Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe
erschien. Bei allen Problemen hatte sie doch immer gewusst, dass es nie einen anderen Mann für sie geben könnte. Und nun fand er sie nicht mehr sexy. Es war schlimmer, als wenn er sie körperlich misshandelte, denn wenn er sie schlug und vergewaltigte, so wusste sie doch immer, dass er es aus purer Lust tat. Stumm blickte sie auf ihre Fußspitzen.
„Nun heul nicht. Wir können ja einmal pro Woche eine Nummer schieben und für die anderen Tage muss ich mir was einfallen lassen. Ich hab zwei gesunde Hände, die haben mir im Knast gute Dienste erwiesen. Wenn’s eben gar nicht geht, kannst dir ja mal Gedanken darüber machen, ob du Bock auf einen Dreier hast. So ein junges Luder könnte dir vielleicht auch Spaß machen?“
„Niemals!“, schrie Lisa auf und rannte die Treppe hinunter. Sie schloss sich auf dem Gäste-WC ein und ließ ihren Tränen freien Lauf. Das war das Ende. Ingmar liebte sie nicht mehr. Jetzt waren sie ein ganz gewöhnliches Paar und Ingmar war auch nicht besser als Hannas Mann oder all die anderen Kerle!
Bis sie sich einigermaßen gesammelt hatte, vergingen bestimmt dreißig Minuten. Sie hörte, wie Ingmar in der Küche hantierte und vermutlich sein Frühstück zu sich nahm. Dann rief er in ihre Richtung: „Ich bin dann mal weg auf Jobsuche. Mach kein Drama draus, Baby, wir haben andere Probleme als deine vertrocknete Muschi.“ Die Tür flog ins Schloss und Lisa kam aus ihrem Versteck. Hoffentlich ging er jetzt nicht zu einer anderen Frau! So gut wie Ingmar aussah, würde er spielend eine Jüngere als Lisa finden. Ruhelos rannte sie vom Wohnzimmer in die Küche, von dort wieder auf den Flur, in die Zimmer der Kinder und dann wieder alles von vorne. Was sollte sie nur tun? Sie konnte es unmöglich zulassen, dass ihr Mann mit einer anderen Frau schlief! Er gehörte ihr und sie wollte alles nur Erdenkbare anstellen, damit er sie wieder genauso begehrte wie zuvor.
Auf den Küchentisch legte sie einen Zettel, auf dem sie mitteilte, dass sie kurz weg sei und gleich wiederkomme. Die roten Overknee-Stiefel passten perfekt zu Lisas Shirt; leider machte der schwarze Steppmantel das Outfit etwas kaputt, aber Hanna würde es sowieso nicht einmal registrieren. Hastig ging Lisa über die rutschige Eisfläche rüber zum Haus der Zielkes und klingelte. Sörens Auto war nicht da, das hatte sie schon vorher gecheckt.
Verheult öffnete Hanna ihr die Tür.
„Lisa, komm rein. Sorry, ich sehe vermutlich ziemlich übel aus. Bitte leise, Kimmy schläft noch, glaube ich.“
„Ist sie schon wieder nicht in der Schule?“
„Nein, ihr geht es so schlecht. Ach, Lisa, ich weiß einfach nicht mehr weiter. Meine arme Kleine! Na, gehen wir erst mal in die Küche. Ich wollte grad was essen.“
„Nichts Neues, hm?“, fragte Lisa spitz und hätte sich am liebsten sofort auf die Zunge gebissen. Sie wusste selbst nicht, warum sie immer so gehässig sein musste, aber es gab ihr sofort ein gutes Gefühl, dass es anderen auch schlecht ging.
„Nein, liebe Lisa, ich kann das eben nicht wie du. Mir was Schönes anziehen und so tun, als sei alles paletti. Sag mal, hast du was Größeres vor? Puh. Du siehst ja … umwerfend aus. Aber irgendwie auch etwas unpassend, wenn ich das so sagen darf.“
„Es ist ja auch nicht alles paletti, aber man muss doch an seiner Ehe arbeiten! Das tust du doch auch! Bei mir gehört eben ein gepflegtes Äußeres dazu. Ingmar findet es auch gut, wenn ich mich hübsch mache …“ Sie stockte.
„Aber? Hör zu, ich bin fix und fertig wegen Kimmy. Wir verstehen sowieso nicht, dass du Ingmar alles verziehen hast – ich weiß gar nicht, wie ich Elaine noch beruhigen soll, denn sie ist noch viel saurer deswegen als ich!“
„Elaine kann mich mal, die soll sich um ihre eigenen Probleme kümmern! Wir haben schließlich alle unser Päckchen zu tragen!“
„Aber dass wir dich in den düsteren Monaten immer wieder aufgebaut haben, das weißt du schon noch, oder?“, fragte Hanna und suchte Lisas Blick. Diese brach in Tränen aus.
„Er findet, dass ich alt aussehe! Ingmar begehrt mich nicht mehr! Ich mach ihn nicht mehr an und er schlägt vor, dass wir einen Dreier mit einer Jüngeren machen! Hanna, ich kann nicht mehr!“
„Oh Mann. Dein Mann ist ein solches Arschloch. Tut mir leid, aber ich habe dafür kein Verständnis. Schmeiß ihn endlich raus! Was willst du dir noch bieten lassen von diesem Perversling?“
„Ich liebe ihn. Dagegen kann ich nichts machen. Du, neben der Eisdiele ist
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