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Das Kabinett der Wunder

Titel: Das Kabinett der Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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zur Kontrolle des Wetters benutzt werden. Es hat sich gezeigt, dass es dein Vater versäumt hat, ein letztes Stück einzusetzen, bevor er geblendet wurde. Wenn er die Augen deines Vaters trägt, scheint das dem Prinzen beim Zusammensetzen dieses Teils zu helfen, weil die Augen, so nehme ich an, dem Prinzen erlauben, einzelne Metallteilchen so zu sehen, wie es dein Vater konnte. Aber so richtig erfolgreich ist der Prinz bis jetzt ja noch nicht gewesen.
    Ich vermute, dass der Prinz dieses Teil in seiner berühmten Sammlung verwahrt. Es wäre gut, wenn du dir zu diesem Kabinett der Wunder Zugang verschaffst. Ich will dem Prinzen vorschlagen, dass er dich als Mädchen für seine Gemächer einsetzt. Oder noch besser, ich schlage das jemandem vor, der in der Position ist, dem Prinzen das schmackhaft zu machen.«
    »Und der die Schuld bekommt, wenn es mir gelingen sollte, die Augen meines Vaters zurückzubekommen.«
    »Spüre ich da Missbilligung?« Er kicherte. »Du meinst doch sicherlich nicht, dass ich für deine Unternehmungen
die Verantwortung übernehmen soll, Petra?«, tadelte Dee. »Auch wenn du die Folgen deiner Aktionen nicht sehen willst, ändert es nichts daran, dass es welche geben wird, und sicherlich einige sehr unerfreuliche.«
    Er unterbrach sich und wartete, ob sie antworten würde. Als sie schwieg, fuhr er fort. »Der Prinz mag es, wenn nur eine einzige Person damit beauftragt ist, einen der sieben Räume seiner Zimmerflucht sauber zu halten. Seine Sammlung ist ihm so wichtig, dass er ihre Existenz nicht zu vielen Leuten enthüllen mag. Das Problem besteht darin, dass er dazu neigt, seinen Pagen und Mädchen zu misstrauen. Erst kürzlich hat er eine, hmm, entlassen, ein Mädchen namens Eliska.«
    Ein kaltes, schleichendes Gefühl überkam Petra. Sie erkannte den Namen wieder. Er war im Sorgenfläschchen des Hauptmanns der Wache gewesen.
    »Ich könnte mir denken, dass es nicht allzu schwierig sein dürfte, dich auf ihren Platz zu befördern. Die Gräfin von Krumlov ist sehr angetan von deiner Arbeit. Ich habe dich während der Feier im Burghof genau beobachtet und bemerkt, dass der Prinz sich für dich interessiert hat. Du bist ihm ins Auge gefallen. Oder sollte ich sagen, du bist ihm ins Auge deines Vaters gefallen. Der Prinz ist ein Mann, den seine Neugier leitet. Du hast seine entfacht.
    Und jetzt werde ich dir auf eine letzte Art helfen.« Dee griff wieder in seine Tasche, zog eine kleine braune Flasche hervor und gab sie ihr. Petra mochte es nicht, wie er eine Flasche nach der anderen aus seinen Taschen holte. Das
machte ihr deutlich, dass er das Gespräch mit ihr schon eine ganze Zeit lang geplant hatte.
    »Was ist das?«
    »Das ist Belladonna. Wenn du einen Tropfen in jedes Auge gibst, sehen sie schwarz aus. Du siehst deinem Vater sehr ähnlich. Ich würde empfehlen, jede Familienähnlichkeit so weit wie möglich zu verbergen. Benutze die Belladonna, wenn du in die Zimmer des Prinzen gehst. Benutze sie nicht, wenn du vorhast, die Gräfin von Krumlov zu treffen. Sie würde den Unterschied bemerken.«
    »Natürlich. Ich bin doch nicht blöd.«
    »Ich weiß. Ich vertraue auf dein Können. Und ich weiß auch, dass du, wenn du die Augen deines Vaters zurückholst, auch in der Lage bist, die speziellen Kräfte der Uhr zu zerstören. Finde das Teil und zerbrich es. Oder ich sorge dafür, dass du und deine Familie als Allererste den Preis für das Erschaffen der Uhr bezahlt.«
    »Das gehörte nicht zu unserem Abkommen.«
    Dee grinste. »Ah, aber das war ein stillschweigend inbegriffener Teil des Abkommens. Du bist ein ehrenwertes junges Mädchen. Sicherlich wirst du dich an den Geist unseres Abkommens und nicht an seine wörtliche Formulierung halten. Und denke daran, es führen viele Wege nach Rom - oder in diesem Fall dahin, dass der Prinz die Uhr nie benutzen kann. Sagen wir mal, dein Vater würde … verschwinden. Das würde dem Prinzen die Chance nehmen, nach ihm zu schicken und ihn sein ziemlich ärgerliches Problem lösen zu lassen.«
    »Aber ich weiß doch gar nicht, wie dieses Teil aussieht!
Und ich weiß ganz bestimmt nicht, wie man es zerstört!«
    »Oh, das kann nicht so schwer sein. Es ist leichter, etwas zu zerstören, als es zu schaffen.« Nachdenklich tippte er sich mit den Fingerspitzen gegen die Lippen. Als er dann sprach, klang er wie jemand, der sich für sehr großzügig hält. »Ich will dir etwas sagen, meine Liebe. Wenn ich irgendwelche neuen Informationen über die Uhr erhalte,

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