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Das Juwel der Elben

Das Juwel der Elben

Titel: Das Juwel der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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erinnern. Er blickte sich um. Auf der Wasseroberfläche des Flusses hatten sich bereits erste Nebelschwaden gebildet. Nebel stieg auch schon aus den Wiesen am Flussufer auf.
    „Jetzt wissen wir wenigstens, wo wir sind“, stellte Daron fest. „Wie wär's, wenn wir uns hier irgendwo ein Lagerfeuer für die Nacht machen, das uns vor den wilden Tieren schützt?“
    Sarwen war einverstanden. „Meinetwegen.“
    Unterwegs hatten sie ein paar Beeren gesammelt, von denen sie glaubten, dass man sie gefahrlos essen konnte.
    „Wenn es nur eine leichte Vergiftung ist, bekommen wir das mit einem einfachen Heilzauber wieder hin“, sagte Sarwen beruhigend.
    „Na ja, darauf anlegen müssen wir es aber auch nicht“, gab Daron zurück.
    Das Holz der Sträucher, die in Ufernähe wuchsen, war durch einen Brandzauber nur schlecht entflammbar und machte vor allem dunklen Rauch, der in der Nase und im Hals kitzelte und Daron zu einem Hustenanfall reizte. Also versuchten sie es mit einigen der Pilze, die sich ebenfalls in der Nähe des Flussufers fanden. Sie waren sehr groß, und manche von ihnen reichten Daron und Sarwen bis zu den Knien. Daron schnitt mit seinem Dolch ein Stück aus einem der Pilze heraus, das wie Zunder brannte.
    Sarwen tat noch etwas Gras und Gestrüpp dazu, und so hatten sie vor Einbruch der Dämmerung ein Lagerfeuer. Um es in der Nacht warm zu haben, hätten sie das Feuer nicht unbedingt gebraucht, auch wenn sie beide schon gemerkt hatten, dass sie gegen Kälte doch zumindest ein bisschen empfindlicher waren als andere Elben. Das lag wohl am Erbe ihrer menschlichen Mutter. Die Heilerin Nathranwen hatte ihnen einmal erzählt, dass ihre Mutter im Winter täglich den Kamin angezündet hätte. Für Elben war das unvorstellbar.
    Dieses Lagerfeuer diente allerdings in erster Linie dazu, wilde Tiere und andere gefährliche Kreaturen fernzuhalten. Lirandil hatte berichtet, dass fast alle Geschöpfe des Zwischenlandes das Feuer fürchteten, selbst diejenigen, die es selbst beherrschten wie etwa die Menschen.
    „Ob Großvater wohl jetzt an uns denkt?“, fragte Sarwen irgendwann in die Stille hinein, als das Feuer prasselte und sie sich die Beeren teilen, die sie unterwegs gesammelt hatten.
    „Sicher wird er das“, meinte Daron.
    „Aber warum spüren wir dann nichts davon? Sind unsere Elbensinne vielleicht schwächer, weil unsere Mutter eine Menschenfrau war?“
    „Nein, das glaube ich nicht. Unsere Magie ist ja sogar stärker als bei anderen Elben. Und wir beide können die Gedanken des anderen verstehen. Ich denke, es liegt einfach an der großen Entfernung. Und wer weiß, vielleicht hat Großvater schon längst gespürt, wo wir sind, und rüstet bereits eine Expedition aus, die uns retten wird.“
    „Oder hier ist irgendetwas, das die Magie und vielleicht auch unsere Elbensinne schwächer macht“, vermutete Sarwen.
    „Was sollte das sein?“
    Sie zucke mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Dies ist ein so seltsames Land, in dem Geschöpfe wohnen, die anderswo längst ausgestorben sind.“
    „Lass uns abwechselnd etwas schlafen, damit wir morgen ausgeruht sind“, schlug Daron vor und gähnte. Sie hatten ihre Magie an diesem Tag sehr oft einsetzen müssen, und das zehrte auch an den Kräften der Elbenkinder.
    „Du kannst gern zuerst schlafen“, sagte Sarwen. „Ich bin noch nicht sehr müde, und außerdem gehen mir so viele Gedanken durch den Kopf.“
    „Wir werden schon eine Möglichkeit finden, nach Elbenhaven zurückzukehren“, zeigte sich Daron optimistisch. „Wenn wir dem Nor flussabwärts folgen, müssten wir eigentlich irgendwann das Herzogtum Noram erreichen, das unser Großvater einst zur Abwehr der wilden Trorks gründete. Dort leben auch Elben, und die werden uns sicher bei der Rückkehr helfen.“
    „Und wie weit könnte es bis dorthin sein?“
    „Sehr weit. Aber wenn wir dem Fluss folgen, kennen wir zumindest die Richtung. Und vielleicht gibt es ja doch noch irgendwo eine Möglichkeit, den Nor zu überqueren und ins Waldreich zu gelangen. Wer weiß?“
    „Aber es läuft doch wohl auf jeden Fall darauf hinaus, dass wir noch ziemlich lange in diesem wilden Land bleiben werden.“
    „Ja“, bestätigte Daron. „Das ist wohl nicht zu ändern.“
    Daron schlief bald darauf ein, aber sein Schlaf war sehr unruhig. In seinen Träumen befand er sich wieder auf Burg Elbenhaven, doch er war unsichtbar, und niemand konnte ihn hören. Er versuchte, König Keandir und der Heilerin Nathranwen davon

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