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Das Kastanienhaus

Das Kastanienhaus

Titel: Das Kastanienhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Trenow
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Kahn vorbeifuhr! Ich löste mich heftig von ihm und richtete mich auf, doch Robbie schien nicht von seinem Vorhaben abzubringen und sich zudem für unwiderstehlich zu halten. Jedenfalls glitt seine Hand erneut unter meinen Rock, fast bis hoch zwischen meine Schenkel, während er mit der anderen seine Hose öffnete.
    Ich schrie entsetzt auf, wehrte mich aus Leibeskräften, ohne dass er Notiz davon nahm. Stattdessen packte er meinen Arm, zwang ihn hoch über meinen Kopf und schob gleichzeitig sein Bein schwer über meins und rollte sich halb auf mich, hielt mich mit seinem ganzen Körper gefangen. Wenn er mich nicht freiwillig losließ, war ich ihm auf Gedeih und Verderben ausgeliefert. Ich spürte nacktes, hartes Fleisch an meinen Beinen und geriet in Panik.
    » Nein, Robbie, nicht! « Mein Schrei hallte über das Wasser, und ein Wasserhuhn flog aufgeregt gackernd aus dem Schilf. » Lass mich los! «
    Er hielt mich noch einen Moment unschlüssig fest, als würde er über seinen nächsten Schachzug nachdenken. Dann hörte ich ihn murmeln: » Um Himmels willen, stell dich nicht so an « , bevor er mich grob von sich stieß, sich wegdrehte und seine Hose in Ordnung brachte. Er war rot im Gesicht und keuchte, als hätte er einen Hürdenlauf hinter sich.
    » Was ist eigentlich los mit dir? « , fragte er barsch. » Erst machst du mich an, und dann stößt du mich weg. « Er zündete sich eine Zigarette an und blies wütende Rauchwolken über das Wasser. Ich atmete tief ein und versuchte meine Tränen zurückzuhalten.
    » Tut mir leid « , sagte ich kläglich, erhob mich und strich mein Kleid glatt.
    Er war eine Weile still. » Auch wenn du jetzt nicht wolltest – da läuft doch was zwischen uns, oder nicht? «
    » Ich denke schon. Ja, aber nicht so … Noch nicht zumindest. « In meinem Kopf drehte sich alles, vom Champagner oder vom überstandenen Schrecken, ich wusste es nicht. Jedenfalls konnte ich nicht klar denken.
    » Empfindest du nicht dasselbe für mich wie ich für dich? « Ich kam mir vor, als würde ich einem Verhör unterzogen.
    » Ich … « , stotterte ich.
    » Was ist es dann? Gibt es einen anderen? Diesen Jungen aus Deutschland? «
    » Nein, nicht wirklich. «
    » Was, nicht wirklich « , sagte er ziemlich gehässig. » Du schuldest mir eine ehrliche Antwort, Lily. Weich bitte nicht ewig aus. «
    So langsam wurde mir das Ganze zu dumm. Wieso glaubte Robbie eigentlich, irgendwelche Ansprüche auf mich geltend machen zu dürfen? Ich war nicht Bestandteil der geschäftlichen Kooperation. Entsprechend gereizt fiel meine Antwort aus. » Robbie, nimm einfach zur Kenntnis, dass ich mir nicht sicher bin, was uns betrifft. «
    Er bohrte weiter und versuchte mich gezielt zu verwirren. » Du magst mich also nicht? «
    » Ja – doch, ich meine Nein. «
    » Heißt das nun ja, du magst mich nicht, oder nein, du magst mich? «
    Er nahm noch einen langen Zug von seiner Zigarette. Als er sich abwandte, um auszuatmen, bemerkte ich zum ersten Mal, dass sich das Haar an seinem Hinterkopf zu lichten begann, und er tat mir fast ein wenig leid.
    » Ich weiß nicht genau, was ich fühle, wenn du die reine Wahrheit hören willst « , platzte ich heraus. » Ich bin gerne mit dir zusammen. Wir haben Spaß miteinander, oder? Es war ein herrlicher Tag, und es tut mir leid, dass ich ihn dir offenbar verdorben habe. Aber mehr ist für mich nicht drin. Weil ich noch nicht so weit bin. Mit niemandem. «
    Ich wischte mir mit dem Handrücken über die Augen. Schweigend reichte er mir ein großes weißes Taschentuch, und ich putzte mir so dezent wie möglich die Nase.
    » Du hättest vorher darüber nachdenken sollen, meinst du nicht? « Seine Zigarettenkippe zischte, als sie ins Wasser fiel. » Du solltest nichts versprechen, was du am Ende nicht halten kannst. «
    Ich hatte überhaupt nichts versprochen, dachte ich wütend. Aber da ich mich nicht länger mit ihm streiten mochte, verkniff ich mir eine Richtigstellung. Er stand auf, packte Decke und Picknickkorb zusammen und trug alles in den Kahn.
    Die Fahrt zurück nach Westbury verlief in angespannter Atmosphäre. Ich versuchte die Stimmung aufzulockern, indem ich ihm von alten Sagen erzählte, die sich mit der Landschaft East Anglias verbinden.
    Ich deutete auf die Hügel, durch die wir gerade fuhren. » Man sagt, Riesen würden darunter schlafen, wusstest du das? «
    Robbie schüttelte den Kopf.
    » König Gog führte seinen Stamm der Magog-Riesen in einen Kampf gegen die Römer. Man

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