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Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Beste, was ich zu Stande brachte, war ein kleines Kribbeln in den Fingerspitzen, zu schwach, um auch nur einen einzigen Funken hervorzubringen. Dennoch, als ich mich drehte und auf den Boden zeigte, flackerten Flammen auf, so dass Johnny, der junge Brite und ich von einem Ring aus Feuer umgeben waren, der drei Handspannen hoch aufflackerte und heiß genug war, dass die meisten Männer mehrere Schritte weit zurückwichen. Im Augenblick waren wir in Sicherheit. Auf der anderen Seite des Kreises hatte Finbar nun den Arm ausgestreckt und den großen weißen Flügel ausgebreitet. Und ihm gegenüber tat Conor, der Erzdruide, das Gleiche, breitete die Arme weit aus und streckte die Hände in einer Geste der Macht. Der flammende Kreis verlief von ihm zu seinem Bruder und wieder zurück. Es kann recht nützlich sein, Druiden in der Familie zu haben.
    Am Rand des Kreises wartete Großmutter immer noch, eine kleine, schlanke Gestalt im dunklen Gewand, die sich nun ganz ruhig verhielt, als ich auf Johnny zuging. Selbst jetzt, als ich ihn erreichte, war ich nicht ganz sicher, was ich sagen würde oder was ich hier ohne einen Zauber erreichen könnte. Aber sie warteten nun alle, die Krieger, die Seher und der Druide, die Anführer von Briten und Iren. Auf dem Hügel hinter den Männern hatten sich viele kleine Geschöpfe versammelt, ein Eulenwesen, ein moosiger Felsen mit Löchern als Augen, ein kleiner Busch mit fingerartigen Blättern, ein Hase, ein Zaunkönig, ein Geschöpf wie Wasser in Form eines Kindes. Und ringsumher hinter den anderen wartete das Feenvolk selbst, die Hüter der Geheimnisse der Erde und unseres Glaubens, und sogar sie hielten nun den Atem an und warteten, was ich sagen würde.
    Aber ich hatte keine Magie. Ich war nur ein Mädchen, und noch dazu ein ziemlich jämmerliches Exemplar. Ich war weder gut noch edel. Ich konnte Menschen nicht inspirieren, wie es Johnny tat. Ich konnte keine wilden Tiere zähmen wie Darragh. Ich konnte einen Mann, der aus einer tiefen Wunde blutete, nicht heilen, ich konnte nicht schwimmen und nicht tanzen. Ohne die Zauberei war ich nichts.
    Nutze, was bereits vorhanden ist, hatten die Fomhóire geraten: die natürliche Magie von Erde und Wasser, Luft und Feuer. Druidenmagie. Nutze das. Und in dem Augenblick, als ich neben Johnny stand, verfinsterte sich der Himmel. Es war Morgen; die Wolken hatten sich so schnell zerstreut, wie sie sich gesammelt hatten, und der Himmel war klar. Aber nun trübte sich die Helligkeit der Sonne, und ein unheimliches Zwielicht erfüllte das Land, als verwandelte sich der Tag zu einer seltsamen Halbnacht. Männer begannen, nervös vor sich hin zu murmeln; einige bekreuzigten sich oder machten Zeichen gegen das Böse.
    Schnell, Fainne! Wo bleibt dein Rückgrat, Mädchen? Mach endlich weiter! Großmutter wurde ungeduldig.
    Diese seltsame Dunkelheit hätte mich selbst verängstigt, wenn andere Dinge mich nicht schon vor Angst beinahe um den Verstand gebracht hätten: Eamonns Blut, Großmutters Stimme, meine eigene schreckliche Schwäche. Konzentriere dich. Reiß dich zusammen. Ich dachte an Vater und an alles, was ich ihm schuldig war, und kniete mich neben den Briten auf den Boden, so dass Johnny ihn nicht töten konnte, ohne mein Leben in Gefahr zu bringen.
    »Fainne! Was machst du da?«, zischte Johnny. Jetzt, wo ich so nah war, konnte ich sehen, wie seine Hände zitterten; bald schon würde er das Gewicht des Schwertes nicht mehr halten können. Was den Briten anging, so war er grau im Gesicht und lag in einer Blutlache. Der Himmel wurde dunkler, und der Feuerring leuchtete hell in der unnatürlichen Finsternis des Morgens. Endlich wusste ich, was ich sagen sollte.
    »Ich bin Fainne aus Kerry, die Tochter des Zauberers Ciarán!«, rief ich so feierlich und großartig ich konnte. Ich musste jetzt schnell handeln, oder diese Männer würden beide verbluten, und dann wäre alles sinnlos. »Ich stamme von einer Familie großer Zauberer ab. Ich bin gekommen, um euch aufzufordern, die Waffen niederzulegen und diesen Ort für immer zu verlassen. Seht, wie der Himmel sich verfinstert! Es ist eine Warnung für euch alle. Es ist bereits genug Blut vergossen worden, genug junges Leben wurde im Lauf von Generationen verschwendet. Der Sohn der Prophezeiung lebt und ist zurückgekehrt, und der große Kampf des Feenvolks nähert sich seinem Ende. Eure Söhne stehen hier, beinahe zu Tode verwundet. Ihr Blut tränkt das Land, das euch trennt. Wollt ihr sie in eurer

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