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Das Kind der Rache

Das Kind der Rache

Titel: Das Kind der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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nicht.«
»Richtig.«
Plötzlich wurde die Tür auf gestoßen. Sergeant Jackson
erschien. Er führte einen Mann herein, dessen Hände zitterten.
Finnerty wußte sofort, wen er vor sich hatte.
»Mr. Lewis?«
Alan Lewis nickte. Sein Blick war starr auf die zugedeckte
Leiche gerichtet. »O mein Gott«, flüsterte er.
»Lesen Sie ihm seine Rechte vor«, sagte Ryan. »Danach
sollten wir versuchen, ihn hier an Ort und Stelle zu einem
Geständnis zu bringen.«
    »Ich kann es immer noch nicht glauben«, sagte Carol Cochran.
»Ich kann einfach nicht verstehen, daß Alan seine Frau getötet
hat, und wenn er noch so betrunken war.«
    Es war abends, kurz nach neun. Seit halb sieben befanden
sich Carol Cochran und ihr Mann im Haus der Familie
Lonsdale. Sie hatten gemeinsam zu Abend gegessen. Und dann
hatten sie über das Thema gesprochen, das an jenem Tag den
ganzen Ort in Atem hielt.
    »Können wir nicht über irgend etwas anderes reden?« fragte
Ellen. Aber sie wußte, daß ihre Bitte bei keinem der
Anwesenden auf fruchtbaren Boden fallen würde. Die Frage,
die alle so brennend interessierte, war: Hatte Alan Lewis seine
Frau getötet? Wenn nicht, wer hatte es getan?
    »Man sollte die Gefährlichkeit eines Betrunkenen nicht
unterschätzen«, sagte Marsh Lonsdale zu Carol.
»Aber Alan war ein harmloser Säufer. Mein Gott, dieser
Mann konnte ja in nüchternem Zustand kaum einen Löffel in
der Hand halten. Wenn er dann noch getrunken hatte, ging bei
ihm gar nichts mehr. Er ist dann immer zusammengebrochen.«
»Ich fand ihn aggressiv«, sagte Jim Cochran. »Als ich das
letzte Mal Golf mit ihm gespielt habe, wäre er beinahe mit dem
Schläger auf mich losgegangen, weil ich ihn bei einer
Regelwidrigkeit ertappt hatte.«
»Von da bis zum Mord ist ein weiter Schritt«, widersprach
ihm Carol.
»Aber es gibt im ganzen Haus keine Spuren, daß ein Kampf
stattgefunden hat«, sagte Marsh. »Die Polizei meint, Marty
muß ihren Mörder gekannt haben.«
Carol wiegte den Kopf. »Marty kannte fast alle Leute im Ort
wie wir auch. Sie hat sich in ihrem Haus immer sehr sicher
gefühlt, das hat sie mir selbst gesagt.« Sie ließ ihre Augen
durch die Wohnhalle schweifen und erschauderte. »Tut mir
leid, aber diese alten Häuser jagen mir einen Schauder über den
Rücken.«
»Carol!«
»Aber Liebling! Ellen und ich kennen uns so lange, daß wir
einander ruhig sagen können, was wir denken. Sofort, als sie
dieses Haus kaufte, habe ich ihr gesagt, daß sie etwas tun muß,
um die Atmosphäre aufzuhellen, sonst könnte sie mit mir als
Besucher nicht rechnen. Ich meine, sieh dich einmal um! Man
kommt sich hier wie in einem Kloster vor. Vergitterte Fenster!
Wie in einem Gefängnis!« Sie sah Ellen an und lächelte. »Jetzt
weißt du, was ich von deinem alten Gemäuer halte.«
»In gewisser Weise hast du recht«, sagte Ellen. »Es ist nur
so, daß mir genau die Dinge gefallen, die dir so zuwider sind.
Ich sehe übrigens nicht, was das alles mit Marty zu tun hat.«
»Ich komme darauf zu sprechen, weil Marty immer gesagt
hat, in ihrem alten Haus fühlt sie sich sicher wie in einer
Festung. Und jetzt ist sie in ihrer Festung umgebracht worden.«
»Morde passieren überall«, sagte Jim. »Es kommt nicht auf
das Alter des Hauses an.«
»Ich weiß«, sagte Carol. »Und ich weiß auch, daß es so
aussieht, als ob Alan der Mörder sei. Aber ich glaube das nicht.
Der bloße Anschein ist noch kein Beweis.«
Lisa erschien in dem Rundbogen, der das Wohnzimmer von
der Eingangshalle trennte. Das Gespräch der Erwachsenen
verstummte.
»Sprecht ihr über den Mord?« fragte Lisa. Ihre Mutter
nickte. »Darf ich zuhören?«
»Ich dachte, du wolltest Alex deine neuen Platten vorspielen.«
»Dazu habe ich jetzt keine Lust«, sagte Lisa. Ihre Stimme
klang merkwürdig gereizt. Eine Weile lang sprach niemand.
Es war Ellen, die das Schweigen brach. »Lisa, hast du dich
mit Alex gestritten?« Lisa zögerte ein paar Sekunden, dann
schüttelte sie den Kopf. Aber Ellen wußte, daß das Mädchen
etwas verbarg. »Sag uns, was passiert ist«, drängte sie. »Es
kann doch nicht so schlimm sein, daß du nicht darüber
sprechen willst. Hast du mit Alex gestritten oder nicht?«
»Mit Alex streiten?« brach es aus Lisa hervor. »Mit Alex
kann man doch gar nicht streiten. Er ist völlig teilnahmslos.«
Plötzlich begann sie zu schluchzen. »Ich hätte das nicht sagen
sollen. Es tut mir leid, aber...«
»Du hast nur die Wahrheit gesagt«, meldete sich

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