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Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Es war eine militärische Stimme. Gebildet. Befehlsgewohnt. »Bürger von Brentford, kehren Sie in Ihre Häuser zurück, und kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten.«
    »Buuuh!« machten die Bürger von Brentford. »Buuuh und Pfeif!«
    »Die Barrikaden und Grenzposten wurden zu Ihrer eigenen Sicherheit errichtet, um Sie vor dem Einfluß unerwünschter Elemente zu bewahren.«
    Hinter den Barrikaden hatten sich die unerwünschten Elemente in der Gestalt von Reportern und ihren Teams versammelt, bauten ihre Kameras auf, polierten die Linsen und sagten »Eins, zwei« in die Mikrophone.
    In Professor Slocombes Arbeitszimmer schob der alte Gelehrte die Riegel vor die großen Verandafenster. »Sie kommen ganz bestimmt, um die Schriftrollen zu holen«, sagte er. »Sie müssen an einen sicheren Ort geschafft werden.«
    »Er meint dich, John«, sagte Jim.
    »Ich meine euch alle beide«, sagte der Professor.
    Jims Hände fingen an zu zittern, wie sie es immer taten, bevor er sich flatternd im Kreis drehte.
    »Beruhige dich, Jim«, sagte John. »Wohin sollen wir sie denn bringen, Professor?«
    »Vielleicht zum Buckingham Palace. Oder zur Downing Street Nummer zehn …«
    »Im Fliegenden Schwan gibt es ein Mönchsloch«, sagte Jim. »Wir könnten sie zu Neville bringen.«
    »… oder in das Britische Museum«, fuhr Professor Slocombe fort. »… oder vielleicht in die Bank von England.«
    »Mönchsloch klingt gut«, sagte John.
    »… oder vielleicht sollten wir sie direkt nach Rom bringen und bei meinem guten alten Freund abliefern, dem Papst.«
    »Das Mönchsloch hat definitiv etwas für sich«, sagte Jim.
    »Meine lieben Freunde«, sagte der Professor. »Ohne die Schriftrollen haben wir nichts. Sie müssen von einem Expertengremium beglaubigt und für authentisch erklärt werden. Einem Gremium, das nicht vorher kompromittiert worden ist. Ich gestehe, daß die Vorstellung, euch beide auf eine Pilgerfahrt nach Rom zu schicken, nicht eines gewissen Charmes entbehrt. Die Möglichkeiten pikaresker 24 Abenteuer sind endlos. Doch ich bezweifle, daß auch nur einer von euch beiden einen Paß besitzt.«
    »Ich hatte mal einen«, sagte Jim. »Ich hab’ ihn auf einer meiner zahlreichen Reisen verloren.«
    »Du warst nie auf irgendeiner Reise«, lachte John. »Du wirst ja schon luftkrank, wenn du im oberen Deck eines Busses fährst.«
    »Niemals.«
    »Doch. Und Nasenbluten kriegst du außerdem.«
    »Das ist die Höhe, weiter nichts. Und ich war auf Reisen. Ich war sogar schon einmal in Margate.«
    »Meine Herren, bitte.« Professor Slocombe hob beschwichtigend die Hände. »Bringt die Schriftrollen zu einem Ort eurer Wahl. Und ich bringe es kaum fertig, euch zu sagen, daß ihr sie mit euren Leben beschützen sollt …«
    »Dann lassen Sie’s«, sagte Jim.
    »Aber das werden wir«, sagte John. »Was ist mit Ihnen, Sir, und mit Mrs. Penn? Man wird bestimmt zu Ihnen kommen und nach den Schriftrollen suchen, und man wird Sie gewiß nicht mit Samthandschuhen anfassen.«
    »Dessen bin ich mir durchaus bewußt. Ich werde meine eigenen Vorkehrungen treffen, und ich melde mich bei nächster Gelegenheit bei euch.«
    »Halt, Augenblick mal«, sagte Jim.
    »Was denn, Jim?«
    KLOPF, KLOPF, KLOPF, machte es an Professor Slocombes Vordertür.
    » Das ist, John«, sagte Jim. »Ich kriege allmählich einen sechsten Sinn, was das betrifft.«
    »Los, verschwindet durch die Küchentür, weg mit euch.«
    »Und Sie sind sicher, daß Sie allein zurechtkommen, Sir?«
    Professor Slocombe vollführte eine geheimnisvolle Handbewegung und ver Schwan din einer dichten Rauchwolke.
    »Ich schätze, er kommt allein zurecht«, sagte Jim.
     
    Sie trafen gerade rechtzeitig vor dem Fliegenden Schwan ein, um zu sehen, wie der Alte Pete auf einer Trage zu einer wartenden Ambulanz geschafft wurde.
    John eilte zu dem alten Kerl.
    »Was ist passiert?« fragte er.
    Der Alte Pete blickte ihn aus benommenen Augen an. »Wie hoch schätzt du die Chance, daß sich eine einbeinige lesbische Kugelstoßerin in der Kneipe aufhält, während ich einen Witz über einbeinige lesbische Kugelstoßerinnen erzähle?« brummte er.
    »Zwei Pints Large bitte, Neville«, sagte Jim und kramte in seinen Taschen nach den letzten Resten von Kleingeld. »Und macht es dir etwas aus, diese Schatulle in deinem Mönchsloch zu verwahren?«
    »Nicht im geringsten«, antwortete Neville. »Das sind bestimmt die berühmten Brentforder Schriftrollen, von denen im Augenblick alle Welt redet,

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