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Das Kind der Rache

Das Kind der Rache

Titel: Das Kind der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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gewesen. Das Foto, vor etwa
vierzig Jahren aufgenommen, zeigte die gleiche Mauer, die
inzwischen vom wilden Wein überwuchert war. Das Spalier
war nicht mehr zu erkennen.
Alex blätterte weiter und fand Valerie Bensons Haus. Es war
kaum wiederzuerkennen. Aus dem Buch ging hervor, daß das
Gebäude zweimal in Flammen aufgegangen war. Beim
Wiederaufbau waren neue Wände eingezogen worden. Auch
der Dachfirst war verlegt worden. Unverändert war der Patio,
der Innenhof.
Und da war auch der Teich. Im Buch hieß es, daß dieser
Teich im Jahre 1927 angelegt worden war.
Alex verglich die alte Skizze mit dem Foto, das viele
Jahrzehnte später aufgenommen worden war.
Die Skizze war richtig, das Foto war falsch.
Er schloß das Buch und dachte nach. Ihm war, als lägen
tausend Puzzlesteine vor ihm, die er zusammenzufügen hatte.
Er stand auf und trug das Buch zu Miß Pringle zurück.
»Ich habe eine Frage«, sagte er. »Können Sie in der Kartei
nachsehen, wann ich mir dieses Buch zum ersten Mal
angesehen habe?«
»Warum in aller Welt willst du das wissen, Alex?«
»Weil ich Ordnung in meinen Erinnerungen schaffen will.«
»Ich weiß nicht recht«, sagte Miß Pringle. Und dann fiel ihr
ein, daß es für die Bücher, die sie in der verschlossenen Kiste
aufbewahrte, eine besondere Benutzerkartei gab. »Mal sehen«,
murmelte sie. Sie zog eine dicke Mappe aus der Schublade und
begann zu blättern. Wenig später klappte sie die Mappe wieder
zu. »Nach den Eintragungen hast du das Buch noch nie
gesehen, Alex«, sagte sie. »Cynthia Evans ist die einzige, die
dieses Buch in den letzten fünf Jahren verlangt hat.«
Alex verließ die Städtische Bibliothek und machte sich auf
den Heimweg. Als er vor seinem Elternhaus ankam, blieb er
stehen, um nachzudenken. Sekunden später setzte er seinen
Weg fort. Sein Ziel war jetzt die Hazienda.
Er kam an der Stelle vorbei, wo er seinen Unfall gehabt
hatte.
Sie hatten ihm erzählt, wie es zu dem Unfall gekommen war.
Er war mit Lisa auf einer Party gewesen. Sie hatten sich
gestritten. Und dann war er allein nach Hause gefahren. Er
hatte Lisa eingeholt, die am Straßenrand ging. Weil er mit
überhöhter Geschwindigkeit fuhr, war der Wagen ins
Schleudern gekommen. Es war ihm gelungen, den Wagen an
Lisa vorbeizulenken. Das Auto war in den Abgrund
katapultiert worden.
Er spürte, daß die Rekonstruktion des Unfalls unvollständig
war. Ein Bild fehlte. Ein Gesicht. Und dieses Gesicht war der
Auslöser des Unfalls gewesen.
Er wußte jetzt, daß es nicht genügte, wenn er Lisa aus dem
Weg ging. Es gab noch einen Menschen in La Paloma, vor dem
er sich hüten mußte.
Aber wer? Es gelang ihm nicht, den Nebel, der das Bild zu
umschweben schien, fortzuwischen.
Er verließ die Unfallstelle und ging auf die Hazienda zu, die
jetzt das Wohnhaus der Familie Evans war.
    Dr. Lonsdale saß vor dem Computer im Sekretariat des
Medical Center. Was die Hilfen der Technik anging, so war
seine Meinung gespalten. Oft war Marsh den Göttern, die für
Computer zuständig waren, von Herzen dankbar, daß es so
etwas gab. Dann wieder ärgerte er sich, daß so ein Teufelswerk
wie ein Mikroprozessor je erfunden worden war.
»Um das verdammte Ding zu bedienen, braucht man eine
Ausbildung als Diplomingenieur«, stöhnte er. Barbara Fannon,
die an einer verglasten Vitrine lehnte, mußte lächeln.
    »Der Computer mag es nicht, wenn Sie fluchen«, sagte sie.
»Warum sagen Sie mir nicht, was Sie wissen wollen? Ich tippe
dann für Sie das Programm ein.«
    Er stand auf und ließ Barbara auf dem Drehstuhl Platz
nehmen. »Bitteschön.«
»Nun?« fragte sie.
»Es geht um Alex«, sagte Dr. Lonsdale. »Ich will mir die
medizinischen Daten meines Sohnes auf dem Schirm ansehen,
aber der verdammte Computer gibt die Informationen nicht
frei.«
»Weil Sie so unfreundlich mit ihm umgehen«, belehrte ihn
Barbara. »Sie müssen dem Computer Ihre Fragen in
freundlicher Form stellen, in einer Sprache, die er versteht.«
Sie ließ ihre schlanken Finger über die Tasten huschen. Zahlen
und Buchstaben erschienen auf dem Sichtschirm. »Da haben
Sie alles, was Sie wissen möchten.« Sie stand auf, lächelte ihm
zu und ging zu ihrem Schreibtisch zurück.
Marsh las die Daten. Die letzte Eintragung in der Krankengeschichte seines Sohnes war vom April. Er wandte sich zu
Barbara Fennon. »Wie kommt es, daß die Krankengeschichte
der letzten fünf Monate fehlt?« fragte er.
»Wie bitte?«
»Wir haben

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