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Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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und den äußeren Feldern lag, spürte ich, wie meine Kleidung trocknete, mein Haar war nicht mehr schwer und feucht, meine Stiefel plötzlich wieder wasserdicht und bequem. Was Conor anging – er wirkte, als hätte er einen angenehmen Spaziergang bei gutem Wetter unternommen.
    Ich dachte angestrengt nach. Ich versuchte zu begreifen, was geschehen war, versuchte, über das Körperliche, Direkte hinwegzuschauen und das weniger Offensichtliche wahrzunehmen, wie mein Vater es mir beigebracht hatte. Die Dunkelheit dieser Höhle in der Erde, der Aufstieg durch das Wasser, das Auftauchen durch eine schmale Öffnung in Licht und Luft. Das Feuer. Diesen Teil hatte ich selbst beigetragen. Die in Freundschaft, in Verwandtschaft ausgestreckte Hand. Und das seltsame Gefühl des Friedens, das nun auf mir lag, entgegen allem, was der Logik entsprochen hätte. Ich blieb stehen.
    »Was ist, Fainne?«, fragte Conor leise und ohne mich anzusehen.
    Ich war nicht sicher, wie ich die Frage formulieren sollte.
    »Ich glaube nicht, dass du das tun solltest«, sagte ich schließlich und sah ihn forschend an. »Eine – eine Einweihung zu vollziehen, ohne dass der andere zustimmt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es funktioniert, wenn ein Schüler nicht die richtigen Vorbereitungen getroffen hat und sich der Einweihung willig unterzieht. Und außerdem –« Ich hielt inne. Es stand mir nicht zu, ihn daran zu erinnern, dass jemand, der aus einer Familie von Zauberern stammte, kein Druide werden konnte. Das wusste er doch sicher bereits.
    »Außerdem was, Fainne?«
    Er lächelte; Dana allein wusste, was er gerade dachte, dieser tückische alte Mann.
    »Nichts.« Ich schob die Erde mit der Stiefelspitze hin und her und spürte, wie ich zorniger wurde. »Es ist nur – du musst doch wissen, wie sinnlos so etwas ist, soweit es mich angeht. Du weißt, wessen Tochter ich bin. Ich kann nicht – ich kann kein Teil davon sein. Der Wald, die Familie, die – die Bruderschaft. Das musst du doch wissen.«
    Conor ging weiter, stetig und ruhig in seinen alten Ledersandalen.
    »Ich hatte das nicht geplant«, sagte er. »Ich nehme an, du wirst mir nicht glauben, aber vielleicht war es, wie du sagst, eine Prüfung. Wenn das der Fall war, dann hast du sie wohl bestanden. Aber es war nicht ich, der dich dieser Prüfung unterzogen hat. Es wird vielleicht einige Zeit dauern, bevor uns klar wird, was es zu bedeuten hatte. Du könntest es als Grundlage für Meditation und Nachdenken betrachten, Fainne. Es gibt immer etwas, was man aus einer solchen Erfahrung lernen kann.«
    »Was?«, fauchte ich. Es war einfach ungerecht; er hörte sich an wie mein Vater. »Dass ein Erzdruide ebenso leicht ertrinken kann wie jeder andere?«
    »Du solltest es besser wissen, als mich zu fragen. Du bist die Einzige, die entdecken kann, welche Lektion in diesem Erlebnis liegt. Vielleicht hat es etwas mit der Frage Wer bin ich oder Was bin ich zu tun. Man kann ein ganzes Leben damit verbringen, Antworten auf solche Fragen zu suchen. Aber du hast selbstverständlich Recht. Dieses Erlebnis beinhaltete alle Symbole des Übergangs eines Druiden in die Bruderschaft; auch wir geben den Unsrigen eine neue Geburt, ein neues Auftauchen ins Licht aus dem Körper unserer Mutter Erde. Du solltest dich fragen, wieso dir ein solches Erlebnis gewährt wurde.«
    »Es war zweifellos ein Irrtum. Vielleicht haben sie – wer immer sie sein mochten – mich für jemand anderen gehalten.«
    Conor lachte leise. »Das bezweifle ich sehr. Du bist die Tochter deines Vaters. Aber ich muss dich um etwas bitten, Fainne; einen Gefallen. Ich möchte, dass du mir hilfst.«
    Wir waren zu dem Weg bei den Hütten gelangt.
    »Wenn es irgendetwas mit Wasser zu tun hat, lautet die Antwort Nein.«
    Er grinste. »Ich wollte dich fragen, ob du mir bei der Samhain-Feier helfen kannst. Du kennst doch sicher das Ritual?«
    »Ja, aber – du musst doch begreifen, dass Vater und ich keine Druiden sind. Was heute geschehen ist, ändert daran nichts.«
    Conor sah mich ernst an. »Du zweifelst an dir. Aber was ich von dir erbitte, könntest du einfach tun. Dies und noch vieles mehr.«
    »Ich – ich weiß es nicht«, stotterte ich, und es fiel mir nur zu leicht, mich verwirrt zu geben, denn ich spürte ein plötzliches Bedürfnis, diesem ruhigen alten Mann alles zu gestehen, ihm den Grund zu verraten, wieso ich hier war und was Großmutter getan hatte, und ihm von meiner Angst um meinen Vater zu erzählen. Du hast ihn

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