Das Karrieremacherbuch
Marketing favorisierte Südafrika und die HR-Mitarbeiterin eine freiberufliche Tätigkeit für Personalberatungsunternehmen.
Im nächsten Schritt sollten sich die Teilnehmer entscheiden, ob sie lieber in ihrem bisherigen Job arbeiten wollten – also bei einem ähnlichen Unternehmen in ähnlicher Funktion in Marketing oder Personal – oder eine der Alternativen bevorzugten. Am Ende des ersten Tags fanden viele bereits die Alternativen charmanter, überraschenderweise gerade auch einige Vertreter der zurückhaltenden Teilnehmerhälfte.
Alternativen A, B und C
Der Blick auf Alternativen öffnet oft erst das Bewusstsein dafür, dass jeder mehr Möglichkeiten hat, als er auf den ersten Blick für sich wahrnimmt. Wenn Möglichkeit A nicht klappt, funktioniert B, Alternative B kann immer noch durch C ersetzt werden.
So zu denken ist für die meisten Menschen hilfreich. Sinnvoll ist eine aufeinanderfolgende oder parallele Abarbeitung von zuvor möglichst gründlich recherchierten Alternativen. Aufeinanderfolgend bedeutet: Ich nehme mir eine Alternative nach der anderen vor und beginne mit der attraktivsten. Paral lel bedeutet: Ich arbeite auf alle drei Alternativen gleichzeitig hin und schaue, welche sich am besten entwickelt. Beide Herangehensweisen sind okay. Dem dauerorientierten Systematiker empfehle ich Variante eins, dem wechsellustigen Macher Variante zwei. Beides führt leichter zum Erfolg, wenn eine gewisse Dosis von Richard Bransons Alles-Erreicher-Gen beigemischt wird, also ein »Geht nicht gibt’s nicht« im Hinterkopf verankert ist. Das heißt in der Praxis: Hürden, die bei der Realisierung von Alternativen auftauchen, sollten mit Ideen (Was kann ich noch machen? Wie kann ich anders herangehen?) und Selbstüberwindung (zum zehnten Mal anrufen, denn es geht um mich und nicht um Rücksichtnahme auf den anderen!) übersprungen werden. Sie sind jedenfalls kein Grund, um umzukehren.
Besser freier Mitarbeiter als gar nichts machen
Für einige Trainees wuchs nach einigen erklärenden Worten zur Selbstständigkeit auch diese als Alternative heran. Vielen war noch nicht bewusst gewesen, welche neuen Formen es gibt und dass es mitunter leichter ist, eine Tätigkeit als freier Mitarbeiter zu bekommen als einen Angestelltenvertrag. Leider werden neue Formen der Selbstständigkeit an den Hochschulen ausgeklammert. Bestenfalls werden große Existenzgründungen mit Patenten unterstützt, nicht aber die meist kleinen Wissensarbeiter-Existenzen. Einige der zwischen 24 und 31 Jahre alten Trainees konnten sich zunächst nicht vorstellen, in so jungen Jahren als Berater aufzutreten oder Trainings zu halten. Ich erzählte von einigen ganz jungen selbstständigen Wissensarbeitern. Mein Lieblingsbeispiel ist ein 18-Jähriger, der die Pressearbeit eines E-Commerce-Unternehmens macht – mit null Erfahrung, aber Branson’scher Hartnäckigkeit, positiver Energie und Freude am Kontakt mit Menschen. Eine Menge Trainer haben einfach angefangen, indem sie sich vorne hingestellt und bewiesen haben, was sie können. Es gibt 25-jährige Headhunter und eine ganze Reihe von Vertretern der digitalen Bohème, die deutlich unter 30 sind. Hinzu kommen freiberufliche Projektmanager und jede Menge IT-Generalisten und -Spezialisten, die selbstständig sind, oft ohne je in einem Unternehmen gearbeitet zu haben.
Selbstständigkeit ist viel sicherer ist als eine Angestelltentätigkeit
Ich halte eine selbstständige Tätigkeit sogar für sicherer als jede Angestelltenkarriere. Das muss ich Ihnen erläutern, wie ich es den Trainees erläuterte: Ich meine damit, dass eine Angestelltenlaufbahn oft sehr plötzlich beendet wird. Wer zuvor auf seinen Job fixiert war, erlebt das als traumatisches Erlebnis und bekommt einen Knacks, der nicht selten psychologisch behandelt werden muss.
Jüngst hörte ich auf NDR Info ein Interview mit Arcandor-Mitarbeitern. Einer arbeitete seit 35 Jahren als Verkäufer in einer Karstadt-Filiale. Jetzt, mit 60 Jahren, so sagte er, brauche er sich gar nicht mehr zu bewerben. Genauso ist es. Nicht, weil Bewerbungsversuche in dem Alter wirklich so aussichtslos sind, sondern weil dieses Denken jede offene Tür zumacht. Der Knacks durch die Kündigung sorgt dafür, dass die folgenden Bewerbungsbemühungen scheitern. Mit einem Knacks fällt es schwer, das eigene Umfeld zu mobilisieren. Man strahlt auch gegenüber Fremden nicht aus, ein wertvoller, guter Mitarbeiter zu sein. Im schlimmsten Fall sucht man sich ein Umfeld, das
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