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Das Juwel der Elben

Das Juwel der Elben

Titel: Das Juwel der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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entgegenlächelte. Doch die beiden Augen sahen ihn auf eine Weise an, die ihm nicht gefiel. Er wollte zurückweichen, doch seine Füße waren wie im Boden festgewachsen. Das Gesicht veränderte sich. Ein Mund wurde größer und erschien dem Elbenjungen schließlich wie ein Tor, hinter dem Lichter schimmerten.
    Daron glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen. Es waren die Lichter von Elbenhaven, die er sah. Die Umrisse der Burg waren deutlich auszumachen, und im Hintergrund ragte der Elbenturm empor. Währenddessen kroch der Nebel bis zum Ufer und verwandelte sich scheinbar in einen festen Steg.
    „Nun geh!“ , forderte das Nebelgesicht den Elbenjungen auf. Endlich gelang es Daron, den Namen seiner Schwester über die Lippen zu bringen: „Sarwen!“
    „Sie wird dir folgen. Geh schon, ehe sich das Tor schließt. Selbst wenn nur einer von euch rechtzeitig hindurchkommt, gereicht euch das beide zum Vorteil, denn derjenige, der es geschafft hat, wird dafür sorgen, das der jeweils andere gerettet wird …“
    Daron versuchte sich umzudrehen. Doch es gelang ihm nicht, so sehr er sich auch bemühte.
    Da flog auf einmal ein brennendes Stück des Pilzes, der im Feuer gelegen hatte, über das Wasser und landete genau im Tor, das sich daraufhin auflöste. Im nächsten Augenblick war dort wieder nur Nebel. Daron spürte, wie er rutschte. Seine Stiefel platschten ins Wasser. Er hielt sich an Wurzeln und Sträuchern am Ufer fest und zog sich wieder hoch.
    „Hinweg mit dir, du Nebelgeist!“, hörte er Sarwen rufen. Sie ließ noch eine starke Beschwörungsformel folgen und richtete die Hände in jene Richtung, wo gerade noch das Tor im Nebel gewesen war. Daron kletterte die Böschung empor.
    „Ein Nebelgeist?“, wandte er sich fragend an Sarwen.
    „Er hätte dich ertrinken lassen“, erklärte seine Schwester schwer atmend. „Nur auf deine magische Kraft hatte er es abgesehen. Du hast großes Glück gehabt.“
    Allmählich begriff Daron. Die Heilerin Nathranwen hatte ihnen früher mal von den Nebelgeistern erzählt, aber weder Daron noch Sarwen waren je zuvor einem dieser Wesen begegnet. Sie zeigten einem Trugbilder von Dingen, die man sich sehr wünschte. In Wahrheit war ihr einziges Ziel, demjenigen, der sich von ihren Bildern in den Bann schlagen ließ, die Lebenskraft zu stehlen. Besonders gern suchten sie sich Magiebegabte als Opfer aus, um noch zusätzlich deren magische Kräfte in sich aufzunehmen.
    „Wie kommt es, dass du wach geworden bist?“, fragte Daron.
    „Ich wusste einfach plötzlich, dass etwas nicht in Ordnung war“, antwortete sie. „Vielleicht war es ein Gedanke von dir.“
    „Dann habe ich wohl großes Glück gehabt“, stellte Daron fest. Sarwen nickte. „Nathranwen hat immer erzählt, dass man selbst sich von einem Nebelgeist nicht befreien kann, wenn man erst mal in seinen Bann geraten ist.“
    Daron konnte dies nur bestätigen. „Ich habe versucht, mich davon loszureißen, aber es ging nicht.“
    „Ich weiß“, sagte Sarwen.
    Daron setzte sich hin und zog sich die Stiefel aus. Sie waren voller Wasser. Aber wenn er sie ans Feuer stellte, würden sie am Morgen gewiss wieder trocken sein, denn die Stiefel der Elben wurden mit besonderen Fetten behandelt, die dafür sorgten, dass sie sich nicht mit Feuchtigkeit voll sogen.

Kapitel 7
    Wilde Trorks
    Während der restlichen Nacht schliefen sie nicht mehr. Sie harrten am Feuer aus und warteten darauf, dass es wieder hell wurde. Zu groß war ihre Angst, dass einer von ihnen doch noch dem Bann eines Nebelgeistes erlag, wenn der andere schlief.
    „Einmal haben wir Glück gehabt, aber wir sollten das Schicksal nicht herausfordern“, meinte Sarwen.
    „Sind es nicht letztlich unsere eigene Wünsche, die die Nebelgeister erst mächtig machen?“, fragte Daron.
    „Natürlich.“ Sarwen nickte. „Aber was sollen wir gegen diese Wünsche tun? Es ist doch ganz normal, dass wir so schnell wie möglich nach Elbenhaven zurückkehren wollen.“
    Sie hätten natürlich das Flussufer verlassen und sich wieder zurück in das Gestrüpp aus Riesenschachtelhalmen und Büschen aller Art begeben können. Aber das erschien ihnen noch gefährlicher als die Bedrohung durch einen Nebelgeist.
    Einmal näherten sich ein paar Flügelschlangen ihrem Feuer bis auf zehn Schritte. Sie gruben sich aus der feuchten Erde des Uferbereichs und streckten ihre Köpfe empor. So warteten sie eine ganze Weile.
    „Verschwindet!“ , sandte Sarwen ihnen einen ärgerlichen Gedanken,

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