Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das juengste Gericht

Das juengste Gericht

Titel: Das juengste Gericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Scheu
Vom Netzwerk:
Herr Schultz. Es sind allerdings vornehmlich negative Erkenntnisse. Beginnen wir mal von vorn. Die Spurensicherung hat an dem Geländer, das übrigens für den Außenbereich eines achten Stockwerks bemerkenswert niedrig ist, ausschließlich Hautpartikel des getöteten Mädchens vorgefunden. Sie rühren, wie ich Ihnen schon am Telefon gesagt habe, von dem reflexartigen Festhalteversuch her. Auch an den Kleidern von Sunita haben wir keine verwertbaren Spuren angetroffen, die vom Täter oder der Täterin herrühren könnten. Insoweit ist rundum Fehlalarm.«
    Wie einstudiert meldete sich an dieser Stelle Köhler zu Wort.
    »Das Mädchen ist nach unseren bisherigen Ermittlungen von niemand bewusst gesehen worden. Ebenso wenig der Täter. Ich habe heute Morgen außer mit den Beucherts noch mit der Bedienung des Cafés gesprochen, durch das Sunita zu dem Aussichtsbalkon gegangen sein muss. Zufällig handelte es sich um dieselbe Bedienung, die am Vortag zur Tatzeit Dienst hatte. Sie war fürchterlich aufgeregt, weil sie Angst hat, den Job zu verlieren, obwohl sie nur auf 400-Euro-Basis angestellt ist. Sie will zum fraglichen Zeitpunkt auf der Toilette gewesen sein und dadurch überhaupt nichts mitbekommen haben. Während ihrer Aussage schien sie mir sehr verlegen. Trotzdem halte ich sie, was das Kerngeschehen angeht, für glaubwürdig. Als ich nachhakte, räumte sie ein, mit Freundinnen eine Zigarette geraucht und dazu ihren Arbeitsplatz verlassen zu haben. Dies darf sie laut Abrede mit ihrem Arbeitgeber nicht.« Schreiner trank einen Schluck Kaffee und zündete sich eine neue Zigarette an. »Ich war mit meinen Ausführungen zum Ergebnis der Spurensicherung noch nicht ganz fertig. Wir stehen nicht mit völlig leeren Händen da. Auf dem Boden des Balkons in der Nähe des Geländerteils, auf dem sich die Festhaltespur befindet, lag ein abgerissenes Goldkettchen.«
    Schultz zog die Schultern hoch und hielt die Handflächen nach oben geöffnet. »Die Kette kann ebenso gut Sunita gehört haben. Sofern sich daran keine brauchbaren Spuren finden, dürfte uns das nicht viel weiterhelfen.«
    »Sie sind wieder schneller als der Schall, Herr Schultz«, sagte Schreiner und zog kurz an seiner Zigarette. »Immer erst ausreden lassen. Wir halten es deshalb für unwahrscheinlich, dass Sunita die Kette getragen hat, weil das Mädchen eine Goldkette mit einem stilisierten Buddha als Anhänger trug. Sie wird sich keine zwei Halskettchen um den Hals gehängt haben. An der zerrissenen Kette befindet sich ebenfalls ein Anhänger. Zuerst haben wir geglaubt, dass er ein Herzchen darstellt. Seltsam ist, dass das Herz unten nicht geschlossen ist. Wir können uns darauf noch keinen Reim machen. Die Bedeutung einer Figur dieser Art ist uns nicht bekannt. Natürlich kann die Kette auch einer ganz anderen Person gehört haben, die vor dem Erscheinen unserer Spurensicherung am Tatort war. Das Ärgerliche ist, dass das Kettchen in einer Pfütze lag. Es scheidet leider als Spurenträger aus.«
    Schultz schaute wechselweise Schreiner und Köhler an. »Wie wollen wir weiter vorgehen?«
    »Wir machen Ihnen gleich einen Vorschlag, Herr Schultz«, sagte Köhler. »Kollege Schreiner hat noch nicht alles vorgetragen, was Sie zur Beurteilung der weiteren Vorgehensweise wissen müssen. Es gibt da noch einen Punkt, der einer sorgfältigen Betrachtung in taktischer Hinsicht bedarf.«
    »Und der wäre?«
    »Wir haben aus Routine, wegen der merkwürdigen Verhaltensweisen der Beteiligten bei der Überbringung der Todesnachricht und der Bemerkungen der Schwester von Sunita nach Vorstrafakten gesucht. Bei Beuchert sind wir fündig geworden. Eine alte Wirtschaftsgeschichte. Es gibt darin eine auffällige Verbindung Beucherts zu Phillip Krawinckel. Sie erinnern sich, dass dieser Mann anwesend war, als wir den Eltern die Todesnachricht überbrachten. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    Schultz runzelte die Stirn und legte den Zeigefinger an die Nase. »Natürlich. Das ist dieser große Mäzen in der RheinMain-Region. Er kennt Gott und die Welt und hat aufgrund seines enormen Reichtums starken Einfluss in Wirtschaft und Politik. Was hatte der mit Beuchert zu tun? Krawinckel ist meines Erachtens ein ganz anderes Kaliber.«
    Köhler lächelte und nickte. Seine Wangen glühten. »Wir sprechen von demselben Mann. Er hat damals die Voraussetzungen geschaffen – dass Beuchert aus der Untersuchungshaft kam. Nach der Haftentlassung hat ihm Krawinckel erneut unter die Arme gegriffen. Alles

Weitere Kostenlose Bücher