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Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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eingeschaltet, und durch die Milchglasscheiben sah John, wie sich die Dame des Hauses näherte. Der Anblick dieser Silhouette, von hinten beleuchtet durch die falschen Kutschenlampen an der Küchenwand, führte immer dazu, daß sich in Omally etwas regte.
    »Wer ist da?« rief Mrs. Bryant.
    »Der Mann deiner Träume«, flüsterte John.
    »Jim, ich hab’ dir gesagt, du sollst nur donnerstags abends kommen.«
    Jim? Omallys Unterkiefer klappte herab. Donnerstags? Ging Pooley nicht jeden Donnerstag abend früh nach Hause, um irgendeine Gartensendung im Fernsehen nicht zu versäumen? Aber… Pooley? Bestimmt nicht.
    »Ich bin es, John«, flüsterte er.
    »Oh, John. Oh, hahaha« (das Geräusch von verlegenem Gelächter). »War natürlich nur ein kleiner Scherz. Komm herein.«
    Mrs. Bryant öffnete, und Omally grinste sie an.
    »Dein Mann ist nicht in der Nähe, oder?«
    »Nein. Er ist heute abend noch gar nicht nach Hause gekommen. Ich mache mir allmählich ernste Sorgen wegen Jack.«
    »Soll ich lieber wieder gehen und ein andermal zurückkommen?«
    »Machst du Witze?« Mrs. Bryant packte John bei den Revers und riß ihn zu sich in die Küche.
     
    KLOPF, KLOPF, KLOPF, machte es erneut an Pooleys Vordertür. Jim schwankte hektisch hin und her, während er zur gleichen Zeit versuchte seinen Toast von der Gasflamme zu angeln und den Stecker des elektrischen Kessels herauszuziehen. »Nur noch einen Augenblick!« rief er. »Ich komme gleich!«
    KLOPF, KLOPF, KLOPF.
    Pooley warf den Toast von einer Hand in die andere, blies nacheinander auf seine Finger und vollführte dabei einen ziemlich blödsinnigen Tanz.
    KLOPF, KLOPF, KLOPF!
    »Verdammter Mist!« Pooley warf den Toast über die Schulter und stapfte durch seine enge Diele zur Wohnungstür. Wütend riß er sie auf und brüllte nach draußen: » Was willst du? «
     
    »Ich weiß genau, was du willst«, gurrte Mrs. Bryant und blies in John Omallys Ohr.
    Und sie wußte es tatsächlich. Trotzdem hielt John einen Augenblick lang inne und nahm Maß. Er wollte sich mit ihr vergnügen, sicher. Aber das wollte er schließlich immer. Die meisten Männer wollten sich ständig vergnügen. Die meisten Männer würden jederzeit alles stehen- und liegenlassen, wenn sie die Gelegenheit dazu erhielten. Aber wollte er, John Vincent Omally, das auch? In das Haus einer verheirateten Frau schleichen, um des billigen Nervenkitzels wegen. Es war eine ziemlich geschmacklose Angelegenheit, wenn man es genau bedachte. Nicht, daß John Schuldgefühl wegen dem armen Jack Bryant entwickelt hätte. Jack war ein liebenswerter Trottel. Aber zu was machte er sich mit dieser Geschichte? Zu einem gemeinen Rüpel?
    »Ich bin kein Rüpel!« sagte John Vincent Omally.
    »Ich hab’ nie gesagt, daß du einer wärst. Kann ich jetzt aus den Eiswürfeln raus?«
    »O ja, bitte«, sagte John. »Und …«
     
    KLATSCH! machte Pooleys Wohnungstür, als sie aufgestoßen wurde und gegen die Dielenwand knallte.
    »Heh, warten Sie!« sagte Jim, als er von Händen gepackt wurde. »Hören Sie auf damit!« fuhr er fort, als die Hände ihn durch die Diele schleppten.
    KLATSCH! machte die Tür einmal mehr, als andere Hände sie wieder ins Schloß warfen.
     
    Mrs. Bryant hatte die Kühlschranktür offengelassen.
    Es mag dem Leser vielleicht ein wenig unglaubwürdig erscheinen, aber es gibt noch immer Menschen auf der Welt, die nichts von den sexuellen Schätzen ahnen, die so ein Kühlschrank in sich birgt. Sie mögen die Stirn runzeln, aber es stimmt. Diese tragischen, uninspirierten Gestalten öffnen ihre Kühlschränke und sehen — Essen. Essen und Trinken und sonst nichts.
    Gewiß, jeder hat ein umfassendes Sammelsurium ehelicher Hilfsmittel in seinem Nachtschrank verstaut — schließlich, wer hat das nicht? Aber wenn es um den Kühlschrank geht, dann sehen alle immer nur Essen und Trinken.
    Der Connaisseur der Küchenkopulation jedoch sieht den Inhalt des Kühlschranks in all seiner nackten Pracht.
    Die erotischen Möglichkeiten des Gemüsefachs sind den meisten wohl vertraut. Wer wurde nicht schon einmal erregt vom Anblick all dieser Maiskolben und Pastinake, Bananen und Salatgurken? Doch der Connaisseur verachtet das Offensichtliche und geht weiter zu den exquisiten Vergnügungen der halb ausgedrückten Limonen und der höllischen roten Chilischoten, hier eine Prise, dort ein Tropfen. Indem er weiter nach oben sieht, erblickt er das Fach mit den Schmiermitteln, Cremes und Lotionen: Butter und Margarine,

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