Das Kind des Schattens
gab nichts, was Darien tun konnte …
Es sei denn, ihn draußen zu halten.
Und das tat er dann auch, bewegungslos, buchstäblich gelähmt stand er vor dem dunkelsten Gott aller Welten und hielt Maugrim stand. Seine eigene Kraft war verschwunden, er konnte nichts tun, nichts durchsetzen. An diesem Ort war er nichts, nur eines vermochte er. Er war stark genug wie noch nie jemand in einer Welt, sein Bewusstsein in Starkadh aufrechtzuerhalten: sein Geheimnis zu hüten.
Er konnte die Frage hören, die ihm zugeschrien wurde. Es war die Frage, die zu beantworten er gekommen war, er wollte dieses Wissen als Geschenk mitbringen, aber da es auf diese Weise gefordert wurde, da es Maugrim ihm wie einen Fetzen von einer Wunde entreißen wollte, um ihn offen und nackt liegen zu lassen, sagte Darien in seiner Seele nein.
Genauso hatte seine Mutter es in diesen Hallen getan, obwohl sie nicht so stark gewesen war. Zwar war sie eine Königin, aber sie war nur eine Sterbliche und am Ende war sie gebrochen worden.
Oder doch nicht ganz. Du wirst nichts von mir bekommen, was du dir nicht mit Gewalt nimmst, hatte sie Rakoth Maugrim entgegengeschleudert. Und er hatte gelacht und sich darangemacht, alles von ihr zu nehmen. Aber es war ihm nicht gelungen. Sie war vollständig offen für ihn dagelegen, Maugrim hatte ihre Seele entblößt und verwüstet, und als er damit fertig war, hatte er sie wie einen gebrochenen Schilfhalm verlassen, um sie zu genießen und dann zu töten.
Aber sie war nicht gebrochen. Irgendwo war in ihrer Seele ein Halm zurückgeblieben, an den sich die Erinnerung an Liebe noch immer klammern konnte, und Kimberly hatte den Halt an diesem Halm gefunden und war herausgebracht worden.
Dann hatte sie das Kind geboren, das jetzt hier vor Rakoth stand und sich weigerte, sein Bewusstsein oder seine Seele zu unterwerfen.
Darien wusste, dass Rakoth ihn ebenso leicht töten konnte, wie er selbst die Urgach oder die Schwäne getötet hatte. Aber es gab irgend etwas, er wusste nicht genau, was, aber irgend etwas, was sein Leben retten konnte, wenn er auf seinem Widerstand beharrte.
Und als dann der Webstuhl der Welten langsam über der Achse dieses Raumes zu weben begann, als alles, die gesamte Zeit in der Schwebe war, hielt Maugrim den Wirbelwind seines Angriffes an, und Darien stellte fest, dass er sich bewegen und sprechen konnte, wenn er es wollte.
Rakoth Maugrim sagte laut: »Nicht einmal Galadan, der Herr der Adein, konnte sein Bewusstsein an diesem Ort gegen meinen Willen setzen. Du kannst nichts gegen mich tun. Ich kann dein Leben in zehntausend verschiedenen Arten beenden, noch während wir hier stehen. Sprich, bevor du stirbst. Wer bist du? Warum bist du gekommen?«
Also, dachte Darien wie betäubt, gab es noch immer eine Chance. Er glaubte, irgendeine Art von Respekt hören zu können. Er hatte sich bewährt.
Er war sehr, sehr jung, und es war niemand hier, der ihm hätte raten könne, überhaupt hatte er keine Anleitung gehabt, seit Finn weggegangen war. Er war von allem und jedem zurückgewiesen worden, selbst von dem Licht, das er auf der Stirn trug. Cernan von den Tieren hatte gefragt, warum man ihn hatte leben lassen.
Darien bemannte die Mauern seines Geistes und flüsterte: »Ich bin gekommen, um dir ein Geschenk zu bringen.« Er streckte Rakoth den Dolch in der Scheide entgegen, den Griff nach vorne gerichtet.
Und noch während er es tat, ging der Hammer von neuem nieder, führte einen unaussprechlich erschreckenden Angriff auf sein Bewusstsein; es war, als sei Maugrim ein rasendes Tier, das wütend um zerbrechliche Wände tobte, auf Dariens Seele einhämmerte und vor Wut über seine Weigerung schrie und kreischte.
Aber Darien wies ihn zum zweiten Mal ab. Und zum zweiten Mal unterbrach Rakoth sein Tun. Er hielt jetzt den Dolch und hatte ihn aus der Scheide gezogen. Er war Darien näher gekommen. Er war riesig, er hatte kein Gesicht. Mit dem Ballen der einen Hand strich er über die blaugeäderte Klinge. Er sagte:
»Ich brauche keine Geschenke. Was immer ich will, von heute bis zum Ende der Zeit und darüber hinaus, werde ich mir selbst nehmen können. Warum sollte ich einen nutzlosen Trödel von den verräterischen Zwergen haben wollen? Was bedeutet ein Messer für mich? Du hast nur eines, was ich wünsche, und es wird mein sein, bevor du stirbst: Ich will deinen Namen.«
Darien war ja gekommen, um es ihm zu sagen, er war gekommen, um sich selbst in allem, was er war und sein konnte, Rakoth
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