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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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hinterher viel ordentlicher als vorher war. Auson schien außer einer angeborenen Trägheit, die durch Langeweile zu Faulheit geworden war, keine besonderen Laster zu haben.
    Die Sammlung exotischer persönlicher Waffen, die sie auf dieser Tour eingesammelt hatten, ergab einen stattlichen Haufen. Miles ließ jede von Bothari testen. Dann machte Miles eine Riesenshow daraus, jeden Verstoß gegen die Vorschrift auf einer Liste einzutragen. Beschwingt und inspiriert machte er dabei sarkastische Bemerkungen. Die Söldner wanden sich.
    Sie inspizierten das Arsenal. Miles nahm einen Plasmabogen aus dem staubigen Regal und legte die Hand auf die Anzeige am Griff.
    »Übrigens, lagern Sie die Waffen geladen oder ungeladen?«
    »Ungeladen«, antwortete Auson.
    Miles zog die Braue hoch und zielte mit dem Finger am Abzug auf ihn. Auson wurde kalkweiß. Im letzten Augenblick bewegte Miles die Waffe etwas nach links und schickte einen Energiestoß knapp an Ausons Ohr vorbei. Der große kräftige Mann sprang zurück, als geschmolzene Plastik- und Metallteile von der Wand hinter ihm spritzten.
    »Ungeladen?«, flötete Miles. »Verstehe. Eine kluge Maßnahme, da bin ich sicher.« Beide Offiziere senkten den Kopf. Beim Hinausgehen hörte Miles, wie Thorne leise sagte: »Ich hab’s dir gleich gesagt.«
    Auson brummte nur etwas.
    Miles nahm Baz beiseite, ehe sie mit der Inspektion des Maschinenraums begannen.
    »Du bist jetzt Commander Bazil Jesek bei den Dendarii Söldnern, Chefingenieur«, erklärte er. »Du bist hart und zäh und verschlingst schlampige Techniker als Gabelfrühstück – und du bist entsetzt, was sie mit diesem schönen Schiff gemacht haben.«
    »Eigentlich ist es nicht so schlimm«, widersprach Baz. »Ich kenne mich mit so hoch entwickelten Systemen nicht so gut aus. Wie kann ich eine Inspektion durchführen, wenn sie mehr als ich wissen? Das merken die doch sofort.«
    »Nein, werden sie nicht! Denk immer dran: Du stellst die Fragen, sie müssen antworten. Sag oft ›hm‹ und runzle die Stirn. Lass dir nicht das Heft aus der Hand nehmen. Hattest du nie einen Vorgesetzten, der ein absoluter Scheißkerl war, den alle hassten – aber der immer recht hatte?«
    Baz dachte kurz nach. »Da war Lieutenant Commander Tarski. Wir haben oft zusammengesessen und überlegt, wie wir ihn vergiften könnten. Die meisten Vorschläge waren nicht praktikabel.«
    »Prima. Dann imitiere ihn!«
    »Das nehmen sie mir nie ab. Ich kann nicht … ich habe ja nicht einmal eine Zigarre.« Miles stutzte und lief dann weg. Gleich darauf kam er mit einer Packung Stumpen wieder, die er in einer Kammer konfisziert hatte.
    »Aber ich rauche nicht«, klagte Baz.
    »Dann kau drauf rum! Vielleicht ist es auch besser, wenn du die Dinger nicht anzündest. Gott weiß, was für ein Zeug da mit reingemischt ist.«
    »Eine fabelhafte Idee, jemand zu vergiften! Vielleicht hätte die beim alten Tarski funktioniert …«
    Miles unterbrach ihn. »Also: Du bist ein umweltverschmutzender Mistkerl und akzeptierst niemals ›nein‹ als Antwort! Wenn ich es kann, schaffst du es auch!« Damit setzte er sein Verzweiflungsargument wieder einmal ein.
    Baz richtete sich auf, biss den Stumpen ab und spuckte das Ende tapfer aufs Deck. Dann betrachtete er es. »Auf so einem Ding bin ich mal ausgerutscht und habe mir fast das Genick gebrochen. Tarski. Verstanden.« Er steckte den Stumpen in einem angriffslustigen Winkel zwischen die Zähne und marschierte in den Maschinenraum.
    Miles versammelte alle im Besprechungsraum des Schiffes. Er in der Mitte, Bothari, Elena, Jesek und Daum standen paarweise schwerbewaffnet an den Ausgängen. »Mein Name ist Miles Naismith. Ich repräsentiere die Dendarii Freie Söldnerflotte.«
    »Nie davon gehört«, rief einer aus der Menge.
    Miles lächelte eisig. »Wenn Sie davon gehört hätten, würden in meiner Sicherheitsabteilung Köpfe rollen. Wir machen keine Reklame. Aufnahme erfolgt nur auf Einladung. Offen gestanden …« Er musterte die Menge, schaute jedem ins Auge und merkte sich bei jedem Gesicht genau Name und persönliche Habe. »Wenn das, was ich hier gesehen habe, Ihr Standard ist, hätten Sie auch nie von uns gehört, wenn uns nicht unsere Mission hierher geführt hätte.«
    Auson, Thorne und der Chefingenieur waren von den vierzehn Stunden Inspektion jeder Schweißnaht, Waffe, Werkzeug, Datenbank und Proviantraum völlig ausgelaugt. Miles hatte sie von einem Ende des Schiffes ans andere gescheucht. Nur Auson schien jetzt

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