Das Kind der Stürme
ich den Stiefel auf und zog ihn vom Fuß. Ich rollte meine Strümpfe herunter und hinkte zu Eamonn. »Da«, sagte ich abrupt. »Ich kann mir nicht vorstellen, warum Ihr das sehen wollt.« Meine Wangen glühten vor Verlegenheit.
Dann kniete er neben mir, und seine Hände berührten meinen nackten Fuß, und er schien sich nicht an der Verformung zu stören. Er strich über den Spann, folgte der Kurve, schlang die Finger um mein Fußgelenk, warm und fest.
»Dies ist keine Behinderung, die einen Mann gegenüber deinen anderen Reizen blenden würde. Aber ich sehe, dass es dir etwas ausmacht«, stellte er fest, den Blick immer noch auf den Fuß gerichtet, wo seine Hand sich etwas nach oben bewegt hatte, an meinem Bein hoch, unter meinen Rock, auf eine ziemlich beunruhigende Weise. »So sehr, dass du heute ganz anders wirkst. Sehr viel verschlossener. Ein scheues Geschöpf, das am liebsten fliehen möchte. Hast du Angst, Fainne? Ich habe dir doch gesagt, ich bin ein guter Lehrer. Ich würde sanft zu dir sein und langsam vorgehen. Es ist nicht notwendig, sich zu fürchten.«
Seine Hand bewegte sich weiter, streichelte meine Wade, hob den Rock ein wenig, wanderte wie zufällig zum Knie und höher.
»Ich – ich –«
»Du hast Angst.« Er zog die Hand weg und setzte sich wieder neben mich, aber diesmal näher. Ich hoffte, dass mein erleichtertes Seufzen nicht hörbar war. »Ich werde dich nicht drängen. Aber du musst verstehen, dass ein Mann in einer solchen Angelegenheit ungeduldig ist, dass sich dieses Bedürfnis schwer verleugnen lässt. Manchmal kann es schmerzhaft sein, sich beherrschen zu müssen.«
»Aber Ihr werdet es tun«, brachte ich mit vor Nervosität brechender Stimme hervor.
»Du könntest mir freiwillig entgegenkommen.«
»Ich – ich verstehe Euch nicht.«
»Nein? Du musst doch wissen, wovon ich spreche, Fainne. Deine Worte, deine Blicke haben mich glauben lassen, dass du meine Aufmerksamkeit willkommen heißen würdest. Streite es nicht ab. Seit ich dich zum ersten Mal in Sevenwaters gesehen habe, habe ich es in deinem Gesicht erkannt, in diesen geheimnisvollen dunklen Augen. In der Art, wie du die Brauen hochziehst oder den Kopf zurückwirfst. In der Art, wie dein Körper sich bewegt, wenn du gehst. Ein Mann müsste ein Mönch sein, dich nicht zu begehren. Ein Mann müsste verrückt sein, wenn er nicht diese schneeweiße Haut berühren wollte, die Reinheit dieser Haut an seiner eigenen spüren wollte, dich in seinem Bett liegen sehen wollte, wenn nur die dunkle Flamme deines Haares deine Nacktheit verhüllt, und zu wissen, dass du allein ihm gehörst, ein glitzernder Edelstein, den er mit keinem anderen teilt. Ich habe nicht die Kraft, dieses Begehren zu verleugnen, Fainne; ich muss es dir klar und deutlich sagen, Angst oder nicht.«
Ich war kaum im Stande zu antworten. Mein Herz klopfte laut vor Entsetzen. Ich hatte das angerichtet, ohne es auch nur zu wollen? Ich hatte bewirkt, dass er so empfand, ohne auch nur meinen Zauber einzusetzen? Zweifellos hatte ich ihn falsch verstanden.
»Ich habe dich schockiert, und das tut mir Leid. Aber hier gibt es keine neugierigen Augen und Ohren. Du hast sehr offen zu mir gesprochen. Es kam mir so vor, als wolltest du sagen, dass es Zeit wäre zu vergessen, Zeit weiterzuleben. Ich weiß nicht, ob ich das tun kann, Fainne. Aber du könntest mir helfen. Mit dir könnte ich vielleicht beginnen, die Vergangenheit wegzuschieben.«
»Ich – ich glaube nicht, dass ich …« Ich hatte die Arme fest um meinen Oberkörper geschlungen, als wollte ich mich vor etwas zurückhalten, das ich für immer bereuen würde.
»Komm schon. Ich gebe dir mein Wort. Ich werde nichts tun, was dir nicht gefällt. Du brauchst es mir nur zu sagen, und ich werde aufhören. Aber du kannst mich nicht belügen. Ich weiß, dass du mich begehrst. Ich sehe es daran, wie du errötest, ein plötzliches Flackern von Feuer unter dieser durchscheinenden Haut deiner Wange. Ich höre die Begierde in deinem Atem.«
Er war geschickt. Bevor ich ein Wort sagen konnte, saß ich schon in seinen Armen fest, meine Hände an seiner Brust, meine Beine über seinen eigenen, so dass ich fast auf seinem Knie hockte, und er küsste mich auf eine Art, die mir sehr erfahren vorkam – nicht, dass ich irgendwelche Vergleichsmöglichkeiten gehabt hätte. Es war ein Kuss, der sanft begann und leidenschaftlich weiterging, ein Kuss, der mit einer weichen Begegnung der Lippen begann und zu einem feuchten,
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