Das Karrieremacherbuch
Führungskraft in einem Konzern hätte ich nicht bemerkt, wie stark starre Hierarchien Entscheidungen und sinnvolle Entwicklungen blockieren und wie mich sinnlose Begrenzungen nerven. Mir ging in den Unternehmen vieles zu langsam. Ich vermisste zudem zwischen den ganzen Machtund Ränkespielen das ehrliche Bemühen, das Beste für das Unternehmen zu erreichen. Ohne meine Konzernerfahrung wäre mir auch nicht klargeworden, dass man Diplomatie zwar lernen kann, das dauerhafte Gefühl, mit schlechten Kompromissen leben zu müssen, aber nicht. Deshalb sehe ich Konzerne jetzt viel lieber bei kurzen Besuchen auf Seminaren, als Vortragende oder Beraterin. Wenn man so von außen und mit Abstand reinschaut, ist es sehr nett dort. So ähnlich sehen das übrigens auch fast alle meine selbstständigen Kollegen: Konzernaufträge sind wunderbar, solange man nicht in so ein Unternehmen eingebunden und als abhängiges Mitglied von der Unternehmensdampferfamilie aufgesogen wird. Dann sagen wir alle entschieden »Stopp!«
Wenn alles anders kommt als geplant
Doch, wie gesagt: Jeder muss eigene Erfahrungen machen, um überhaupt zu solchen Schlüssen kommen zu können. Erfahrungen lassen sich nicht theoretisch bei anderen abfragen. Erfahrungen sind individuell. Keine Beratung ersetzt sie. Es ist deshalb sehr viel leichter, erst einmal zu erleben, was man NICHT will, und von da aus die Suche nach Alternativen zu beginnen. Blöderweise machen Ihnen aktuelle Ereignisse da manchmal einen Strich durch die Rechnung. Die Dinge laufen nicht wie geplant, und da bringt es nichts, über »hätte« nachzudenken. »Hätte« hat sich aus dem Staub gemacht und wurde nicht zum »hat«.
Machen! Tun! Handeln!
Im NDR gibt’s jeden Morgen Frühstück bei Stefanie (falls Sie nicht im Sendegebiet wohnen). Stefanies Lieblingsspruch lautet: »Es ist, wie es ist.« Es ist, wie es ist, und wenn die äußere Situation einen zur Neuorientierung zwingt, dann bleibt einem nichts anderes übrig, als nach Alternativen zu suchen, und zwar in dem Fall eben auch, ohne erlebt zu haben, was man NICHT will. Da können Sie nur ganz sachlich analysieren, welche Möglichkeiten Sie haben, was Sie als Nächstes tun, und so vorbeiziehen an der Mehrzahl derjenigen, die ihre Zeit mit Lamentieren verbringen. Möglichkeiten analysieren und los. Handeln!
Die andere Hälfte meiner Trainees erwies sich als sozusagen »natürlich« und von Anfang an handlungsorientiert. Sie hatten den Rausschmiss souverän weggesteckt, freuten sich darauf, aktiv zu werden, interessierten sich für Alternativen und nahmen Vorschläge, auch die Idee mit der Selbstständigkeit, nach kurzem Nachdenken und einigen Erläuterungen meinerseits positiv auf. Sich von ihrem ursprünglichen Plan zu verabschieden, fiel ihnen leicht. Erst recht, als ich ihnen sagte, dass sie immer mehr als eine Alternative besitzen.
In Kleingruppen arbeiteten wir von jedem Teilnehmer ein Profil aus. Dabei half der Blick von außen, Besonderheiten zu erkennen. Was kann die Person besser als andere? Hat sie besondere Kontakte? Ein spezielles Wissen aus Studium, Praktika, Weiterbildung, Lebenserfahrung, privatem Engagement? Oft kam Überraschendes zutage, und nicht selten war den Teilnehmern gar nicht bewusst, was sie alles nutzen könnten.
Eine mehrsprachige Mitarbeiterin aus dem HR-Traineebereich hatte neben dem Studium eine Train-the-Trainer-Ausbildung gemacht und besonderes Talent im Vermitteln von Inhalten. Ihre Alternativen waren eine freie Tätigkeit als Trainerin, die Anstellung als Assistentin bei einem kleinen Trainingsanbieter oder eine Weiterbildung zur Personalkauffrau IHK, was sie für kleinere Unternehmen besser vermittelbar machte. Ein Trainee aus dem Marketing hatte als Erststudium Gartenbauingenieurwesen vorzuweisen, kannte sich aus mit Videoschnitt und hatte einen besonderen Kontakt zu einem Unternehmer in Südafrika. Jeder der 16 fand bei genauerem Hinsehen Ansatzpunkte und mindestens drei solide Alternativen zu der Möglichkeit, sich als Mitarbeiter Marketing oder Personal zu bewerben: A, B und C. Aber was nun daraus machen?
Erst einmal galt es, die vor dem persönlichen Hintergrund tragfähigste Alternative auszuwählen. Dafür ermittelte jeder Teilnehmer individuelle Faktoren, die bei der Entscheidung berücksichtigt werden sollten. Das war bei einer Teilnehmerin ein Promotionsstudium parallel zu einer Tätigkeit als E-Marketingberater und bei dem anderen das Work and Travel in Australien. Der Trainee aus dem
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