Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
wollen, daß wir in Panik geraten; damit rechnen sie jetzt.«
»Warum sollten wir nicht in Panik geraten? Welchen Unterschied
macht das schon? Sie sagten, niemand könne uns hierher verfolgen. Nun, jemand hat uns verfolgt, und das Funkgerät ist unbrauchbar. Ich habe keine Lust, mich auf Ihre Stahlkonstruktionen und Ihr dickes Glas zu verlassen! Die sind ein paar Schweißbrennern und einem Vorschlaghammer nicht gewachsen! Herrgott, tun Sie doch etwas.«
»Ich tue nichts, und damit rechnen die nicht. In zwei oder drei Minuten werde ich diese Frequenz noch einmal versuchen und eine zweite Nachricht durchgeben.« Quinn sah zu Alison hinüber. »Gehen Sie nach oben und überprüfen Sie die vorderen und die hinteren Fenster. Rufen Sie herunter, wenn Sie etwas sehen. Kastler, gehen Sie ins Eßzimmer zurück. Tun Sie das gleiche.«
Peter rührte sich nicht von der Stelle. »Und was werden Sie tun?«
»Ich habe jetzt keine Zeit, Ihnen das zu erklären.« Er ging ans vordere Fenster und spähte hinaus. Peter trat neben ihn. Zwischen den Torpfosten zeichnete sich erneut die Gestalt silhouettenhaft vor dem Nachthimmel ab. Er stand reglos zehn oder fünfzehn Sekunden da, und dann schien es, als höbe er beide Hände vor sich.
Und jetzt leuchtete plötzlich grell ein Scheinwerferbalken auf, zerschnitt die Finsternis.
»Vorn!« schrie Alison von oben. »Dort ist ein...«
»Das sehen wir!« brüllte O’Brien. Er drehte sich zu Kastler herum. »Sehen Sie nach, ob hinten etwas ist!«
Peter rannte auf den kleinen Bogen zu, der ins Eßzimmer führte. Ein zweiter blendender Scheinwerferstrahl traf die paar kleineren Fenster in der hinteren Wand des Eßzimmers. Er wandte sich ab, schloß die Augen; das Licht verursachte ihm Kopfschmerzen. »Hier hinten ist noch einer!« schrie er.
»Und hier !« schrie O’Brien, dessen Stimme jetzt aus einem Alkoven am anderen Ende des Wohnzimmers kam. »Sehen Sie in der Küche nach! An der Nordseite!«
Peter rannte in die Küche. Wie Quinn vermutet hatte, stach dort ein vierter Scheinwerferbalken durch die vergitterten Fenster am Nordende des Hauses. Wieder bedeckte Peter die Augen. Es war ein Alptraum! Wo auch immer sie nach draußen sahen, blendete sie das heiße, weiße Licht. Sie wurden von blendend weißem Licht angegriffen!
»Kastler!« schrie O’Brien von irgendwo. »Gehen Sie hinauf! Holen Sie Alison von den Fenstern weg! Gehen Sie in die Hausmitte. Schnell!«
Peter konnte nicht nachdenken, er konnte nur gehorchen. Er rannte zur Treppe, packte das Geländer und schwang sich herum. Während er hinaufrannte, hörte er O’Briens Stimme. Sie klang kontrolliert, präzise. Er war wieder am Funkgerät.
»Falls ich durchkomme, der Notfall ist abgesagt. St. Michael’s One. Wiederhole. Notfall erledigt. Wir haben Chesapeake auf dem Nebengerät erreicht. Sie sind unterwegs. Sie sind in drei oder vier Minuten hier. Wiederhole. Bleiben Sie draußen. Notfall erledigt.«
»Was machen Sie?« schrie Kastler.
»Verdammt, hinauf mit Ihnen! Holen Sie das Mädchen von den Fenstern weg. Sehen Sie zu, daß Sie in die Mitte kommen!«
»Auf wessen Seite stehen Sie denn?«
»Diese Teufel versuchen uns hereinzulegen! Sie ziehen uns an die Fenster und blenden uns!«
»Was sagen Sie da ...?«
»Das ist unsere einzige Hoffnung!« brüllte der Agent. »Und jetzt gehen Sie zu Alison und tun, was ich sage!« Er wandte sich wieder der Radioanlage zu und drückte den Mikrofonknopf.
Peter wartete nicht ab, was O’Brien sagte; er sah nur, daß der Agent unter dem Kasten hinter einem Stuhl kauerte, so nahe wie möglich am Boden, die Hand nach oben zum Funkgerät ausgestreckt. Kastler raste die Treppe hinauf. »Alison!«
»Hier bin ich! Im vorderen Zimmer.«
Peter rannte durch die Halle im Obergeschoß ins Schlafzimmer. Alison war am Fenster, was sie draußen sah, schien sie förmlich zu hypnotisieren. »Da läuft jemand!«
»Weg mit dir!« Er zerrte sie aus dem Zimmer, in die Halle hinaus.
Das erste, was er hörte, war ein metallisches Geräusch — ein Gegenstand, der gegen das Glas oder das Gitterwerk am Schlafzimmerfenster knallte. Und dann passierte es.
Die Explosion war ohrenbetäubend, die Gewalt der Schwingungen warf sie zu Boden. Das dicke Glas des Schlafzimmerfensters flog nach allen Richtungen davon, einzelne Splitter bohrten sich in die Wände und den Boden; Bruchstücke des Gitters kollidierten pfeifend mit massiven Gegenständen.
Das ganze Haus erzitterte in seinen Grundfesten; der
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