Das juengste Gericht
suchen sei. Er wies auf die erfolgte Abstimmung der Pressesprecher von Polizei und Staatsanwaltschaft hin. Die Federführung liege bei der Justiz, da es jetzt ein bei ihr anhängiges Verfahren gegen Krawinckel gebe. Dieser sei nicht mehr als Zeuge anzusehen, sondern inzwischen als Beschuldigter eingetragen.
Im Anschluss daran gab Köhler noch einige organisatorische Hinweise und beschrieb die beiden Häuser in Bad Homburg und Freiensteinau. Er betonte, dass die Bad Homburger Polizei verständigt sei und im Bedarfsfall personelle Unterstützung leisten werde.
Eine gute Stunde später bogen zwei Fahrzeuge der gehobenen Klasse in die Parkstraße in Bad Homburg ein. In dem vorausfahrenden Auto saßen Pechstein, Diener und Frau Breidel am Steuer. Den zweiten PKW mit Schultz und Köhler lenkte Schreiner. Köhler war mit dem organisatorischen Ablauf zufrieden, da ihn wenige Minuten zuvor der Anruf von Golz und Mannteufel erreicht hatte, sie seien an dem Wochenendhaus in Freiensteinau angekommen.
An der Einfahrt zum Haus von Krawinckel atmete Schultz auf, als er feststellte, dass keine Pressevertreter vor Ort waren. Bis zuletzt hatte er befürchtet, es würde bei dem großen Kreis der Mitwisser eine undichte Stelle geben.
Natascha Breidel stieg aus und klingelte. Auf die Frage, wer da sei, hielt sie Ihren Dienstausweis vor die Videoanlage.
»Kriminalpolizei.«
Einige Sekunden geschah nichts. Dann wurden die beiden Flügel des schmiedeeisernen Tores automatisch aufgeklappt. Die beiden Fahrzeuge hielten vor der Auffahrt. Alle Insassen stiegen aus.
Mike Kellermann öffnete die Tür. »Sie wünschen?«
Schultz hielt ihm seinen Dienstausweis vor. »Guten Morgen. Wir haben einen Durchsuchungsbeschluss für die Räumlichkeiten. Würden Sie Frau oder Herrn Krawinckel unterrichten und sie hinzu bitten.«
»Die Herrschaften sind nicht hier. Sie sind gestern schon zu einem auswärtigen privaten Termin weggefahren. Ich erwarte sie erst heute Abend zurück.«
Kellermann erhielt von Schultz eine Durchschrift des Beschlusses. »Dann werden wir im Bedarfsfall auf Sie zurückgreifen. Sie können die Eheleute Krawinckel fernmündlich von unserer Anwesenheit unterrichten. Wenn Sie uns nun bitte eintreten ließen.«
Das Mienenspiel von Kellermann wies Unsicherheit aus. Schließlich wich er zur Seite.
Die Beamten traten ein und verschafften sich einen ersten Überblick über die Räumlichkeiten. Anschließend legten sie die Aufgabenverteilung fest. Schultz und Frau Breidel nahmen sich die Arbeitszimmer Phillip Krawinckels, Diener und Schreiner die privaten Räume Ellen Krawinckels und Köhler und Pechstein die übrigen Räume vor. Kellermann hatte sich entfernt.
Schultz zog seine Anzugjacke aus und legte sie neben sich. Sodann machte er sich an dem Aktenschrank mit den Geschäftsunterlagen zu schaffen. Er sichtete oberflächlich die Beschriftungen und den Inhalt der Leitzordner. Frau Breidel saß am Computer.
Nach einer Weile wurde Schultz stutzig. In einem der Ordner fanden sich Belege der Commerzbank über eine Vielzahl von Zahlungseingängen in ausnahmslos derselben Höhe. Soweit er es in der Eile überprüfen konnte, handelte es sich durchgängig um verschiedene Einzahler.
Er wollte die etwaige Bedeutung des Funds mit Diener diskutieren, traf aber im Flur auf Kellermann, der gerade sein Mobiltelefon zuklappte. »Ich habe die Herrschaft erreicht. Die Eheleute Krawinckel werden erst morgen im Laufe des Tages zurück sein. Sie haben ihrem Erstaunen über die Maßnahmen Ausdruck gegeben und werden Rechtsanwalt Doktor Schaller bitten, hierherzukommen.«
Schultz nickte. Er kehrte zurück zum Aktenschrank und blätterte weiter durch die Unterlagen.
Sein Mobiltelefon klingelte. Es war Rechtsanwalt Doktor Schaller. »Ich muss mich sehr wundern, Herr Kollege. Soeben hat mich ein Anruf von Herrn Krawinckel erreicht. Ist das nicht eine völlig überzogene Vorgehensweise, bei einem honorigen Paar der hiesigen Gesellschaft zu durchsuchen? Hoffentlich haben Sie dafür gute Gründe. Immerhin hatte sich Herr Krawinckel in seiner Vernehmung bei Ihnen außerordentlich kooperativ gezeigt. Außerdem hätten Sie mir wenigstens die Gelegenheit zur Teilnahme einräumen können. Im Augenblick kann ich leider nicht dazukommen, weil ich durch einen anderen Termin, der unaufschiebbar ist, gebunden bin. Dafür werde ich Sie morgen mit meinem Mandanten in Ihrem Büro aufsuchen.«
»Natürlich hätte ich Ihnen den Termin mitteilen können. Ich war aber
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