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Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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zu feste gedrückt, und irgend etwas muß geplatzt sein.«
    Eine kleine, aber nichtsdestotrotz deutliche Alarmglocke schrillte in John Omallys Kopf. Das Bild des verstorbenen Jack Bryant würde wahrscheinlich bis ans Ende seiner Tage in seinem Gedächtnis haftenbleiben. Jedes Detail war unglaublich deutlich. Aber wenn Jack Bryant gestorben war, während er auf der Toilette gesessen hatte, dann war er, John Vincent Omally, ein tanzender Holländer in Holzpantinen. Zum einen hatte Jack Bryant zwar auf der Toilette gesessen, aber der Deckel war unten gewesen. Und zum anderen war er, im Gegensatz zu dem armen Mister Compton-Cummings, nicht mit heruntergelassener Hose verschieden.
    »Wie merkwürdig«, sagte John. »Wie äußerst merkwürdig.«
    Mrs. Bryant schniefte und trank ihr Wasser. »Nach den Worten des diensthabenden Leichenbeschauers ist das gar nicht so merkwürdig, sondern im Gegensatz sehr gewöhnlich. Die Leute reden wohl nur nicht gerne darüber. Sie sagen immer nur: ›Er ist friedlich eingeschlafen.‹«
    »Ja. Ich schätze, du hast recht. Kann ich irgend etwas tun, um dir zu helfen?«
    »Nein, danke, John. Mein Bruder kommt aus Orton Goldhay. Er kümmert sich um die Beerdigung. Ich ziehe wahrscheinlich wieder dorthin zurück.«
    »Ich werde dich vermissen«, sagte John.
    »Und ich werde mir Sorgen um dich machen. Sieh zu, daß du eine gute Frau für dich findest, John. Bring dein Leben in Ordnung.«
    »Ich will’s versuchen«, versprach Omally und küßte sie auf die Stirn. »Oh, eine Sache noch«, sagte er wie beiläufig. »Kann ich das Geschichtsbuch zurückhaben? Ich habe es gestern hier auf dem Tisch liegen lassen.«
    »Geschichtsbuch?« Mrs. Bryant versteifte sich. »So kann man das ja wohl kaum nennen, John Omally. Was ist eigentlich eine sacofricosis? «
    »Ich glaube nicht, daß du das wirklich wissen möchtest.«
    »Nein. Vermutlich nicht. Du hast wohl recht.«
    »Und? Kann ich es wiederhaben?«
    »Sicher, könntest du«, sagte Mrs. Bryant. »Aber ich fürchte, ich hab’s nicht mehr.«
    »Was?«
    »Ich muß es im Wartezimmer des Cottage Hospitals liegengelassen haben.«
     
    John verließ Mrs. Bryants Wohnung und kam gerade rechtzeitig zum Achtuhrfünfzehnbus bei der Haltestelle an. Bill wurde erneut hinausgeworfen, weil er eine Schülerin getätschelt hatte, und eine Dame in einem Strohhut erzählte John alles über ihren Ehemann, der sich einmal Deospray auf den Bart gesprüht und als Achselhöhle verkleidet zu einem Kostümball gegangen war.
    Am Cottage Hospital stieg Omally aus dem Bus. Neue, noch finsterere Gedanken brauten sich in dem schwarzen Mahlstrom in seinem Schädel zusammen.
    Am Empfangsschalter versah eine ziemlich hübsche Schwester ihren Dienst.
    »Guten Morgen, Miß«, sagte John. »Ich frage mich, ob Sie mir vielleicht helfen könnten?«
    »Sind Sie krank?«
    »Nein. Mein Name ist …« John stockte einen Augenblick. »… ist John Bryant. «
    »Ach ja? Wie geht es Fergie?«
    »Verzeihung, wie bitte?«
    »Verzeihung, es ist mir so herausgerutscht.« Die Krankenschwester kicherte wie Sid James.
    John nahm sich insgeheim vor, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zurückzukehren und sie zu fragen, ob sie mit ihm ausgehen würde.
    »Mein Bruder wurde vergangene Nacht hier eingeliefert«, sagte er. »Jack Bryant. Er ist gestorben.«
    »Oh, der. Der Ärmste. Wie tragisch, auf diese Weise zu enden.«
    »Genau wie der King.«
    »Ich dachte immer, der King hätte gesagt: ›Verdammter Bognor!‹ und wäre in seinem Bett gestorben?«
    »Ich frage mich, ob ich nicht ein paar Worte mit dem Arzt wechseln könnte, der seinen Tod festgestellt hat.«
    »Ich fürchte, nein«, antwortete die Krankenschwester. »Er ist im Augenblick nicht da, und ich darf überhaupt keine Informationen an Dritte weitergeben.«
    »Ich verstehe. Es war Dr. Pooley, oder irre ich mich?«
    »Dr. Malone.«
    »Ach ja. Der gute alte Jim Malone.«
    »Dr. Stefan Malone.«
    »Ja, natürlich. Wohnt er eigentlich immer noch in Hanwell?«
    »Nein, er wohnt inzwischen in Brentford.«
    »Ja, richtig. In der Mafeking Avenue.«
    »In Kether House oben auf dem Butts Estate.«
    »Dann muß es ein anderer sein. Tut mir leid, aber das hilft mir nicht weiter. Oh, fast hätte ich es vergessen. Meine Schwägerin Mrs. Bryant hat ein Buch von mir im Wartezimmer vergessen. Brentford, eine Studie seiner Bewohner und seiner Geschichte. «
    »Ach, das Buch«, sagte die Krankenschwester und kicherte ein weiteres Mal wie Sid James.
    Meine

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