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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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nicht?«
    Augenklappe schüttelte aufgeregt den Kopf, wobei das dünne, schmierige Haar um sein bleiches Gesicht wirbelte. Hinter der senkrechten Narbe, die über und unter der Augenklappe herausschaute, als würde sie diese aufspießen, war er jünger, als Ringil zunächst geglaubt hatte.
    »Nein, Mann, das ist nicht alles. Es heißt, der Anführer dieser Burschen wäre, na ja, dieser Zauberer gewesen, ein verdammter Magier unten von Trelayne, der eine Klinge des schwarzen Volks trägt. Es heißt, dass er bereits im Norden wegen Hochverrats gesucht wird, dass bereits ein Kopfgeld von fünfundzwanzigtausend Florin auf ihn ausgesetzt ist.«
    »Fünfundzwanzigtausend …« Ringil ließ die Stimme in sorgfältig bemühtem Unglauben ersterben. »Klingt nicht sehr wahrscheinlich.«
    »Ich mein’s ernst, Mann. Sie haben ein paar Gefangene geschnappt, ins Verließ gebracht und befragt. Auch ein paar von den Sklaven. Das ist dabei rausgekommen. Ein verdammter Zauberer, Mann.« Der junge Kopfgeldjäger nickte zu den Angestellten hin. »Frag doch selbst, wenn du mir nicht glaubst!«
    Ringil warf ihm einen skeptischen Blick zu, zuckte dann mit den Achseln und trat an ihm vorbei über die Türschwelle und in das vom Lampenschein erhellte Büro.
    Der Angestellte sah bei seinem Eintritt auf. »Ja?«
    »Der Mann draußen sagt, ihr jagt einen Zauberer.«

    »Das ist nicht bestätigt.« Der Angestellte legte seine Feder beiseite und rieb sich müde mit den Fingerknöcheln die Augen. »Letzte Nacht hatten wir einen Überfall auf eine Karawane, die über die Straße von Trelayne reingekommen ist. Die Angreifer sind immer noch auf der Flucht. Wahrscheinlich ziemlich viele. Wir warten auf Namen.«
    »Wie viel zahlt ihr für die Köpfe?«
    »Fünfzig für jeden. Hundert, wenn du sie lebendig bringst. Vielleicht kriegst du später mehr, wenn die Karawaneneigner eine Belohnung aussetzen.«
    »Lebendig?« Ringil verzog das Gesicht. »In Tlanmar zahlen sie mir siebzig pro Kopf, tot oder lebendig. Und das sind Elementaler, das macht hundertzwanzig Florins, so in etwa.«
    Der Angestellte zuckte die Achseln. »Dann geh zurück nach Tlanmar und arbeite für die. Hier kriegst du fünfzig Florins pro Kopf, einhundert pro geschnapptem Gefangenen. Möchtest du auf diese Liste oder nicht?«
    Ringil gab sich betont mürrisch und unentschlossen und ertappte die Kopfgeldjäger in der Ecke des Raums dabei, dass sie einander anstießen und über das Schauspiel grinsten. Er schätzte die Vorstellung als Erfolg ein, räusperte sich und vollführte eine ungnädige Geste.
    »Also gut. Ich lasse mich auf eure Liste setzen, ja. Laraninthal von Shenshenath, Hauptmann, abgedankt, 62stes imperiales Regiment. Schreibt mich auf!«
    »Verdammter Ruhestand«, sagte einer der Kopfgeldjäger ruhig. »Hm, Kumpel?«
    Leises, unverbindliches Gelächter unter den anderen. Ringil drehte sich zu dem Sprecher um. Sah einen Militärmantel und Umhang aus der Liga, die beide schon bessere Tage gesehen hatten, ein Schwert in einer Lederscheide am Gürtel des Mannes
sowie ein weiteres, das er sich bloß über den Rücken geschnallt hatte. Das Gesicht und der geschorene Schädel waren an mehreren Stellen durch Narben von Schwerthieben gezeichnet, und von einem Ohr war ein Teil abgeschlagen worden. Aber in seiner Miene lag keine Herausforderung, und die Bemerkung war anscheinend nicht verletzend gemeint gewesen.
    »Ich habe einer Sache gedient«, sagte Ringil steif im Rahmen seiner Rolle. »Ich habe meinem Imperator gedient und mein Volk verteidigt. Das war Bezahlung genug für mich.«
    Der kahl geschorene Mann nickte. »Ja. Und jetzt jagst du Banditen in einem fremden Land für fünfzig Florins pro Nase.«
    »Kein Streit hier drin«, warnte der Angestellte. »Sonst werden eure Namen von der Liste gestrichen. Das gilt auch für dich, Klithren.«
    Der Kopfgeldjäger winkte die Bemerkung beiseite. »Niemand fängt hier Streit an, Tintenkleckser. Wir sind bloß arbeitende Männer, die ein bisschen plauschen und auf die Namen warten, damit wir uns an die Arbeit machen können. Stimmt’s, Shenshenath?«
    Ringil nickte knapp und wandte sich wieder dem Schreibtisch zu. »Dieser Zauberer, da. Draußen hieß es, er ist fünfundzwanzigtausend in Trelayne wert.«
    »Ich hab’s dir bereits gesagt«, erwiderte der Angestellte eifrig schreibend, ohne aufzuschauen. »Das ist nicht bestätigt. Alles, was wir im Augenblick wissen, ist, dass der Anführer des Überfalls ein Nordländer war und

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