugelförmig sein muss. Die Sonne, die man schlecht betrachten kann, ohne blind zu werden, ist eine Scheibe, die fast genau dieselbe Größe und Form wie der Mond zu haben scheint. Also ist sie vermutlich
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