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Das juengste Gericht

Das juengste Gericht

Titel: Das juengste Gericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Scheu
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Beuchert und damit ab einem gewissen Zeitpunkt auch Sunita schon lange kennt. Seine Anwesenheit bei der Überbringung der Todesnachricht belegt, dass der Kontakt regelmäßig besteht. Die Bemerkung der kleinen Rupa bei diesem Anlass, auch Onkel Phil gehöre zu den Heuchlern und Lügnern, muss hinterfragt werden. Warum kommt ein achtjähriges Kind dazu, so etwas in Anwesenheit Krawinckels zu sagen? Außerdem gibt es noch ein weiteres Indiz, das näher aufgeklärt werden muss.«
    »Das wäre?«
    »Wie ich Ihnen sagte, hat der indische Junge Dubho von einem weibischen Typ gesprochen, der Sunita mehrmals mit dicken Autos von der Schule abholte. Uns ist bei der Mitteilung des Todes von Sunita aufgefallen, dass Krawinckel einen Tick mit seinen Fingernägeln hat. Er lackiert sie und poliert sie an seiner Kleidung. Dubho könnte Krawinckel gemeint haben, auch wenn er behauptet, ihn auf dem Foto nicht genau wiedererkannt zu haben. Dafür kann es viele Gründe geben. Dubho könnte selbst Dreck am Stecken haben.«
    Schultz zögerte einen Augenblick. »Ehrlich gesagt, sind dabei noch viele Fragen offen. Ich gebe aber zu, dass uns Krawinckel zumindest mit einigen Auskünften über seine Begegnungen mit der Familie Beuchert bei unseren Ermittlungen weiterhelfen könnte. Jeden anderen würden wir in dieser Situation und in einem Tötungsfall auch vernehmen. Schließlich soll er ja auch nur als Zeuge aussagen. Das ist nicht ehrenrührig.«
    »Genau! Ich habe Sie vorab angerufen, damit Sie in Ihrem Verein schon die erforderlichen Unterrichtungen vornehmen können. Währenddessen mache ich mich mit der Akte auf den Weg zu Ihnen. Auf diese Weise verlieren wir keine Zeit.«
    »Sie haben tatsächlich einmal mitgedacht«, schmunzelte Schultz. Nachdem das Gespräch beendet war, legte Schultz seine Zigarre ab. Dann suchte er umgehend seinen Abteilungsleiter, Oberstaatsanwalt Mario Beilstein, in dessen Dienstzimmer auf. Er klopfte an, wartete, bis mit sonorer Stimme ein lang gezogenes »Bitte« erfolgte, und trat ein. Beilstein saß hinter seinem Schreibtisch, der für den großen, schweren Mann nicht angemessen proportioniert erschien. Er strich sich über das sorgfältig gescheitelte Haar, erhob sich, wies mit der Hand auf die Lederstühle der am Fenster angeordneten Sitzgruppe und kam auf ihn zu. »Guten Morgen, Herr Schultz. Nehmen Sie Platz. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich muss Sie rasch von etwas unterrichten, das Sie wissen sollten. Es betrifft ursprünglich einen Vorgang aus der Abteilung, die ich vertretungsweise betreue. Ein Mädchen ist durch einen Sturz von einem Hochhaus zu Tode gekommen. Da wir inzwischen sicher sind, dass sie getötet wurde, und ihr Name feststeht, würde
    Frau Silbereisen aus unserer Abteilung zuständig sein. Sie ist allerdings noch sehr dienstjung. Aus meiner Sicht wäre sie deshalb mit dem sehr komplexen Fall überfordert. Ich würde das Verfahren gern übernehmen und wollte Sie um Ihre Zustimmung bitten. Bevor Sie darüber entscheiden, sollten Sie noch wissen, dass es einen Hinweis auf ein prominentes Mitglied unserer Gesellschaft gibt.«
    Beilstein wartete, bis Schultz sich gesetzt hatte. Er wählte den Stuhl gegenüber aus und zog dabei bedächtig zwischen den Daumen und Zeigefingern die Bügelfalten seines grauen Nadelstreifenanzugs hoch. Ihm fiel auf, dass er seine Zigarettenschachtel auf dem Schreibtisch liegen gelassen hatte. Mit einem leisen Fluch erhob er sich, ging zurück zu seinem Arbeitsplatz und zündete sich eine Zigarette an. Anschließend nahm er seinen früheren Platz wieder ein. »Sie dürfen gern einen Ihrer Kloben anzünden. Zurück zum Fall. Natürlich können Sie ihn behalten, so lange von den anderen Sachen nichts liegen bleibt. Ich will keinen Ärger. Aber ich möchte gerne wissen, wer der Promi ist.«
    Schultz zog mehrmals an seiner frisch angezündeten Zigarre und hüllte das Zimmer nach und nach in Rauchschwaden. »Sie werden ihn kennen. Es handelt sich um den Ex-Banker und Mäzen Phillip Krawinckel.«
    »Uff«, entfuhr es Beilstein. »Das ist allerdings ein schweres Kaliber. Ein Marionettenspieler. Die halbe Geschäftswelt der Umgebung hängt an seinen Fäden. Es ist gut, dass Sie damit gleich zu mir kommen, bevor irgendetwas publik wird. In dieser Geschichte müssen wir uns warm anziehen und gut überlegen, was wir tun. Was hat Krawinckel mit dem Fall zu tun?«
    Ein starker Hustenreiz bremste Schultz erst einmal, als er gerade tief Luft geholt hatte, um zu antworten. Er

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