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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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stoßen – der absolute Alptraum für Willard Consulting, aber auch für die handverlesenen westlichen Offiziellen, die den Fall verfolgten.
    »Unsere Anweisungen sind unmissverständlich: Stoppen Sie ihn. Wir haben freie Hand.«
    ***
    Am Nachmittag machte sich Osama auf die Suche nach einem Spezialisten, der in der Lage war, Wali Wadis Safes zu öffnen. Er rief Reza an, einen seiner Freunde, der die nachrichtendienstliche Abteilung der Kabuler Polizei leitete, eine kleine Konkurrenzorganisation des allmächtigen afghanischen Geheimdienstes NDS.
    »Darf ich raten?«, sagte Reza, »du ermittelst in einem Selbstmord … Was ist mit Wadi geschehen? Hat er sich Aids eingefangen?«
    »Ich weiß es noch nicht«, antwortete Osama. Rezas flapsige Bemerkung erinnerte ihn daran, dass Katun unbedingt eine serologische Untersuchung durchführen musste. »Die Sache scheint ziemlich kompliziert zu sein.«
    »Es heißt, der Chef beobachte die Angelegenheit sehr genau. Glaubst du, sie waren gemeinsam in Geschäfte verwickelt?«
    »Im Augenblick fische ich im Trüben«, gab Osama zu. »Ich versuche nur, meine Arbeit zu tun, ohne dass ich mir zu viele Fehlschüsse erlaube.«
    »In deinem Fall solltest du wohl eher auf Granaten gefasst sein«, witzelte Reza. »Pass auf dich auf, ja? Also, was kann ich für dich tun?«
    »Ich brauche jemanden, der sich auf das Knacken von Safes versteht. Ein europäisches Modell, neueste Technologie. Hier bei der Spurensicherung kann mir keiner helfen. Hast du nicht so jemanden an der Hand?«
    »Hm, mal überlegen. Ich hatte mal einen Spezialisten, einen Jungen, der zwanzig Jahre in Deutschland verbracht hat. Aber ich habe keine Ahnung, wo er jetzt ist. Böse Zungen behaupten, er habe sich al-Qaida angeschlossen und sei möglicherweise Ende 2001 in Tora Bora umgekommen. Vielleicht verbirgt er sich auch im Stammesland. Da könnte man ebenso gut auf dem Mond nach ihm suchen …«
    »Und was machst du, wenn du eine gepanzerte Tür aufbrechen willst?«
    »He, Osama, wir sind hier nicht in Moskau! In den letzten beiden Jahren ist so was nie vorgekommen. Als ich das letzte Mal eine Tür aufbrechen lassen musste, kamen die Amerikaner und haben die Tür mit einem Bulldozer niedergemäht.«
    »Ach so«, sagte Osama enttäuscht.
    »Warte mal. Vielleicht habe ich ja doch jemanden, der dir helfen könnte. Der Typ war mehrere Jahre in Italien im Knast, wegen Einbruchs. Er soll ein Experte im Schlösserknacken sein.«
    »Wo ist er?«
    »Genau da liegt das Problem. Er ist in Pul-e-Charkhi. In Block 7.«
    Osama ließ den Kopf sinken. Pul-e-Charkhi war das Hauptgefängnis von Kabul, und Block 7, ein Gefängnis im Gefängnis, war berüchtigt wegen der Gewalt, die dort herrschte, und der Härte der Haftbedingungen. Dorthin verbannte man nur die brutalsten und die gefährlichsten Häftlinge.
    »Er hat einen UNO-Soldaten getötet. Einen Kanadier.«
    Osama nickte nachdenklich. Das war das schlimmste Verbrechen, das man sich in Afghanistan vorstellen konnte. Eines jedoch, das dem Täter das Wohlwollen der al-Qaida-Sympathisanten sicherte. Pul-e-Charkhi war eine Hochburg der Taliban gewesen; bestimmt versteckten sich dort etliche Drahtzieher.
    »Sag nicht, dass du jetzt denkst, was ich denke«, sagte Reza.
    »Doch, genau darüber denke ich nach«, gab Osama zurück.
    »Du kriegst ihn da nicht raus, auch nicht für eine offizielle Untersuchung. Nicht einmal für ein paar Stunden.«
    »Ich brauche ihn aber. Wer könnte mir da helfen?«
    Sein Freund überlegte.
    »Der Gefängnisdirektor, erinnerst du dich an ihn?«
    »Ja«, brummte Osama. »Wir sind uns im Norden begegnet, als wir Mudschaheddin waren. Er hatte sich eine Kugel in die Hand geschossen, um nicht zurück an die Front zu müssen, und mir oblag es, ihn streng zu bestrafen. Er hätte erschossen werden sollen, konnte sich aber retten.«
    »Ich habe von dieser Geschichte gehört, war mir aber nicht sicher, ob sie stimmt. Er hasst dich vermutlich auch heute noch abgrundtief.«
    »Ich wüsste nicht, weshalb es anders sein sollte …«
    »Dann müssen wir uns wohl etwas Neues ausdenken.« Nach kurzem Schweigen fuhr Reza fort: »Wir könnten es über Mullah Bakir versuchen. Er war der offizielle Imam des Gefängnisses, wurde aber nach dem Ausbruchsversuch vom Juni 2008 wieder versetzt. Ich nehme an, er wollte diesen Posten damals unbedingt, weil er so mit vielen einsitzenden, einflussreichen Mitgliedern der Talibanclans in Kontakt kam. Kennst du ihn?«
    »Vom Namen her

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