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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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reiche alte Männer herumzuschubsen.«
    »Er ist ein guter Mann, heißt es.«
    »Einen guten Teil davon hat er dem Ruf seines älteren Bruders zu verdanken. So was habe ich schon früher erlebt. Ich weiß nicht viel über seine Kriegserfahrung, daher will ich keine voreiligen Schlüsse ziehen. Aber ich bin nicht davon überzeugt, dass er die ideale Wahl ist.«
    »Ist er auch nicht«, sagte sie unverblümt. »Er hat kaum im
Krieg gedient. Aber Jhiral möchte, dass so wenig Leute wie möglich von der Sache erfahren, und Rakans Schwadron hat den Steuermann bereits zu Gesicht bekommen.«
    »Vermutlich habt Ihr auch Senger Halds Seeleute dabei.«
    »Ja, sie kommen auch mit.«
    Shanta hob eine Braue. »Der Ewige Thron sagt Seeleuten, was sie zu tun haben. Das wird interessant. Sonst noch jemand zu dieser Gesellschaft eingeladen, von dem ich wissen sollte?«
    »Lal Nyanar und seine Mannschaft. Hanesh Galt, der Hüter.«
    »Nyanar?«
    »Ja. Stimmt was nicht mit ihm? Glücklicher Zufall, wo doch sein Vater sowieso auf der Liste steht.«
    »Nyanar ist ein Binnenschiffkapitän, Archeth. Ich möchte bezweifeln, dass er im Verlauf seiner Karriere mehr als ein halbes Dutzend Mal außer Sicht des Landes gewesen ist. Ganz bestimmt hat er nie eine Seeschlacht erlebt – dafür hat der alte Shab schon gesorgt.«
    »Er wird gewiss einen akzeptablen ersten Offizier abgeben.«
    »Das ist Eure wohlüberlegte nautische Meinung, nicht wahr?« Aber er grinste sie hinter der brummigen Bemerkung an. »Archeth, damit habt Ihr Euch einen großen Sack lebendiger Aale eingefangen. Wir werden für diese Sache mindestens zwei Schiffe brauchen, wahrscheinlich drei oder vier. Nun, den Kommandanten der Schwadron werde ich gern mitnehmen, aber Nyanar wird trotzdem sein eigenes Schiff befehligen müssen, und das bedeutet, er wird echte Seemänner davon überzeugen müssen, dass er weiß, wovon er spricht. Stellen wir einen Moment die Frage beiseite, ob Rakan Halds Matrosen dazu bringen kann, ihn ernst zu nehmen – wichtiger ist, dass mindestens zwei der reichen Männer auf Eurer Liste auf die Fahrt mitkommen wollen. Sonst werden sie kein Geld hineinstecken. Und Ihr könnt
jede Wette eingehen, dass sie ihre eigenen angeheuerten Söldner mitbringen wollen.«
    »Ihr sprecht von Shendanak?«
    »Und Kaptal. Wahrscheinlich auch Tand, wenn er sieht, dass Shendanak mitkommt. Was ich so gehört habe, hegen die drei keine allzu große Liebe zueinander. Und Shendanak hat die Angewohnheit, seine Schläger direkt aus der Steppe anzuheuern. Es sind zumeist Vettern und Leibeigene, und die Hälfte von denen spricht wahrscheinlich nicht mal Thetannisch. Also habt Ihr die Aussicht, dass diese Burschen mit den Seeleuten aneinandergeraten. Hinzu kommt noch dieser Mob aus Sklavenaufsehern, die Tand mitbringen möchte, um das Gleichgewicht zu wahren …«
    »Soll heißen, wenn er überhaupt mitkommen möchte.«
    »Ich gebe Euch den Rat, nicht so früh im Spiel dem Optimismus zu frönen, Mylady.«
    »Besser, als kalte Füße zu bekommen, nicht wahr?« Der mürrische Tonfall nur halb im Spaß, weil sie jäh wieder der Krinzanzentzug packte und sie wirklich nicht über das Bevorstehende nachdenken wollte – nämlich nach dem Beutezug eine gewisse Autorität über diese ganze schäbige, zusammengewürfelte Mannschaft aus Freibeutern aufrechterhalten zu müssen. »Was ist los, Mylord Shanta, Ihr werdet plötzlich alt? Möchtet bloß noch Euren Becher Kräutertee und Eure Pantoffeln?«
    »Tattriger alter Mann, war’s nicht das?«
    »Tattriger Schwachkopf, habe ich gesagt. Ganz und gar nicht dasselbe.«
    »Na ja, bei euch Unsterblichen fällt es schwer, auf dem Laufenden zu bleiben.« Jetzt zeigten sich auf einmal auch eine Spur seines Humors sowie dieser kurzfristige gedankenlose Anflug von Neid, den sie von den Menschen gewohnt war, die sie nicht
unverblümt hassten. Shanta merkte es ebenfalls und eilte auf der Suche nach sicherem Boden unter den Füßen darüber hinweg. »Vielleicht ist es bloß so, äh, dass mir mein Leben, weil es erst vor so kurzer Zeit gerettet wurde, umso wertvoller erscheint.«
    Der nördliche Ozean ist selbst in besten Zeiten kaum ein gefahrloser Ort. Wer weiß, was dort geschehen kann.
    Die Worte, die sie am Abend zuvor an Jhiral gerichtet hatte, kamen ihr wieder in den Sinn. Einen albtraumhaften Moment lang sah sie sich es selbst tun.
    »Gern geschehen«, sagte sie mürrisch.
    Ein weiterer schräger Blick von der Seite. »Wisst Ihr, das möchte

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