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Das juengste Gericht

Das juengste Gericht

Titel: Das juengste Gericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Scheu
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ob an alles gedacht war. Im Übrigen fällt mir gerade ein, dass ich noch mehr aufzubieten habe. Es gibt ein Foto.«
    Als Kellermann schwieg, setzte Schultz einen verwunderten und abschätzigen Blick auf. Er rief sich das Erscheinungsbild von Ellen Krawinckel vor Augen und stellte sich die Frage, welche Gemeinsamkeiten sie wohl mit Kellermann verbanden. »Was ist das für ein Foto? Womit wollen Sie uns jetzt kommen?«
    »Ein Automatenfoto. Als Ellen und ich ... Entschuldigung, ich meine, als Frau Krawinckel und ich unsere Goldkettchen angelegt hatten, suchten wir in der B-Ebene des U-Bahnhofs an der Hauptwache einen Fotoautomaten auf. Wir schlichen hinter den Vorhang und schraubten den Drehstuhl nach unten. Sie setzte sich auf meinen Schoß. Wir knöpften unsere Kragen auf, um die Anhänger mit auf das Foto kommen zu lassen. Eines der Bilder müsste ich in meiner Brieftasche haben, die mir nach meiner Festnahme abgenommen worden ist.«
    Schultz warf Schreiner einen auffordernden Blick zu. »Das klären wir.« Er schaute sich in der Runde um. »Wir sollten jetzt nach Bad Homburg fahren. Herr Schreiner wird die Organisation übernehmen. Bevor wir losfahren, will ich noch etwas erledigen.« Er zwinkerte zuerst Diener zu und sah anschließend Frau Breidel an. »Wenn Sie bitte kurz mit mir kommen wollen. Ich habe da noch zwei kleine Aufträge für Sie.«

38. Kapitel
    Der schrille Klang der Glocke hallte ungewöhnlich lange nach. So als sei das Haus zwischenzeitlich leer geräumt und verlassen worden. Schultz strich sich über seinen Bart und trat von einem Fuß auf den anderen. »Das kann nicht sein.«
    Dann endlich Schritte. Die Tür zur Villa der Eheleute Krawinckel öffnete sich. Phillip Krawinckel stand selbst im Eingang, als im Schlepptau von Schultz dessen Kollege Diener, der Polizeibeamte Schreiner mit Kellermann an den Handschellen sowie Rechtsanwalt Flach eintraten.
    Die Tür blieb offen. Krawinckel wirkte wieder sehr gefasst.
    »Kommen Sie bitte. Ich bin sehr verblüfft und enttäuscht über den Ausgang der Geschichte. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Herr Kellermann genoss mein vollstes Vertrauen.«
    Schultz hatte den Eindruck, dass Krawinckel unter Medikamenten stand. Anders konnte er sich dessen angepasstes Auftreten nicht erklären. Außerdem fand er es erstaunlich, dass sich ausgerechnet Krawinckel schon wieder über andere Menschen erhob. »Herr Kellermann genießt bei Ihnen Hausrecht. Ich gehe davon aus, dass Sie nichts dagegen haben, wenn wir uns mit ihm in den von ihm bewohnten Räumen umsehen.«
    Mit großer Geste und freundlichem Lächeln wies Krawinckel in das Innere des Hauses. Aus den Augenwinkeln warf er einen Blick auf seine frisch gefeilten und lackierten Fingernägel. »Mein Haus ist das Ihre. Sie sollen nicht annehmen, dass ich mich der Wahrheitsfindung entgegenstelle.«
    Im gleichen Moment kam Rainer Wegmann den Flur entlang. Er ergriff den Arm Krawinckels. »Was wollen die denn schon wieder hier, Phillip. Ich meine, es reicht jetzt. Ruf doch mal den Chef von der Truppe an und sage, wer du bist. Dann haben wir in zwei Minuten Ruhe. Es muss schließlich für irgendetwas gut sein, dass du die ganzen Kerle immer mittags durchfütterst.«
    »Sei vorsichtig, Rainer, und übertreibe es nicht. Du könntest es bereuen. In meinem Haus entscheide noch immer ich, wen ich kommen und gehen lasse«, sagte Krawinckel.
    Wegmann fuhr sich durch seine Dauerwelle und schüttelte den Kopf. Schultz verdrehte die Augen. Er sah an Wegmann vorbei zu Krawinckel hin. »Es wäre nett von Ihnen, wenn Sie uns mit Herrn Kellermann alleine ließen. Ganz alleine.«
    Krawinckel machte eine Verbeugung und ging einen Schritt zurück. Er hängte sich bei Rainer Wegmann ein und zog diesen ein Stück mit sich fort. »Keine Sorge. Das geht in Ordnung. Sollten Sie mich brauchen, genügt es, einen der Bediensteten anzusprechen. Sie wissen, wo ich mich aufhalte.«
    »Herr Diener wird Sie begleiten. Wir müssen ohnedies Ihr Dienstpersonal nach einer Angabe von Herrn Kellermann zu seinem Aufenthalt an Allerheiligen hier im Hause fragen.«
    Als Diener gerade mit den beiden Männern außer Sichtweite war, drang von der Einfahrt her das Geräusch überlaut quietschender Reifen in den Eingangsbereich. Schultz, Schreiner, Kellermann und Flach drehten auf dem Absatz um und schauten zur Tür. Für einen Moment glaubte Schultz, Rainer Wegmann habe sich davongemacht.
    »Das ist er. Der ganz links da drüben. Sie können mir

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