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Das Karpatenschloß

Das Karpatenschloß

Titel: Das Karpatenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hätten.
    Der Schäfer war nicht der Mann, sich einschüchtern zu
    lassen, und vielleicht dachte er hier, Franz von Telek könnte
    vielleicht einen guten Rat geben, der dem Dorf von Nutzen
    wäre.
    »Nun ja, ich habe ›Oho! Oho!‹ gesagt, Herr Graf, und da-
    bei bleib’ ich auch.«
    »Gibt es denn hier in der Nähe von Werst irgendein
    Wunderding, das man besichtigen könnte?« fuhr der junge
    Graf fort.
    »Ein Wunderding«, ließ Meister Koltz sich vernehmen.
    »Nein! Nein!« riefen die andern wie aus einem Mund.
    Die Leute entsetzten sich schon bei dem Gedanken,
    daß es zu einem zweiten Versuch kommen könnte, in die

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    Burg einzudringen, wodurch nur neues Unheil entstehen
    konnte.
    Nicht ohne einige Verwunderung betrachtete Franz von
    Telek die wackeren Dörfler, deren Gesichter in verschiede-
    ner, doch sehr bezeichnender Weise den Schrecken aus-
    drückten, der sie durchbebte.
    »Nun, was gibt es denn!« fragte er.
    »Was es gibt, Herr Graf ?« meldete sich Rotzko. »Nun
    denn, wie es scheint, das Karpatenschloß.«
    »Das Karpatenschloß?«
    »Ja, wenigstens raunte mir der Schäfer dieses Wort ins
    Ohr.«
    Hierbei zeigte er auf Frik, der den Kopf schüttelte, ohne
    dabei jedoch den Biró anzusehen.
    Jetzt war eine Bresche geschlagen in die Privatangele-
    genheiten des abergläubischen Dorfs, und bald schlüpfte
    auch seine ganze Geschichte durch diese Bresche.
    Meister Koltz, der nun wohl oder übel zu einem Ent-
    schluß kommen mußte, wollte dem jungen Grafen die Sa-
    che selbst erläutern und erzählte nun alles, was das Karpa-
    tenschloß betraf.
    Verständlicherweise konnte Franz von Telek das Erstau-
    nen, das diese Erzählung in ihm weckte, und die Gefühle,
    die sie ihm erregte, nicht verbergen. Wenn auch nur dürf-
    tig unterrichtet in wissenschaftlichen Dingen, wie die aller-
    meisten jungen Leute in seiner Stellung, die auf ihren tief
    in der Walachei liegenden Schlössern weilten, war er doch
    ein Mann von gesundem Menschenverstand. Auch glaubte
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    er wenig an Geistererscheinungen und verlachte die darü-
    ber umlaufenden Märchen. Eine von Geistern verzauberte
    Burg, so etwas mußte schon seine Ungläubigkeit herausfor-
    dern. Seiner Ansicht nach lag in dem, was Meister Koltz be-
    richtet hatte, noch gar nichts Wunderbares, sondern einzig
    verschiedene mehr oder weniger richtig beobachtete Tat-
    sachen, denen nur die Bewohner von Werst übernatürliche
    Ursachen zuschrieben. Der Rauch aus dem Wartturm, die in
    starken Schlägen ertönende Glocke – das ließ sich ja wohl
    höchst einfach erklären. Was die blitzartigen Erscheinungen
    und das Geheul betraf, die beide von der Umfassungsmauer
    ausgegangen sein sollten, so hielt er diese nur für Bilder er-
    regter Phantasie.
    Franz von Telek genierte sich nicht, das auszusprechen
    und zum stillen Ingrimm seiner Zuhörer darüber zu scher-
    zen.»Aber, Herr Graf«, bemerkte da Meister Koltz, »das war
    ja noch nicht alles.«
    »Nicht alles?«
    »Nein! Es ist nämlich auch unmöglich, in das Karpaten-
    schloß einzudringen.«
    »Wirklich?«
    »Unser Förster und unser Doktor haben versucht über
    die Mauer zu gelangen, erst vor wenigen Tagen, aus Liebe zu
    unserem Dorf. Sie hätten diesen Versuch aber fast mit dem
    Leben bezahlt.«
    »Was ist ihnen denn widerfahren?« fragte Franz von Te-
    lek in ziemlich spöttischem Ton.
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    Meister Koltz erzählte nun eingehend die Abenteuer von
    Nic Decks und Doktor Patak.
    »Als der Doktor also«, sagte der junge Graf, »den Graben
    verlassen wollte, da wurden seine Füße am Boden so festge-
    halten, daß er keinen Schritt vorwärtsmachen konnte?«
    »Keinen Schritt, weder vor- noch rückwärts!« fügte Ma-
    gister Hermod hinzu.
    »Das wird er nur geglaubt haben, Euer Doktor«, erwi-
    derte Franz von Telek, »und es war nur die Angst, die ihm
    bis in die Beine, ja bis in die Füße gefahren war.«
    »Zugegeben, Herr Graf«, antwortete Meister Koltz. »Wie
    läßt sich aber erklären, daß Nic Deck einen furchtbaren
    Schlag erhielt, als er das Eisenwerk der Zugbrücke be-
    rührte.«
    »Das war irgendein Schelmenstreich, dem er zum Opfer
    fiel.«
    »Ja, doch ein so schlechter, daß er noch heute davon bett-
    lägrig ist«, ergänzte der Biró.
    »Hoffentlich nicht in Lebensgefahr?« fiel ihm der junge
    Graf ins Wort.
    »Nein, zum Glück nicht.«
    Hier lag ja eine offenbar nicht wegzuleugnende Tatsache
    vor, und Meister Koltz sah gespannt deren Erklärung

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