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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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solche von aufrührerischer oder gar revolutionärer Natur – machte Spaß, aber manchmal dachte Marjorie voller enttäuschtem Ärger daran, dass das System auch die Ausführungen von Leuten erlaubte, die ihr Wissen offenbar aus Zeitungen bezogen, die vor allem Bilder nackter Frauen zeigten.
    Sie hatte oft mit ihrer Mutter darüber gesprochen, die der Ansicht gewesen war, dass letztendlich alles funktionierte. Die berühmtesten und intelligentesten Leute, so fand Marjories Mutter, hatten manchmal die dümmsten und gefährlichsten Ideen. Ihrer Ansicht nach konnten dumme kluge Leute weitaus mehr Schaden anrichten als dumme, unwissende Hohlköpfe.
    Marjorie warf die Zeitung beiseite, und als hätte sie damit das Zeichen gegeben, klopfte es an der Tür. Es klang nach einem nervösen Klopfen, und als sie die Tür öffnete, stand dort der Zauberer namens Rincewind, begleitet von einem ziemlich großen, aber recht freundlich wirkenden Orang-Utan, der auf die Fingerknöchel gestützt hereinkam.
    »Bitte, entschuldigen Sie«, sagte Rincewind. »Der Erzkanzler möchte, dass Sie den Bibliothekar kennenlernen. Früher einmal war er ebenso Mensch wie Sie und ich, aber nach einem magischen Unfall in der Bibliothek … ist er es noch mehr , wenn Sie verstehen, was ich meine. Äh, sind Sie nicht überrascht?«
    »Nein, Herr Rincewind, überrascht im strengen Sinn bin ich nicht. Wir Bibliothekare sprechen natürlich nicht oft darüber, aber alle wissen von den Bananenschalen, die über Nacht erscheinen, wenn ein seit Langem gesuchtes Buch plötzlich wieder da ist, und zwar genau an der Stelle, an der es sich befinden sollte – an einer Stelle, die zuvor monatelang leer war. Wir haben Erfahrung und wissen, dass er irgendwo dort draußen ist, manchmal mit dem Kopf nach unten hängend. Was mich persönlich betrifft … Ich bin dem Herrn schon zweimal begegnet.«
    Sie streckte dem Bibliothekar die Hand entgegen – es fühlte sich an, als schüttelte sie einen dünnen Damenhandschuh. Der Orang-Utan zwinkerte ihr zu, und dann brach Rincewind den Zauber, indem er sagte: »Er versteht alles, was Sie sagen, und nach einer Weile wissen Sie, was er sagt. Es … sickert in den Kopf. Es gibt einen Ausdruck dafür …«
    »Osmose«, sagte Marjorie, ohne nachzudenken, und erhielt als Belohnung ein lautes »Ugh!«.
    »Der Erzkanzler hat beschlossen, dass Sie freien Zutritt zu unserer Bibliothek bekommen, die natürlich jedes Buch enthält, das seit der Erfindung der Schrift jemals geschrieben wurde. Vielleicht interessieren Sie sich für den Inhalt der Bibliothek von Alexandria? Wir haben alles in Sicherheit gebracht, als das Feuer ausbrach. Und … mal sehen … ja, wie wär’s mit der Bibliothek von Atlantis? Dort gab es natürlich keine Menschen, dafür aber andere intelligente Wesen, die Hummern ähnelten und auf Steinplatten über die Erschaffung der Welt schrieben. Wie schade, dass sie so köstlich schmeckten!«
    Marjorie starrte Rincewind mit offenem Mund an, und er fuhr fort: »Der Erzkanzler hat mir aufgetragen, Sie ein wenig herumzuführen, während sich alle auf die Verhandlung am Donnerstag vorbereiten – sie ist Stadtgespräch! Beginnen wir mit einer Tour durch die Bibliothek. Gewöhnlich würde sie mehr als eine Million Milliarden Jahre dauern, aber wir können die eine oder andere Abkürzung nehmen.«
    Marjorie kehrte erst gegen Mittag am Mittwoch zurück, gesättigt von Büchern, aber noch immer hungrig genug, sich für den nächsten Tag einen weiteren Ausflug zu wünschen. Wozu sie allerdings keine Gelegenheit bekäme, denn für den nächsten Tag war die Verhandlung anberaumt.
    Der Erzkanzler hatte ihrem Wunsch nach einem Platz im Gerichtssaal entsprochen, wobei zu beachten war: Da sie durch Zufall auf der Scheibenwelt weilte, sollte niemand etwas über ihre Herkunft verlauten lassen, nur für den Fall. Um wessen Fall es in diesem Fall ging, blieb unbekannt.
    Aber man verbot ihr nicht zu reden oder die Verhandlung mit Habichtsaugen zu beobachten, noch dazu mit den Augen eines Habichts, der besonders gut sehen konnte. Trotz ihrer Beschäftigung mit den Büchern der Bibliothek hatte sie Zeit gefunden, die Zeitungen zu lesen, und deshalb wusste sie: Die Bevölkerung von Ankh-Morpork schien kaum am Ausgang der Verhandlungen interessiert zu sein und nicht einmal richtig zu wissen, was auf dem Spiel stand.
    Ihr Interesse galt in erster Linie dem Kampf vor Gericht.

ZWÖLF
    Der lange Arm des Geschwätzes
    Die Scheibenwelt hat eine

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