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Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Titel: Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Marie Milton
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doch so ein Schönheitschirurg, oder? Weißt du, ob es den noch gibt?“
    Fassungslos schaute Hanna ihre Freundin an. Das konnte nicht ihr Ernst sein. Lisa war perfekt und ging locker für zehn Jahre jünger durch. Nein, das musste sie sich nicht geben, sie hatte ihre eigenen Probleme. Hanna stand auf und wies mit der Hand Richtung Haustür.
    „Lisa, ich hab für solche Sachen jetzt keine Nerven. In meinen Augen bist du völlig krank. Du bist diesem Typen hörig oder sonst was. Nimm Tabletten oder zieh weg oder besuch von mir aus den Schönheitschirurgen, aber bitte belaste mich mit dieser Art von Problemen nicht auch noch. Versteh mich, das geht einfach zu weit. Ich habe schon wieder die ganze Nacht nicht geschlafen, weil ich fürchte mein Kind zu verlieren. Und du jammerst rum wegen ein paar Fältchen!“
    Die beiden Frauen trennten sich mit einer flüchtigen Umarmung voneinander. Hinter Lisa schloss Hanna die Tür. Wo sollte Lisa jetzt hin? Sie musste ihre Ehe retten, auch wenn sie kein Geld hatte, aber vielleicht übernahm die Krankenkasse die Kosten. Ohne sich umzudrehen, ging sie an ihrem eigenen Haus vorbei in Richtung Innenstadt. Das hatte sie bisher nur sehr selten gemacht. Zwar wusste Lisa, dass sie eine attraktive Erscheinung bot, doch fühlte sie sich trotzdem verloren, wenn sie allein irgendwo lang spazierte.
    Als sie endlich vor der Praxis des Beautyarztes angekommen war, spürte sie ihre Hände kaum noch, so kalt war ihr. Hoffentlich würde Ingmar von alldem nichts mitbekommen. Wenn er jetzt nach Hause käme und sie war so lange verschwunden … Nur nicht daran denken. Die Mitarbeiter des Arztes waren gepflegt und freundlich.
    „Was können wir für Sie tun?“
    „Ja, also, es ist so, ich wollte mal fragen, was es kostet, wenn man sich hier etwas auffrischen lässt … Eigentlich bin ich ganz zufrieden, aber ein paar Fältchen hier und da und vielleicht die Lippen etwas auffüllen lassen? Oder geht das eventuell auch auf Karte?“
    Das Lächeln der Arzthelferin war freundlich und falsch.
    „Das sind selbstverständlich alles Privatleistungen, aber wir bieten auch Ratenzahlung an. Da findet sich immer eine Lösung, die für beide Seiten passt. Soll ich Ihnen einfach mal einen unverbindlichen Termin geben?“
    „Ja, gerne, nur zum Gucken. Das kostet doch nichts, oder?“
    „Nein, das kostet nichts. Kommenden Dienstag um 9 Uhr 40 haben wir noch etwas frei, passt Ihnen das?“
    „Okay. Vermutlich ist das ja auch überflüssig, ich mein, ich seh ja nicht alt aus.“ Lisa musste selbst lachen. Das war ja verrückt. Bestimmt war das nur ein kleines Spielchen von Ingmar gewesen. Ihre Sorgen verblassten. Doch dann sagte die fürchterliche Arzthelferin:
    „Es ist überhaupt keine Schande etwas machen zu lassen. Ab 30 ist keine von uns mehr perfekt, das ist natürlich. Vielleicht ist auch nur eine minimale Korrektur Ihrer Schlupflider schon so effektiv, dass man sich alles weitere sparen kann!“
    Schlupflider! Lisa schnaubte beleidigt. Sie hatte doch keine Schlupflider! Der Arzt würde ihr mit Sicherheit bestätigen, dass sie keine Straffung oder solchen Blödsinn benötigte, sondern höchstens ein paar Botox-Spritzen. Alles würde gut werden. Lisa fühlte sich gleich viel besser und hoffte nur, dass Ingmar bis zur nächsten Woche wieder arbeiten würde und nichts von ihrem Termin mitbekäme. Beruhigt stolzierte sie nach Hause und genoss die bewundernden Blicke der vorbeifahrenden Männer in den teuren Autos.
    Spät in der Nacht lag sie wieder wach, doch dieses Mal spürte sie nicht das vertraute Atmen ihres Mannes neben sich. Ingmar war seit den frühen Morgenstunden nicht wieder aufgetaucht und hatte auch kein Handy dabei. Entweder war ihm etwas zugestoßen oder etwas viel Schlimmeres war geschehen: Er schlief mit einer jüngeren Frau.
    ***
    Verdammte Scheiße, ging es Ingmar unaufhörlich durch den Kopf, diese Arschlöcher von Nachbarn hatten ihn in den Knast gebracht und damit sein Leben ruiniert. Drei Autohäuser hatte er bereits erfolglos abgeklappert, aber er kam noch nicht mal über die Azubis am Empfang hinaus. „Bitte reichen Sie Ihre schriftliche Bewerbung bei uns ein, dann melden wir uns umgehend bei Ihnen.“ Diese Spießer! Er war ein super Verkäufer, das wusste er ganz genau. Aber wie sollte er in seinem Lebenslauf die Lücke erklären? Sobald jemand rausbekam, dass er gesessen hatte, würde er nur noch bei schmierigen Gebrauchtwagenhändlern einen Job bekommen. Doch Ingmar Suhrhoff

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