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Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)

Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)

Titel: Das kastilische Erbe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Kopf, erhob sich und begrüßte ihn mit belegter Stimme.
    »Guten Abend, Marco, was für eine Überraschung! Was führt Sie hierher? Und nun sagen Sie nicht, Sie seien rein zufällig hier vorbeigekommen, denn das glaube ich Ihnen nicht.«
    Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Nein, das würde ich nicht. Ich schwindle nur, wenn ich die Hoffnung hegen kann, damit durchzukommen.«
    Isaura lachte. »Das ist ja gut zu wissen. Und wie lautet die wahre Begründung?«
    »Muss ich denn eine haben?«, fragte er ein wenig verlegen. »Ich wollte einfach sehen, wie es Ihnen geht. Wie Sie diesen turbulenten Tag überstanden haben.«
    Sie setzte sich wieder auf die Bank, und er nahm neben ihr Platz.
    Isaura überlegte. »Ich glaube, ganz gut«, sagte sie überrascht. »Es ist fast eine Erleichterung, die Verantwortung loslassen zu dürfen. Es ist jetzt alles Sandys Problem, und ich kann mich um meine Belange kümmern und um mein Wohlbefinden.« Das klang ein wenig trotzig, dennoch erntete sie ein Lob.
    »Ja, das fangen Sie richtig an.«
    »Ist der Herr Doktor also beruhigt, dass ich mich nicht mit Weinkrämpfen in mein Zimmer einschließe?«
    »Der Herr Doktor ist sehr zufrieden, und er hat eigentlich nichts anderes erwartet, denn er weiß, dass Sie eine starke Frau sind.«
    »Heißt das, Sie können nun beruhigt nach Hause fahren und den Fall zu den Akten legen?«, erkundigte sie sich fast ein wenig ängstlich.
    Marco legte den Kopf schief und sah sie von der Seite an. »Den Fall Justus und Sandy ganz sicher. Den Rest? Hm, nein, es sei denn, Sie schicken mich fort und jagen mich mit dem Besen von Ihrem Hof.«
    Isaura gluckste bei dieser Vorstellung. »Ich könnte meinen Kater auf Sie hetzen«, schlug sie vor und deutete auf Golondrino, der sich behaglich zwischen ihren Frühlingsblumen rekelte.
    »Ja, der sieht echt gefährlich aus«, bestätigte der Doktor. »Aber noch traue ich mich, ihm zu trotzen. Außerdem dachte ich, ich beweise Ihnen, dass ich mich nicht nur von Churros und Schokolade ernähre.«
    Wieder musste Isaura lachen. »Ach ja?«
    »Ja, ich war auf dem Weg einkaufen und wollte heute Abend kochen – aber allein macht das einfach keinen Spaß.«
    »Gibt es keine Señora de Jiménez, die daheim am Herd wartet? Und auch keine kleinen niños ?«
    Marco schüttelte den Kopf. »Nein, keine Kinder. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich trotz meines hohen Alters von fünfunddreißig Jahren noch nicht die Richtige gefunden habe. In Heidelberg war ich lange mit einer Studentin liiert, doch sie wollte nicht in Kastilien leben, und so ging die Beziehung in die Brüche, als ich im Krankenhaus von Valladolid anfing.«
    Isaura nickte nur und starrte vor sich hin, während die Sonne hinter den Bäumen versank und das Feuer im Fluss erlosch. Endlich erhob sie sich.
    »Dann darf ich heute also das Küchenmädchen sein? Nun, dann sollte ich Ihnen jetzt helfen, die Vorräte reinzubringen. Es gibt doch bestimmt etwas zum Kleinschnippeln.«
    Gemeinsam trugen sie die beiden Kisten in die Küche und packten all die Köstlichkeiten aus, die Marco auf dem Markt erstanden hatte.
    »Sie haben viel vor«, stellte Isaura fest, als sie den Blick über die nun vollgestellte Arbeitsfläche schweifen ließ.
    »Ja, fangen wir mit ein paar typischen Tapas an und arbeiten uns dann über ein ordentliches Stück Fleisch mit Gemüse voran«, schlug Marco vor. »Dort drüben in der Tüte ist Brot, und da sind die Kartoffeln, die Sie schon einmal schälen könnten, wenn Sie mir wirklich zur Hand gehen wollen. Ansonsten dürfen Sie sich gern schon einmal bei Oliven, Brot und Wein in diesen gemütlich aussehenden Sessel setzen und mir zusehen.«
    »Der Sessel ist gemütlich, aber ich werde Ihnen helfen. Denn sonst bekomme ich ein schlechtes Gewissen …«
    »Papperlapapp!«
    »… und ich bin vermutlich schon betrunken, noch ehe wir mit dem Essen anfangen, was einerseits bedeuten würde, dass ich Ihr Essen vielleicht nicht mehr richtig würdigen könnte, oder anderseits, dass ich nicht mehr so recht weiß, was ich tue, und womöglich auf dem Tisch tanze oder hier im Sessel einschlafe.«
    »Das mit dem Auf-dem-Tisch-Tanzen hört sich nicht schlecht an, das Einschlafen dagegen wäre dann doch ein Risiko«, gab Marco mit einem Grinsen zu und begann, eine Zwiebel in winzige Würfel zu hacken, während sich Isaura die Kartoffeln vornahm. Schon während sie kochten, genehmigten sie sich ein Glas Wein und aßen getrocknete Datteln, die Marco in knusprig

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