Das Känguru-Manifest
Platten …«, sagt das Känguru abfällig. »Downloads.«
»Haste das nie bereut, da ausgestiegen zu sein?«, fragt der Keyboarder 11 .
»Na ja«, sagt das Känguru. »Auch Gott verliert manchmal ’ne Runde Skat. Wenn ihr versteht, was ich meine.«
»Die Vorband ist übrigens seit ’ner guten Stunde fertig«, sagt der Barkeeper. »Aber no pressure.«
»Habt ihr euch früher auch immer gefragt, warum die Bands so ewig brauchen, bis sie endlich auf die Bühne kommen?«, fragt der Bassist 12 .
»Wisst ihr, warum ein Bass nur vier Saiten hat«, fragt der Gitarrist 13 .
Das Känguru steckt seinen Kopf in den Schokobrunnen.
10 Also known as: Your friendly neigbourhood Spider-Sven!
11 Also known as: Magic Michi!
12 Also known as: King Jorgos, the 2nd!
13 Also known as: Never-ending Nils!
Es ist Sonntagnachmittag. Ich hänge kopfüber von der Couch und starre in den Fernseher.
»Heute Abend sehen Sie hier auf diesem Kanal die neue Dokureihe Hitlers Anschlüsse: Telefon, Internet, Österreich. Und jetzt: Niedliche Tiere. Bleiben Sie dran.«
Leider laufen mir immer wieder schwarz gekleidete junge Menschen mit roten Boxhandschuhen durchs Bild. Das Känguru hat die Trainingsstunden auf Sonntag verlegt, damit der Pinguin mehr davon hat.
»… Das Känguru ist ein Beuteltier und lebt in Australien …«
In der Küche höre ich das Känguru schreien: »Die erste Regel des Boxclubs lautet:«
»… Kleine Kängurus boxen so lange übermütig ihre Artgenossen …«
»… Ihr redet nicht über den Boxclub!«
»… bis sie selbst einen ersten Schlag auf die Nase bekom-
men …«
Ein Junge in einem schwarzen Kapuzenpulli und roten Boxhandschuhen stolpert über das Verlängerungskabel, und der Fernseher wird schwarz.
»Die zweite Regel des Boxclubs lautet: Ihr redet nicht über den Boxclub«, schreit das Känguru. »Die zweite Regel könnt ihr euch mit folgender Eselsbrücke merken: Es ist dieselbe Regel wie die erste!«
Genervt stehe ich auf und gehe in die Küche.
»Die dritte und letzte Regel des Boxclubs lautet: Wer einen Nazi sieht, muss ihn boxen!«, ruft das Känguru und springt vom Tisch.
»Und jetzt üben wir! Wer von euch will boxen?«
Trotz geflüsterter Warnungen der anderen melden sich ein paar Neue.
»Du da«, sagt das Känguru. »Bereit?«
»Na ja«, sagt der Junge und tritt vor. Schon hat ihm das Känguru einen rechten Haken verpasst, und er geht zu Boden.
Das Känguru dreht sich um die eigene Achse und blickt herausfordernd in die Runde.
»Weeeer von euch will boxen?«, ruft es.
»Ich«, sage ich und schlage dem Känguru mit der Faust auf die Nase.
»Aua!«, schreit das Känguru. »Spinnst du?«
Es reibt sich die Nase.
»Das tut voll weh!«, sagt es. »Wo haste denn die Scheißidee her?«
»Aus dem Fernsehen«, sage ich.
»Wir machen erst mal Pause«, sagt das Känguru kopfschüttelnd. »Haut ab. Holt euch ’ne Falafel.«
Die Schüler salutieren, schlagen sich dabei mit den Boxhandschuhen auf die Augen und verschwinden.
Das Känguru reicht mir zwei Boxhandschuhe und hebt die Fäuste.
»Was soll das?«, frage ich.
»Bring zu Ende, was du angefangen hast!«
»Das ist ja wie das Ende von Rocky 3 «, sage ich. »Als Apollo und Rock… Aua!«
* * * @-(
»Das wird doch alles von den Medien hochsterilisiert!«
Osama bin Laden
Ich stehe vor dem Küchenfenster und wackle an einem lockeren Schneidezahn. Auch meine Nase hat einen beachtlichen Knacks abgekriegt.
»Todschick«, sagt das Känguru.
Friedrich-Wilhelm hat mir meine Nase vergipst. Ich werde das dumpfe Gefühl nicht los, dass es gute Gründe dafür gibt, dass er sein Medizinstudium noch nicht abgeschlossen hat.
»Siehst aus wie Jack Nicholson in Chinatown «, sagt das Känguru. »Ziemlich fetzig.«
Ich versuche zu schnauben. Es klappt nicht.
»Tut’s weh?«, fragt das Känguru.
»Nur, wenn ich atme«, sage ich und drehe mich zum Känguru. »Siehst selbst übrigens auch nicht schlecht aus.«
Dem Känguru hat Friedrich-Wilhelm eine Halskrause umgelegt. Es soll zwei Wochen seinen Kopf nicht drehen und bewegt sich deshalb wie ein Roboter.
»Siehst aus wie Julia Roberts in Erin Brokovich «, sage ich.
Das Känguru schüttelt verärgert seinen Kopf, was es sofort bereut.
»Tut’s weh?«, frage ich.
»Nur, wenn ich mich bewege«, sagt es.
Friedrich-Wilhelm kommt von der Toilette zurück.
»Habt ihr das eigentlich gehört?«, fragt er. »Es gab in Dänemark über das Verbot von Burkas eine hitzige Parlamentsdebatte mit
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