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Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Dinger sind das. Wir wollen doch nicht, daß ihnen etwas geschieht, oder?«
    »Nein, bestimmt nicht, Sir.«
    »Selbstverständlich doch, Trottel. Ich war nur ironisch.«
    Derek nahm die Schriftrollen und reichte sie Fred.
    »In Ordnung«, sagte Fred. »So, da wären sie also. Die berühmten Brentforder Schriftrollen.« Er hielt sie ins Licht und betrachtete sie gründlich. »Ziemlich phantasievoll, was? Ein sehr hochwertiges Pergament. Ich schätze, ich sollte diesen Augenblick genießen, aber ich glaube nicht, daß ich Lust dazu habe. Ich werfe sie einfach ins Feuer.«
    »Nein!« sagte John und trat einen Schritt vor. Derek versperrte ihm den Weg.
    »Was soll das heißen, nein?« fragte Fred.
    »Sie können die Schriftrollen nicht verbrennen! Sie können das nicht!«
    »Das ist eine recht törichte Bemerkung, meinst du nicht auch?«
    »Also schön. Sie können die Schriftrollen verbrennen. Aber warum? Warum wollen Sie die Rollen vernichten? Und überhaupt, wer sind Sie eigentlich?«
    »Er ist dein schlimmster Alptraum«, sagte Clive.
    »Das glaube ich nicht«, widersprach John. »Nach allem, was ich in den letzten paar Tagen gesehen habe, kommt er nicht mal in die Nähe davon.«
    »Aber er ist es!« beharrte Clive. »Er ist ein emporgekommener, untalentierter, kleiner, uncharismatischer Niemand, der sich mit Ellbogen und Klauen an die Spitze gearbeitet hat und …«
    »Clive«, sagte Fred.
    »Fred?« sagte Clive.
    »Halt die Klappe, Clive.«
    »Wenn Sie die Schriftrollen verbrennen und uns beide töten«, sagte John, »dann könnten Sie wenigstens soviel Anstand zeigen und uns verraten warum.«
    »Könnte ich«, sagte Fred. »Will ich aber nicht. Ich weiß, daß es eine lange kinematische und literarische Tradition gibt, nach der jeder Schurke vor den Helden seine große erklärende Rede abgibt, bevor er sie tötet. Und dann, in allerletzter Sekunde, wenn die Helden bereits rettungslos verloren scheinen, kommt die schlaue unerwartete Wendung, und …«
    »Wenn Sie die Schriftrollen verbrennen und uns töten«, sagte John, »dann werden Sie niemals von dem GANZ GROSSEN GEHEIMNIS erfahren.«
    Fred schüttelte den Kopf. »Netter Versuch«, sagte er. »Aber das ist auch nichts weiter als ein dummes Klischee, oder nicht?«
    »Achtung, hinter Ihnen!« rief Jim.
    Niemand rührte sich. Niemand zuckte auch nur mit einer Wimper (was auch immer das bedeutet).
    »‘tschuldigung«, sagte Jim. »Ich dachte, ich versuch’s einfach.«
    »Also schön«, sagte Fred. »Also ab ins Feuer mit den Brentforder Schriftrollen und die beiden Köpfe auf den Boden. Und los geht’s.«
    Fred nahm die Schriftrollen mit beiden Händen und machte Anstalten, sie in das knisternde Feuer zu werfen. John wandte das Gesicht ab, und Jim schloß die Augen.
    Fred kämpfte mit den Schriftrollen. Wenn der Leser je gesehen hat, wie sich Pantomimen mit einem Ballon abmühen, der unverrückbar in der Luft schwebt, wie sie sich anstrengen, um ihn zu bewegen, dann weiß er, was Fred jetzt gerade tat. Wenn nicht — dann nicht.
    Da Clive beide Hände frei hatte, fing er bald an, Beifall zu klatschen. »Sehr gut«, quiekte er vergnügt. »Wirklich sehr gut, Fred.«
    Fred bemühte sich nach Leibeskräften, die Schriftrollen in das Feuer zu bugsieren, doch sie bewegten sich nicht einen Millimeter. Er ließ sie los, doch statt zu Boden zu fallen, blieben sie mitten in der Luft hängen (nun ja, nicht genau mitten in der Luft — sie waren entschieden näher am Boden als an der Decke — doch in der Luft hängen taten sie nichtsdestotrotz).
    Fred gab ein höchst unerfreuliches tiefes Knurren von sich und packte die Rollen einmal mehr. Doch sie ließen sich einfach nicht bewegen, nicht einen Deut, nicht eine winzige Spur, nicht ein einziges Jota.
    »Brillant!« rief Clive und klatschte frenetisch. »Sehr beeindruckend.«
    »Hör mit diesem verdammten Klatschen auf, du dämlicher Trottel, hilf mir lieber mit diesen Dingern.«
    »Oh«, sagte Clive. »Oh.« Und: »Na schön.«
    Dann fing Clive an, sich aus Leibeskräften abzumühen — und plötzlich wurden die Dinge kompliziert für ihn. Er zerrte gerade mit beiden Händen an den Schriftrollen, als diese einen unvermittelten Satz in die Höhe machten und Clive den Boden unter den Füßen entrissen.
    »Was geht da vor, John?« flüsterte Jim.
    »Der Professor«, flüsterte John. »Erinnerst du dich, daß er ein paar magische Worte über den Schriftrollen ausgesprochen hat, bevor wir Malones Haus verlassen haben?

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