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Das juengste Gericht

Das juengste Gericht

Titel: Das juengste Gericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Scheu
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mit K, selbst mein eigener Vorname.« Sie lachte schrill. »Aber ich war nicht um diese Zeit mit ihr verabredet.«
    »Wer fällt Ihnen noch mit K ein?«
    »Natürlich unsere Freunde, die Eheleute Krawinckel. Aber nicht nur sie. Selbst der Nachname ihres Kammerdieners fängt mit diesem Buchstaben an. Er heißt Kellermann. Nicht zu vergessen, dass Sunitas Freund Dubho den buddhistischen Namen Khema führt. Da hätten wir schon wieder ein K.«
    »Stimmt, da haben Sie recht. Wir dürfen nicht ausschließen, dass Sunita jemand ganz anderes gemeint haben kann. Vielleicht hat die Verabredung überhaupt nichts mit ihrem Tod zu tun. Immerhin war der Todeszeitpunkt fast zwei Stunden vorher.«
    Karin Beuchert zuckte mit den Schultern, zog die Augenbrauen hoch und setzte erneut ihre überlegene Miene auf. »Sie haben mich vorhin nicht ausreden lassen und mich noch gar nicht gefragt, wo ich den Zettel gefunden habe.«
    Mit dunkelroten Wangen und einer entschuldigenden Bewegung setzte sich Köhler wieder aufrecht an den Tisch. »Ich habe nicht bemerkt, dass ich Ihnen ins Wort gefallen bin. Tut mir leid. Wo war denn der Fundort?«
    »Im Salon!«
    Köhler lächelte. »Ich fürchte, dass ich nicht folgen kann. Worin liegt das Besondere?«
    Karin Beuchert wartete mit der Antwort zu und kostete die Verlegenheit Köhlers aus. »Neben dem Sessel am Fenster. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Es dient nur der Vollständigkeit und hat aus meiner Sicht darüber hinaus keine Bedeutung. Das war der Platz, an dem unser Freund Phillip Krawinckel gesessen hatte.«
    Köhler schaute auf und überlegte einen Moment. »Gab es denn zu Lebzeiten Sunitas Kontakte zwischen ihr und Herrn Krawinckel?«
    Sie nickte. »Ich gebe ja zu, dass ich für die Kinder nicht so sehr viel übrig habe und ihre Erziehung mehr als familiäre Pflichterfüllung für den toten Bruder meines Mannes empfinde. Aber Phillip, ich meine, Herr Krawinckel kümmerte sich immer rührend um die beiden. Er zerstreute oft ihre Langeweile, indem er mit ihnen in den Märchenpark oder zum Einkaufen ging. Alles Mögliche ließ er sich für die Kinder einfallen. Wir schulden ihm dafür höchsten Dank. Deshalb dürfen Sie meinen Hinweis keinesfalls falsch auffassen.«
    »Selbstverständlich. Wir werden alles sehr genau prüfen.« Köhler erhob sich und nahm das Papier an sich. »Das Briefchen nehme ich einstweilen zu den Akten. Ich nehme an, dass Sie dagegen keine Einwände haben.«
    »Natürlich steht es Ihnen zur Verfügung. Sonst gibt es nichts mehr?«
    »Für den Augenblick nicht. Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Unterstützung.«
    Karin Beuchert begleitete Köhler zur Tür und reichte ihm die Hand. »Übrigens noch eine kleine Anmerkung. Ihr Nachname fängt ebenfalls mit einem K an.«
    Köhlers Versuch, eine unbeteiligte Miene aufzusetzen, misslang völlig.

20. Kapitel
    »Herein«, dröhnte eine energische weibliche Stimme durch eine hohe weiße Tür im ersten Stock des Justizministeriums in Wiesbaden. Im Gänsemarsch traten Hübsch, ein Oberstaatsanwalt Nüchtern von der Behörde des Generalstaatsanwalts, Beilstein und schließlich Schultz ein. Die ersichtlich durchsetzungsfähige, sportlich gekleidete Dame im Vorzimmer der Ministerin wartete mit gefalteten Händen, bis sich alle in dem ordentlich ausgestatteten Raum aufgestellt hatten.
    »Meine Herren, Frau Ministerin hat Terminschwierigkeiten. Sie bedauert, dass sie noch einen unaufschiebbaren anderen Termin vorziehen musste. Es wird noch eine gute Weile dauern. Ich muss Sie daher bitten, im kleinen Sitzungssaal am Ende des Flurs Platz zu nehmen. Sie kennen sich aus. Frau Ministerin kommt dort zu Ihnen, sobald sie verfügbar ist.«
    Nach Dienstgrad geordnet verließen die Gäste das Vorzimmer. Als Schultz eben hinausgehen wollte, rief ihn die Vorzimmerdame zurück und bedeutete ihm mit einer Handbewegung, er solle die Tür von innen hinter sich schließen. Mit fragendem Augenaufschlag ging Schultz auf sie zu. »Gibt es noch etwas?«
    Die Vorzimmerdame senkte ihre Stimme zu einem Flüstern.
    »Sei vorsichtig! Sie wollen dich von irgendetwas abbringen. Sonst sollst du nicht befördert werden. Übrigens ist mir aufgefallen, dass du am Samstag nicht in der Sitzung unseres Ortsvereins warst. Wie sich herumgesprochen hat, geht es deiner Frau nicht so gut. Lag es daran?«
    Schultz nickte. »Mir steht im Moment der Kopf nicht danach.«
    Schultz verließ das Vorzimmer. Er warf einen Blick in die frühere Bibliothek, die durch jüngst

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