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Das Kastanienhaus

Das Kastanienhaus

Titel: Das Kastanienhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Trenow
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hineinzusteigen.
    » Die anderen? Ach so, die haben in letzter Minute abgesagt. Sie schaffen es doch nicht « , sagte er vergnügt und nahm meine Hand, während ich in den schwankenden Kahn stieg. » Habe ich das nicht erzählt? Aber mach dir nichts daraus, wir können uns auch ohne die anderen amüsieren, oder? «
    Ich sagte nichts, setzte mich schweigend auf die weichen, von der Sonne warmen Kissen und sah ihm zu, wie er die Taue löste, ablegte und uns vom Ufer abstieß. Ein böser Verdacht überfiel mich: dass er das Ganze von vornherein als Ausflug zu zweit geplant hatte. Die Party würde ganz anders laufen als angekündigt.
    Dennoch genoss ich zunächst die Kahnfahrt. Vom Fluss aus wirkte die Stadt wie verzaubert, und das weiße filigrane Mauerwerk von King’s Chapel leuchtete vor dem makellosen Blau des Himmels. Robbie hantierte sehr gekonnt mit der unhandlichen Stange, und während wir den Fluss entlangglitten, begleiteten uns die Schwalben, stießen ins Wasser, um zu trinken, und stiegen mit schrillen Warnrufen wieder empor in die Luft.
    Auf halbem Weg nach Grantchester legten wir an einem schattigen Uferstück unter Trauerweiden an. Neugierige Kühe kamen zu uns herüber, bliesen uns ihren süßlichen Atem ins Gesicht und trotteten wieder davon. Robbie schenkte uns Champagner ein, und dann stießen wir an auf die schöne englische Landschaft, den Sommer und auf den Frieden, obwohl der immer unwahrscheinlicher zu werden schien.
    Ich trank zu schnell, und der Champagner stieg mir in den Kopf. Eine Weile saßen wir da, aßen Räucherlachssandwiches und unterhielten uns über alles und nichts. Robbie erzählte Geschichten und brachte mich zum Lachen. Er schenkte mir mehrmals nach, ohne dass ich ihm Einhalt gebot. Musste es nicht genauso sein, wenn man sich verliebte?
    Nachdem wir gegessen hatten, klemmte er sein leeres Glas zwischen die Kissen, schaute mich an und nahm mit plötzlich ernster Miene meine Hände.
    » Lily, meine Liebe, du musst inzwischen eigentlich wissen, was ich für dich empfinde. «
    Ich nickte unsicher, während mein Herz zu hämmern begann. Wollte er mir sagen, dass er mich liebte? So schnell?
    » Ich habe mich ein wenig herumgetrieben, wie du dir wahrscheinlich denken kannst, und eben deshalb weiß ich auch, dass du etwas Besonderes bist. Wie es in dem Lied heißt: I’ve got you under my skin . « Er klang ziemlich pathetisch, und ich kicherte nervös, doch ihm war es offensichtlich kein bisschen peinlich.
    » Warum kommst du nicht näher und gibst mir einen Kuss? « , sagte er, zog sein Jackett aus, lehnte sich zurück, lag halb und klopfte auf die Kissen neben ihm. Ich zögerte, denn innerlich sträubte sich alles in mir. Mich neben Robbie zu legen, mich in dieser Position küssen zu lassen – das kam mir reichlich intim vor. Und trotzdem tat ich es, schob alle meine Bedenken beiseite. Was konnte schon unter freiem Himmel passieren, beruhigte ich mich.
    Ich legte mich neben ihn, wir kuschelten und küssten uns eine Weile. Irgendwie fand ich es jetzt gar nicht mehr so unangenehm wie die ersten beiden Male, und vor allem genoss ich das Gefühl, in den Armen eines zugegebenermaßen attraktiven Mannes zu liegen, der mich begehrte. Er streichelte mein Haar und sagte, es rieche wie Apfelblüten, und versicherte mir, ich sei schön.
    Dann wurden seine Küsse intensiver. Entspann dich einfach, sagte ich mir. So ist das eben. Das gehört zum Verliebtsein dazu. Wirklich?, fragte eine andere Stimme in meinem Inneren, denn inzwischen empfand ich seine Zungenspiele eher wie eine unerwünschte Belästigung und konnte ihnen nicht das Geringste abgewinnen. Ich fühlte mich bloß noch überrumpelt und zutiefst abgeschreckt.
    Ich war noch völlig darauf konzentriert, trotz seiner Kussattacken Luft zu holen, als seine Hand sich plötzlich in Richtung meiner Brüste bewegte und dort herumzudrücken begann. Das sollte mich wohl in Stimmung bringen, aber mir war es nur lästig und unangenehm. Und statt aufzuhören, bearbeitete Robbie meinen Busen immer heftiger. Jetzt reichte es mir, und ich schob seine Hand weg. Er verstand es nicht, denn nach ein paar Sekunden war seine Hand wieder da. Diesmal schlug ich sie fast weg und dachte, das sei es gewesen.
    Ich hatte mich zu früh gefreut – nunmehr wanderte seine Hand in Richtung weit verfänglicherer Regionen. Er war bereits unterhalb meiner Taille angelangt, als ich sah, wie er an seiner Hose herumnestelte. Hier, am Fluss, wenn vielleicht gerade ein anderer

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