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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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merkwürdig ähnlichen Abstieg,
als würden sie sich immer unwohler fühlen, je weniger Widerstand sie leistete.
    Es waren die Geräusche des Krieges, mal wieder.
    Eril kam zu ihm und hockte sich an seine Seite. Ringil nickte, sah ihn jedoch nicht richtig an.
    »Wie geht’s uns?«
    »Insgesamt ziemlich gut. Wir haben sieben Männer in der Schlacht hier verloren, dazu weitere vier, nach wie vor nicht bestätigt, die vielleicht im Wald verloren gegangen sind. Ein paar Verwundete. Pargil, der große, dicke Bursche? Ihm ist ziemlich übel in den Arm gehackt worden, wird ihn wahrscheinlich verlieren, wenn wir ihn zu einem Chirurgen bekommen. Aber fürs Erste kann er gehen. Den anderen hat’s am Bauch erwischt, wir müssen ihn tragen. Sonst hat niemand was Schlimmeres als Schnittwunden.«
    Ringil zählte im Kopf nach.
    »Dann bleiben achtzehn.«
    »Neunzehn. Da ist dieser alte Typ, den wir letzte Woche bei Hreshims Anleger mitgenommen haben.«
    »Stimmt. Hab ich ganz vergessen.«
    Stille, und in diese Stille hinein sickerten die kleinen, gedämpften Geräusche, welche die rote Xanthippe nach wie vor von sich gab. Das Grunzen der Männer. Eril las anscheinend etwas auf Ringils Gesicht. Er räusperte sich.
    »Soll ich dafür sorgen, dass sie aufhören?«
    Ringil warf ihm einen kurzen Blick zu und sah, wie der Mann von der Sumpfbruderschaft zurückschreckte. Er schaute wieder weg, hinein in die Sonne.
    »Ich meine …« Eril zögerte. »Du hast gesagt, du wolltest nicht, dass sie …«
    »Stirbt?« Das Wort entfuhr ihm unbeabsichtigt. Mühsam holte
er sich von den grauen Rändern der eigenen Gedanken zurück. »Die rote Xanthippe ist am Hafen groß geworden. Sie ist mit den Bräuten des Schlamms herumgelaufen, bevor sie zehn war. Mit fünfzehn hatte sie bei ihnen das Sagen. Es braucht mehr als eine Banden-Vergewaltigung, um so jemanden umzubringen.«
    Eril glaubte, eine widerstrebende Bewunderung hinter den Worten zu vernehmen. Er rückte auf seinen Pobacken hin und her und räusperte sich erneut.
    »Okay, aber … diese Männer, weißt du, die sind nicht so ganz … na ja, bei den Mitteln, die wir hatten, wie schnell wir sie anheuern mussten, also, sie werden nicht die …«
    »Soldaten vergewaltigen«, sagte Ringil hart. »Ungeachtet dessen, wie gut sie bezahlt werden. Das tun sie. Du meinst, ich würde bei so was zum ersten Mal zuhören …«
    Er spannte die Kiefermuskeln an. Stand abrupt auf, wie durch einen Mechanismus hochgehebelt, den Eril nicht sehen konnte.
    »Verdammte, verfluchte Scheiße!«, flüsterte er.
    Er stolzierte den Hügel hinab zu der Stelle, wo der erste einer kurzen, dreckigen Schlange von Männern auf Xanthippes gespreizt daliegender Gestalt auf und nieder ging. Der Mann hatte die Hose bis zu den Stiefeln herabgezogen, den Schwertgürtel, das Schwert und die Scheide hastig beiseite geworfen. Jedes Mal, wenn er in die Frau hineinstieß, keuchte er kehlig.
    Ringil packte ihn beim ungekämmten Haar und zog ihn herab. Der Mann jaulte erstickt, und Ringil warf ihn beiseite, über den abgelegten Gürtel und das Schwert.
    »Das reicht.«
    Der Mann rappelte sich halb hoch, eine Hand um seinen nach wie vor erigierten und pochenden Schwanz gelegt, die andere nach dem Knauf seines Schwerts tastend. Sein Gesicht war eine Maske schlitzäugiger Wut. Seine Stimme kam erstickt heraus.

    »Du. Verdammter …«
    Finger fanden und umklammerten den Schwertgriff.
    »Tu’s!«, forderte ihn Ringil auf. »Gib mir einen Grund!«
    Er hielt dem starren Blick des Mannes stand. Hoffte auf die beiden Herzschläge, die nötig waren, dass der Mann nicht zurückwich. Denn den hier – er spürte, wie es ihn jetzt bebend durchlief … den hier, den könnte er mit den bloßen Händen erledigen.
    Der Schwanz des Mannes schrumpfte zusammen und hing jetzt herab wie der Hals einer gerupften und geschlachteten Henne. Seine Finger ließen den Schwertgriff fahren. Er sah beiseite, ließ ein schwächliches, halbherziges Lachen herauströpfeln.
    »Ja, schon gut. Was soll’s.« Er stand ungeschickt auf, zog sich dabei die Hose hoch. »Ist sowieso kein sonderlicher Verlust. Hatte bessere gegen einen Pfahl am Kai in Baldaran gelehnt.«
    Ringil kniff die Lippen zusammen und fuhr mit der Zungenspitze über die gezackten Kanten seiner Vorderzähne. Er wollte diesen Mann immer noch töten.
    »Zieh dich wieder an«, sagte er angespannt. Er griff mit der Hand über die Schulter und streifte den Knauf des Rabenfreunds mit den locker

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