Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)
auch eine Kugel. Schließlich schlussfolgerten die Griechen, dass auch die Erde eine Kugel ist – etwas überraschend, denn sie sieht nicht danach aus. Wenn man in einer gebirgigen Gegend wohnt, sieht die Erde huckelig aus, in einer Wüste, abseits der großen Sanddünen, wirkt sie flach. Doch wenn man genau hinsieht, verschwinden Schiffe, nachdem sie ausgelaufen sind, langsam unter dem Horizont. Also ist das Meer gekrümmt. Andere Hinweise wie der Erdschatten bei einer Mondfinsternis sprechen ebenfalls dafür, dass die Erde rund ist. Für die Weltsicht der Griechen, eine Mischung aus menschenbezogenem und universumbezogenem Denken, ergab das narrativen Sinn: Eine Kugel ist eine vollkommene geometrische Form, also müssten die Götter natürlich diese Form benutzt haben, als sie die Welt schufen.
Nach mindestens 250 000 Jahren der Evolution und kulturellen Entwicklung der modernen Menschen, denen Jahrmillionen unserer hominiden Vorfahren vorangingen, haben wir unsere eigene Art von Narrativium entwickelt. Dabei geschehen Dinge, weil wir einander Geschichten über sie erzählen und dann dazu angeregt werden, sie geschehen zu lassen . Nachdem wir einander zahllose Geschichten über die Gestalt der Erde erzählt haben, von denen die meisten falsch waren, haben wir es schließlich geschafft, ein ziemlich genaues Bild von der Form unseres Heimatplaneten zu gewinnen. Er hat, wie schon erwähnt, die Form einer Kartoffel. Die Kartoffel kommt einem Rotationsellipsoid sehr nahe, wie ein Wasserball, auf den sich jemand gesetzt hat. Ein Sphäroid wiederum kommt einer Kugel ziemlich nahe. Die Griechen haben für ihre Zeit erstaunlich gute Arbeit geleistet.
Eine Kugelform hat noch mehr Sinn, wenn man sich erst einmal vergegenwärtigt, dass wir auf einem Planeten leben, der den anderen Planeten des Sonnensystems ähnelt, und wenn man erst einmal Teleskope hat, die offenbaren, dass Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun (und Pluto und Ceres und Titan und …) rund sind. Wie oben, so unten. Doch das alles beruht auf logischen Schlussfolgerungen, und erst seit relativ kurzer Zeit besitzen wir die Technik, um die Erde von außen zu betrachten. Das berühmte Foto vom »Erdaufgang«, das der Astronaut William Anders von Apollo 8 im Jahr 1968 auf der Mondumlaufbahn aufnahm, zeigt eine sich emporwölbende Erde, überwiegend blau und weiß, aber mit Grün- und Brauntönen, wie sie über einer sterilen, grauen, bergigen Mondlandschaft aufgeht. (Die erste bemannte Mondlandung, Apollo 11, fand ein Jahr später statt.) Das Bild veranschaulichte die Zerbrechlichkeit unserer Welt, wie sie durch den Raum schwebt, und änderte die mit dem Wort »Erde« verknüpften Assoziationen ein für alle Mal. Die Ironie liegt darin, dass die Astronauten dieses Bild gar nicht aufnehmen sollten. Die Niederschriften der NASA -Aufzeichnungen enthalten einen Wortwechsel zwischen Anders und dem Missionskommandanten Frank Borman, der zuvor ein Schwarz-Weiß-Foto der aufgehenden Erde gemacht hatte.
Borman: O mein Gott! Schau dir das Bild da drüben an! Da kommt die Erde hoch. Wow, ist das hübsch!
Anders: He, nimm das nicht auf, es steht nicht im Plan.
Borman: Hast du einen Farbfilm, Jim?
Anders: Reich mir die Rolle Farbfilm, rasch, mach schon!
Der Rest war ein Triumph astronautischen Narrativiums über den verwaltungsmäßigen Missionsplan.
Obwohl wir mittlerweile wissen, dass die Welt rund ist, weigern sich ein paar Ewiggestrige immer noch, die Beweise anzuerkennen. Sie »wissen«, dass die Mondlandungen gar nicht stattgefunden haben – sie wurden alle in Hollywood-Studios zusammengefälscht. Ohne Frage ist das inzwischen möglich. Filmleute verwenden routinemäßig computergeneriertes Bildmaterial, um weitaus kompliziertere Dinge zu erschaffen – einschließlich Apollo 13 . Zweifelhaft bleibt, dass es damals möglich gewesen sein sollte, aber natürlich haben geheime Regierungsprojekte technische Fortschritte verborgen, die sie erst später öffentlich gemacht haben … Aber anscheinend nicht die relativ geradlinige Ingenieurstechnik, die benötigt wurde, um einen Menschen auf den Mond zu bringen. Die Theorie, dass die Mondlandungen niemals stattgefunden haben, erscheint vollkommen sinnvoll, wenn man es für möglich hält, eine Weltverschwörung aufrechtzuerhalten, die letzten Endes Millionen Menschen einschloss. Nicht zuletzt die Russen, die den Amerikanern auf dem Mond gern zuvorgekommen wären.
Wir wollen aber keine
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