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Das Karrieremacherbuch

Das Karrieremacherbuch

Titel: Das Karrieremacherbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svenja Hofert
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Arbeitslosigkeit auf lebenslauftechnisch kaum verwertbare sechs Wochen beschränkt? Aus welchem Grund bekommt jemand, der sich irgendwann später im Leben für ein zweites Studium entscheidet, keinerlei finanzielle Unterstützung (nicht einmal Grundsicherung, also Hartz IV)? Die Liste der verrückten und den Zukunftsentwicklungen zuwiderlaufenden Regelungen ließe sich fast beliebig weiterführen. Noch so eine typisch deutsche Verrücktheit: Seit Anfang des Jahres gibt es bei uns einen Bildungsprämiengutschein 64 für Arbeitnehmer mit niedrigem Einkommen (theoretisch also auch für Praktikanten), dessen Beantragung allerdings so dermaßen bürokratisch ist, dass die PR-Wirkung die tatsächlich Nutzung bei weitem übertrifft. Zudem sind es Peanuts, die der Staat da mit gerade mal 154 Euro pro Jahr und Prämiennutzer verteilt. Das reicht gerade für einen Kurs an der Volkshochschule – an sich nicht schlecht, aber für eine lebenslaufrelevante Qualifizierung viel zu wenig. Die deutschen Weiterbildungsraten im Vergleich zu den anderen europäi schen Ländern sprechen für sich: Laut Hans-Böckler-Stiftung waren 2005 in Deutschland nur 8 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung in einer Weiterbildung – das liegt unter dem EU-Durchschnitt von 11 Prozent und weit unter der Bildungsaktivität der Schweden mit 34,7 Prozent. 65
    So lange bilden, bis es für den Markt passt
    In Dänemark sind die Weiterbildungsbudgets ungleich größer, der Zugang ist unkomplizierter. Es wird so lange qualifiziert, bis ein Arbeitnehmer für die Arbeitgeber passend gemacht worden ist. Deshalb werden die vier Jahre Arbeitslosengeld auch kaum ausgenutzt. Dieser Punkt ist ganz entscheidend: Den Weiterbildungsmaßnahmen liegen nicht irgendwelche längst veralteten Statistiken zugrunde (wie bei uns, wo nach Fachkräften geschrien wird, wenn der Bedarf längst gedeckt ist), sondern die direkten, aktuellen und vor allem auch regionalen Arbeitgeberinteressen. Ist ein Arbeitnehmer qualifiziert, wird er schnell eingestellt. Bei uns dauert allein die Wartezeit auf eine Genehmigung der Weiterbildung dagegen oft viel zu lange.
    Weiterbildungsmaßnahmen in Dänemark laufen schnell und unkompliziert an. Wiederum anders als bei uns, wo die Klassifizierung der Arbeitslosen in gute (Arbeitslosengeld I) und schlechte (Arbeitslosengeld II) auch für eine Klassifizierung bei der Weiterbildung sorgt. Gerade in der Arbeitslosengeld-II-Zone zieht sich die Genehmigung trotz des schönen Spruchs »Fordern und fördern« oft unendlich hin. Besonders wenig werden diejenigen gefördert, die einen akademischen Abschluss haben. Und gerade für sie sind die langen Wartezeiten tragisch. Wer zwei Jahre nach dem Abschluss immer noch nichts hat, wird kaum noch zu Gesprächen eingeladen werden. Eine schnell genehmigte Weiterbildung wäre hier eine Chance.
    Doch man hat ja sein Studium: Dieses müsse doch reichen für den Berufseinstieg, argumentieren viele Vertreter der Argen und Jobcenter, also jener Einrichtungen, die für die Zweite-Klasse-Arbeitslosen zuständig sind. Doch in schlechten Zeiten reichen ein Bachelor und auch ein Master oft eben nicht aus. Meine Erfahrung mit Absolventen und jungen Berufseinsteigern in Hartz IV – davon gibt es eine ganze Menge – ist, dass sie nicht selten endlos auf Qualifizierungsmaßnahmen warten müssen und abhängig sind vom Gutdünken des jeweiligen Beraters. So wundern mich auch Sprüche wie »bei Ihnen ist doch was faul, wenn Sie mit BWL keinen Job kriegen«, die Arbeitlosengeld-II-Empfänger zu hören bekommen, nicht mehr. Die Karrieremodelle der Zukunft sind in unsere Arbeitslosenverwaltungsapparate trotz vieler Verbesserungen bei den Leuten, die doch Experten sein sollten, nicht eingezogen. Da bringt es auch nichts, dass das Amt jetzt Agentur heißt.
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    Dennoch merke ich: Seitdem die Wirtschaftskrise wütet, ist es auch für Absolventen ohne Anspruch auf Arbeitslosengeld – sofern die Agentur und nicht die Argen/Jobcenter zuständig sind – in den Städten wesentlich leichter, an Bildungsgutscheine der Arbeitsagenturen zu kommen. Oft fördern die örtlichen Agenturen unkompliziert und schnell. Manchmal pochen einzelne Vertreter darauf, dass der Beweis erbracht werden müsse, dass die Weiterbildung eine drohende Arbeitslosigkeit mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent – so steht es sehr deutsch im Text des »Ersten Gesetzes für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt« 66 – abwenden kann.

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