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Das Karpatenschloß

Das Karpatenschloß

Titel: Das Karpatenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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»Niemals! Und wenn er mir den Besuch mit 10 Gulden
    bezahlte!«
    Hier müssen wir zur Aufklärung eine nicht unwichtige
    Bemerkung einflechten. Wenn Meister Koltz sich herbeige-
    lassen hatte, wieder in den ›König Mathias‹ zu gehen, ge-
    schah das nicht nur in der Absicht, ein Gefühl der Neugier
    zu befriedigen, auch nicht in dem Wunsch, sich mit dem
    Grafen Telek in Verbindung zu setzen – nein, es war zum
    nicht geringen Teil das Geldinteresse, das seinen Entschluß
    gezeitigt hatte.
    Als Durchreisender hatte der junge Graf für sich und
    seinen Soldaten eine Wegabgabe zu zahlen, und der Leser
    wird sich erinnern, daß deren Ertrag unmittelbar der Ta-
    sche des ersten Beamten in Werst zufloß.
    Der Biró machte also seine Ansprüche in der höflichsten
    Form geltend, und Franz von Telek beeilte sich, wenn auch
    etwas verwundert über ein solches Verlangen, die merkwür-
    dige Steuer zu entrichten.
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    Er lud Meister Koltz und Magister Hermod sogar ein, an
    seinem Tisch ein wenig Platz zu nehmen. Beide nahmen die
    so freundliche Einladung – da sie nicht wohl anders konn-
    ten – stillschweigend an.
    Jonas beeilte sich, verschiedene Liköre, das beste, was
    sein Keller barg, vorzusetzen. Da verlangten auch einige
    Bewohner von Werst für sich »eine Runde«. So konnte man
    glauben, daß die kurze Zeit verstreute alte Kundschaft des
    Hauses den gewohnten Weg nach dem ›König Mathias‹ bald
    wieder wie früher finden würde.
    Nachdem Franz von Telek die örtliche Fremdensteuer
    entrichtet hatte, wünschte er zu wissen, ob diese denn auch
    einträglich sei.
    »Nicht so, wie wir es wünschten, Herr Graf«, erklärte der
    Meister Koltz.
    »Dieser Teil Transsilvaniens wird wohl nur wenig von
    Reisenden besucht?«
    »Leider recht selten«, erwiderte der Biró, »und das Land
    verdiente doch besser besucht zu werden.«
    »Das ist auch meine Ansicht; was ich bis jetzt davon ge-
    sehen habe, scheint mir alle Aufmerksamkeit von Reisen-
    den zu verdienen. Vom Gipfel des Retyezat aus habe ich die
    schönen Täler der Sil bewundert, die Städtchen und Flecken,
    die im Osten zu sehen sind, und nicht minder die Bergkette,
    die der Karpatenstock im Hintergrund abschließt.
    »Ja, das ist alles recht schön, Herr Graf, wunderschön«,
    versetzte Magister Hermod, »und um Ihren Ausflug noch
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    ergiebiger zu gestalten, sollten Sie nun auch noch den Pa-
    ring ersteigen.«
    »Ich fürchte, ich dazu nicht die nötige Zeit«, antwortete
    Franz von Telek.
    »Na, dazu würde schon ein Tag ausreichen.«
    »Gewiß, mein Weg führt aber nach Karlsburg, wohin ich
    morgen aufzubrechen denke.«
    »Wie, der Herr Graf will uns schon so bald wieder verlas-
    sen?« fragte Jonas mit der verbindlichsten Miene der Welt.
    Er hätte es natürlich nicht ungern gesehen, wenn seine
    Gäste den Aufenthalt im ›König Mathias‹ verlängerten.
    »Es muß sein«, erwiderte Franz von Telek; »wozu sollte
    es auch nützen, wenn ich noch länger in Werst bliebe?«
    »Sie dürfen glauben, daß es sich für Touristen lohnt, ei-
    nige Zeit in unserem Dorf zu verweilen«, bemerkte Meister
    Koltz.
    »Es scheint jedoch wenig besucht zu sein«, versetzte der
    Graf, »und doch wahrscheinlich, weil seine nächsten Umge-
    bungen keine Sehenswürdigkeiten bieten.«
    »Ja sicher, keine besonderen Sehenswürdigkeiten!« gab
    der Biró zu, dem schon das fatale Schloß durch den Kopf
    fuhr.
    »Nein, nein, etwas Sehenswürdiges nicht!« versicherte
    auch der Schulmeister.
    »Oho! Oho!« fiel da der Schäfer Frik ein, dem dieser
    Ausruf eher unwillkürlich entschlüpfte.
    Da guckten ihn aber Meister Koltz und die anderen
    schön an, besonders der besorgte Gastwirt. War es denn
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    unbedingt notwendig, einen Fremden in die Geheimnisse
    des Landes einzuweihen? Ihn über das aufzuklären, was
    auf dem Plateau des Orgall vorging? Seine Aufmerksam-
    keit auf das Karpatenschloß zu lenken, wenn man ihn nicht
    bloß erschrecken und ihm nahelegen wollte, recht bald aus
    dem Dorf zu scheiden? Welcher Reisende würde dann spä-
    ter noch den Weg über den Vulcanrücken einschlagen, um
    nach Transsilvanien zu gelangen?
    Wahrlich, dieser Schäfer zeigte nicht mehr Verstand, als
    das geringste seiner Schafe.
    »So schweig doch Dummkopf, schweig doch still!«
    raunte ihm Meister Koltz zu.
    Trotzdem war die Neugier des jungen Grafen schon
    wachgerufen; er wandte sich deshalb unmittelbar an Frik
    und fragte ihn, was seine Ohos denn zu bedeuten

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