Das kalte Schwert
und Wundern zurückkehrt, lässt sich Tand umso weniger im Zaum halten. Er wird bei der Rückkehr eitel wie ein Majak sein, der in der Morgendämmerung aus einem Haremsfenster steigt. Ganz zu schweigen davon, dass er überall, wo es darauf ankommt, einflussreicher denn je sein wird.«
Na ja, dann kannst du ihn immer noch verhaften, foltern und den Teichbewohnern zum Fraß vorwerfen lassen, Mylord.
»Das Unternehmen trägt Euer Siegel, Mylord. Ihr werdet die Weisheit in Anspruch nehmen können, es autorisiert und möglich gemacht zu haben.«
Er sah sie über seinen Stiefel hinweg an. »Willst du mir etwa gönnerhaft kommen, Archeth? Weil ich dafür wirklich nicht in der Stimmung bin.«
»Das war nicht meine Absicht, Mylord. Ich wollte bloß …«
»Ja, schon gut. Erspare mir das höfische Katzbuckeln, das liegt dir wirklich nicht. Bloß eine Entschuldigung, das wäre nett.«
»Es …« Das fehlende Krinzanz nagte und zog an ihr wie ein fauler Zahn. Sie schloss die Augen. »Es tut mir leid, Mylord.«
»Gut.« Ein launischer Stimmungswechsel. Er ließ den Stiefel lautstark zu Boden plumpsen, beugte sich über den Schreibtisch und tippte brüsk auf ihre Liste. »Dann mach weiter! Tand. Setze ihn darauf. Eigentlich eine köstliche Aussicht, ihn beim Versuch einer Zusammenarbeit mit Shendanak zu beobachten. Du weißt, die beiden hassen einander bis aufs Blut.«
»Das … habe ich nicht gewusst, Herr.«
»Ja, so ist es aber. Weißt du, du solltest dich öfter am Hof blicken lassen, Archeth. Es würde wirklich viel zu deinem Verständnis der laufenden Affären beitragen.«
»Ja, Mylord.« Sie tunkte die Feder ein und kritzelte den neuen Namen hin.
»Schon gut.« Er sah ihr beim Schreiben zu und rutschte weiter
in den Sessel zurück. »Jetzt haben wir hier ein weiteres Problem. Mahmal Shanta.«
Nicht aufhören zu schreiben.
Weil sie wusste, dass er sie beobachtete, nicht die Feder. Er hatte den Namen deutlich ausgesprochen, denn er wollte ihre Reaktion sehen.
Sie vollendete schwungvoll den Namen und legte die Feder beiseite. Wachsam: »Mylord?«
»Wir müssen diesen Leuten trauen können, Archeth.« Er zeigte mit dem Finger auf sie. »Und, unter uns gesagt, Shantas Aktien stehen in dieser Hinsicht gerade im Augenblick nicht sonderlich gut.«
Sie zögerte. »Euer Vater hat ihm vertraut.«
»Ja, schön. Shanta und mein Vater waren ebenso gute Kumpel wie zwei alte Homos in einer Badewanne an der Akademie von Trelayne. Aber wie wir in den letzten paar Jahren gesehen haben, sind Loyalität meinem geliebten, verstorbenen Vater gegenüber und mir gegenüber zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Du hast die Gerüchte gehört – behaupte jetzt nicht das Gegenteil.« Er bedachte diese Worte einen Moment. »Na gut, vielleicht hast du sie nicht gehört. Aber überleg einfach mal! Wende die genialen Fähigkeiten eines Mischlings des schwarzen Volks einen Augenblick lang an! Meinst du wirklich, ich setze Sang Shanta vor die Nase, weil ich dieses servile kleine Arschgesicht so sehr mag?«
»Es ist nicht an mir, Mylord, zu …«
»Oh, halt den Mund! Sang ist das, was er jetzt ist, nur aus einem Grund, aus einem einzigen Grund. Er ist loyal. Und in Zeiten wie diesen kann ich mir etwas anderes nicht leisten.«
Archeth schwieg. Wartete auf den verfaulten Kern des Ganzen, weil er mit Sicherheit käme.
Ein paar Augenblicke des Schweigens erwiderte Jhiral ihren Blick, dann seufzte er.
»Na gut. Es wird früher oder später bekannt werden, dann kannst du es ebenso gut von mir erfahren. Bentan Sanagh nannte Shanta mehrmals in seinem Geständnis. Geheime Treffen der Ältesten der Schiffsbauer. Verräterische Ansichten über Politik. Abweichende Meinung.«
Mahmal, du dummes altes …
»Unter Folter, Mylord …«
»Ja, mir ist deine Meinung zu diesem Thema wohlbekannt, Archeth. Aber zufällig vertraue ich meinen Folterknechten. Es sind die besten im Reich, und ich bezahle sie dafür, die Wahrheit herauszubekommen, nicht in Blutlust zu schwelgen. Shantas Name kam ins Spiel. Zu häufig, als dass es eine reine Lüge sein könnte.«
»Wurde außer ihm noch jemand genannt?«
»Natürlich. Es sind alles Schiffsbauer, nicht wahr? Verfluchte Küstenfamilien bis auf den letzten Mann. Hegen seit sechs Jahrhunderten einen tiefen Groll auf die Pferdestämme, seitdem meine Vorväter die Ebenen verlassen und sie zu Vasallen gemacht haben. Sanagh sagt, sie sind alle dabei, zumindest seit der Thronbesteigung.«
»Dann wäre Sang
Weitere Kostenlose Bücher