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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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wissen glauben, wie die Natur funktioniert, und die auf Biegen und Brechen versuchen, ihre Antwort jedem einzuflößen. Der wissenschaftliche Zweifel liefert Letzteren eine nützliche Waffe: Er setzt die Wissenschaft der Kritik aus, sie wisse in Wahrheit gar nichts.
    Wissenschaftler machen keine Gesetze, verschaffen ihnen keine Geltung und versuchen sie nicht zu umgehen. Anders, als soziale Relativisten und Postmodernisten zu glauben scheinen, treffen sie sich nicht, entscheiden, welche Gesetze ihnen am besten zupass kommen, und erklären diese dann für richtig. Vielmehr verwenden die Wissenschaftler der Rundwelt wie schon ihre Vorgänger, die Naturphilosophen, viel Zeit darauf, die potenziellen Konsequenzen hypothetischer Versionen von Naturgesetzen zu untersuchen – in der Hoffnung, Theorien entweder zu stützen oder zu Fall zu bringen. Da sie Menschen sind, neigen sie dazu, ihre eigenen Theorien zu stützen und die ihrer Opponenten zu Fall zu bringen. Die meisten von ihnen bemühen sich jedoch aufrichtig, diese Vorliebe zu vermeiden, wenn die Beweise, dass sie unrecht haben, hinreichend stark sind.
    Ein charakteristisches Beispiel ist Richard Muller, Leiter des Erd-Projekts der Universität von Berkeley (Berkeley Earth Project) und (bis Juli 2012) ein prominenter Skeptiker in Bezug auf den Klimawandel. Das Projekt, finanziert von einer Gruppe, die Maßnahmen gegen den Klimawandel verhindern will, sollte Beweismaterial für eine von Menschen verursachte globale Erwärmung widerlegen. Zu diesem Zweck wurde eine neue Analyse historischer Daten zur Temperatur der Erde über die letzten 250 Jahre hinweg durchgeführt. Es ergab sich jedoch, dass die Studie das vorhandene Beweismaterial für eine globale Erwärmung bestätigte und bestärkte. Die Analyse zeigte, dass die durchschnittliche Landtemperatur der Erde in diesem Zeitraum um 1,5 Grad gestiegen ist. Nahezu zwei Drittel dieses Anstiegs erfolgten in den letzten fünfzig Jahren.
    Muller verkündete prompt* [* Ein wenig zu prompt für manche Wissenschaftler, die sich beklagten, die Ergebnisse seien mitgeteilt worden, ehe sie von Kollegen für die Publikation begutachtet wurden.], seine früheren Bedenken bezüglich möglicher Fehler bei der Datensammlung und -analyse hätten sich als unbegründet erwiesen. »Voriges Jahr«, sagte er, »bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die globale Erwärmung real ist und die früheren Schätzungen der Erwärmungsrate korrekt waren. Ich gehe einen Schritt weiter: Der Grund sind fast ausschließlich die Menschen.«
    Das ist der Unterschied zwischen Skeptizismus und Leugnen.
    Es gibt zwei große philosophische Probleme bezüglich der Naturgesetze. Was sind sie? Woher kommen sie?
    Um die Sache noch verwickelter zu machen, hat der Begriff selbst mehrere verschiedene Bedeutungen. Der Philosoph Thomas Hobbes, der 1651 den Leviathan veröffentlichte, nahm grundsätzlich gottgegebene Gesetze an. Als das erste Gesetz der Natur bezeichnete er »eine Vorschrift oder allgemeine Regel der Vernunft: suche Frieden, solange nur Hoffnung dazu da ist« – womit festgelegt war, was die Menschheit tun sollte. In anderem Sinn gebrauchte John Locke, ein frühes Mitglied der Royal Society, den Begriff, indem er frohgemut voraussetzte, Gott habe sich gegen Sklaverei ausgesprochen: »Im Naturzustand herrscht ein natürliches Gesetz, das jeden verpflichtet. Und die Vernunft, der dieses Gesetz entspricht, lehrt die Menschheit, wenn sie sie nur befragen will, dass niemand einem anderen, da alle gleich und unabhängig sind, an seinem Leben und Besitz, seiner Gesundheit und Freiheit Schaden zufügen soll.« Schön: Man ziehe die Vernunft zurate und erzeuge ein System mit Freiheit für alle. Für den Anfang sollte das in Ordnung sein. Doch dann muss man Ausnahmen machen: für Hexen natürlich oder für Kinder, die beim Brotstehlen ertappt werden, oder für Übeltäter allgemein. Wenn man für übel einen bestimmten Wert annimmt.
    Die Naturgesetze in diesem Sinn standen den menschlichen Gesetzen viel näher als unser heutiger Gebrauch, der physikalische Gesetze meint. Ausnahmen sind das Gravitationsgesetz und das Ohm’sche Gesetz vom Verhältnis zwischen Spannung, Stromstärke und Widerstand in elektrischen Stromkreisen. Diese Bedeutung scheint viel näher an dem zu sein, »wie etwas funktioniert«, und das soll unser Ausgangspunkt sein.
    In Vom Wesen physikalischer Gesetze schrieb Richard Feynman, dass wir, um ein Naturgesetz zu entdecken, mit einer

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