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Das juengste Gericht

Das juengste Gericht

Titel: Das juengste Gericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Scheu
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hatte natürlich seine Richtigkeit. Allerdings dürfte es sich im Umfeld der Justiz eher positiv ausgewirkt haben, dass ein Mann wie Krawinckel sich mit seiner hohen Reputation für Beuchert einsetzte.«
    Schultz wiegte den Kopf hin und her. Er teilte die Auffassung nicht, dass sich Organe der Justiz von derartigen Umständen beeinflussen lassen könnten. Am liebsten hätte er längere Ausführungen zur Integrität der Justizkräfte gemacht, bevorzugte jedoch das französische Sprichwort, dass sich anklagt, wer sich entschuldigt. »Warum hat Krawinckel das alles für Beuchert getan? Wissen wir darüber etwas?«
    Schreiner hielt fast nur noch einen Zigarettenstummel zwischen Zeigeund Mittelfinger, nahm jedoch noch einen Zug. Dabei stieg ihm der Rauch in das rechte Auge, das sofort zu tränen begann. Er drückte die Zigarette aus und rieb sich vorsichtig über die Wimpern. Als das nicht half, zog er ein Papiertaschentuch aus seiner Hosentasche, zog die Augenbrauen hoch und begann, das netzende Auge abzutupfen. »Kumpels sind sie, Herr Schultz. Sie sind schon zusammen in die Grundschule gegangen. Einzelheiten wissen wir nicht, weil sich solche aus der Vorstrafakte nicht ergeben. Ich frage mich nur, warum das Thema nicht schon im damaligen Prozess eine Rolle gespielt hat. Krawinckel war zu dieser Zeit schon eine große Nummer. Zumindest hätte aus meiner heutigen Sicht geklärt werden müssen, ob er nicht eine Art Hintermann war. Er könnte Beuchert alles finanziert und einen neuen Start ermöglicht haben, damit der schweigt und ihn nicht mit hineinzieht. Immerhin existiert die persönliche Beziehung, wie wir gesehen haben, noch immer. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass Rupa, die jüngere Schwester von Sunita, Phillip Krawinckel ausdrücklich in den Kreis der Heuchler und Lügner einbezogen hat.«
    »Was besagt das schon? Das sind alles Allgemeinplätze, die unterfüttert werden müssen. Bisher bewegen wir uns im Bereich der Spekulationen«, sagte Schultz. »Das alte Betrugsverfahren ist endgültig abgeschlossen. Wir müssen uns nur dann Gedanken machen, was diese beiden Männer über die gemeinsame Schulzeit hinaus verbindet, wenn Krawinckel etwas mit dem Tod der kleinen Sunita zu tun haben sollte. Dafür sehe ich keine Anhaltspunkte. Der Umstand, dass er im Hause war, als Sie den Eltern die Mitteilung vom Tod Sunitas machten, lässt keine andere Bewertung zu. Die allgemein gehaltene Bemerkung eines achtjährigen Mädchens ebenso wenig.«
    Schreiner sah für einen Augenblick zu Köhler hinüber, bevor er wieder Schultz fixierte. »Okay, dann wissen wir jetzt, was zu tun ist. Wir sollten zunächst die Adoptiveltern förmlich im Präsidium vernehmen. Natürlich als Zeugen. Außerdem könnten wir im schulischen Bereich und bei den Freizeitkontakten genauer nachfassen. Wir haben uns inzwischen von den Eltern noch telefonisch eine Reihe von Namen und, soweit sie ihnen bekannt waren, von Adressen und Telefonnummern geben lassen. Vielleicht ergibt sich eine Querverbindung zu Krawinckel.«
    Ein Lächeln huschte über das Gesicht von Schultz. »Ich weiß, wie sehr es sie reizen würde, an einem Menschen wie Krawinckel die Gleichheit aller vor dem Gesetz zu demonstrieren. Trotzdem bestehe ich darauf, über etwaige Zusammenhänge informiert zu werden, bevor sie, in welcher Form auch immer, an Krawinckel herantreten. Sollte seine Vernehmung erforderlich werden, muss sie hier in der Staatsanwaltschaft in meinem Beisein erfolgen. Wir sind uns bestimmt einig, dass eine Einbeziehung Krawinckels in das Verfahren einen riesigen Wirbel in der Presse verursachen würde. Vorab müssten wir auf jeden Fall dem Justizministerium berichten. Wahrscheinlich würde Ihr Innenminister ebenfalls sein Informationsinteresse artikulieren. Ich weiß nicht, ob Krawinckel einer politischen Partei angehört. Dem Vernehmen nach geben sich jedenfalls Politiker aller Parteien in seinem Haus die Türklinke in die Hand und nehmen mehr oder weniger regelmäßig an seinen Essenseinladungen teil. Zum Glück müssen wir uns darum im Moment noch keine Gedanken machen. Hat denn Ihr Kommissariatsleiter, Herr Behrend, überhaupt schon entschieden, dass der Fall von Ihnen bearbeitet werden soll?«
    Schreiner und Köhler lachten sich beide an, bevor Schreiner sagte: »Das lassen Sie am besten unsere Sorge sein, Herr Schultz. Das Ergebnis wird zu unserer aller Zufriedenheit ausfallen. Herr Behrend ist gerade Großvater geworden und außergewöhnlich milde

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