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Das Kind des Schattens

Titel: Das Kind des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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heimzubringen.

 
Kapitel 17
     
    Dave vernahm den letzten Schrei von Rakoth Maugrim, und dann hörte das Schreien auf. Es folgte ein Augenblick des Schweigens und des Wartens, und dann donnerte eine große Geräuschlawine vom hohen Norden auf sie herab. Er wusste, was es war. Sie alle wussten es. Er hatte Freudentränen in seinen Augen, sie rannen über sein Gesicht, er konnte sie nicht aufhalten. Und er wollte sie nicht aufhalten.
    Und mit einem Mal war alles leichter. Es war ihm, als wäre ein Gewicht von ihm genommen worden, ein Gewicht, von dem er nicht einmal gewusst hatte … es war eine Bürde, die er seit seiner Geburt mit sich getragen zu haben schien. Er und alle anderen, die in Welten geworfen worden waren, die im Schatten der Finsternis lagen.
    Aber Rakoth Maugrim war tot. Dave wusste nicht wie, aber er wusste, dass es stimmte. Er blickte auf Torc und sah, dass sich ein weites, hilfloses Lächeln über sein Gesicht breitete. Niemals zuvor hatte er Torc so gesehen. Und plötzlich lachte Dave auf dem Schlachtfeld laut auf, und dieses Lachen kam aus reiner Freude, in diesem Augenblick am Leben zu sein.
    Die Svart Alfar vor ihnen barsten auseinander und rannten weg. Die Urgach schlugen in vollständiger Verwirrung um sich, ein Slaug prallte auf den anderen und grunzte vor Angst. Dann wandten auch sie sich um und begannen, vor dem Heer des Lichtes nach Norden zu fliehen. Aber das war jetzt kein sicherer Hafen mehr. Dave wusste, dass sie gejagt und erlegt würden, sie würden vernichtet werden. Schon rasten die Dalrei und die Lios Alfar hinter ihnen her. Zum ersten Mal an diesem langen schrecklichen Tag hörte Dave, dass die Lios zu singen begannen, und sein Herz wollte bersten, als er die Herrlichkeit ihres Liedes in sich aufnahm.
    Nur die Wölfe hielten sich noch eine geraume Zeit an der Westflanke. Aber sie waren jetzt allein und zahlenmäßig unterlegen, und die Krieger von Brennin, die von Arthur Pendragon auf seinem Raithen angeführt wurden, droschen wie mit Sicheln auf einem Kornfeld auf sie ein.
    Dave und Torc donnerten lachend und schreiend hinter den Urgach und den Svart Alfar her. Auch Sorcha war bei ihnen, er ritt neben seinem Sohn. Normalerweise wären die Slaug schneller gewesen als ihre Pferde, aber das hatte sich geändert. Die sechsbeinigen Ungeheuer schienen schwach und ziellos geworden zu sein. Sie stolperten, schwankten in alle Richtungen, warfen ihre Reiter ab und fielen zu Boden. Jetzt war es leicht und großartig. Ringsumher sangen die Lios Alfar, und die untergehende Sonne schien aus einem wolkenlosen Sommerhimmel auf sie herab.
    »Wo ist Ivor«, schrie Torc plötzlich. »Und Levon?«
    Dave zuckte erschreckt zusammen, aber schon war es vorüber. Er wusste, wo sie sein würden. Er zügelte sein Pferd, und die beiden anderen folgten seinem Beispiel. Sie ritten über die blutüberströmte Ebene zurück, auf der die Körper der Sterbenden und Toten verstreut lagen, zurück zu dem Bergrücken im Süden des Schlachtfeldes. Aus weiter Entfernung konnten sie bereits den Aven sehen, der neben einem Körper am Boden kniete … es war wahrscheinlich sein jüngster Sohn.
    Sie stiegen ab und schritten im Licht des späten Nachmittages den Abhang hinauf. Heiterkeit schien an diesem Ort um sich gegriffen zu haben.
    Levon erblickte sie. »Er wird wieder zu sich kommen«, war er sich sicher und begab sich zu ihnen. Dave nickte, breitete dann die Arme aus und zog Levon in einer heftigen Umarmung an sich.
    Ivor blickte auf. Er ließ Tabors Hand los und ging zu ihnen hinüber. Seine Augen strahlten noch durch seine Müdigkeit hindurch. »Es ist ihm nichts passiert«, stellte er fest. »Dem Magier und Arthur sei gedankt …«
    »Und Pwyll«, ergänzte Teyrnon ruhig. »Er war es, der die Idee hatte. Ich hätte ihn niemals auffangen können, wenn er mich nicht darauf hingewiesen hätte.«
    Dave suchte nach Paul und sah ihn in einer kleinen Entfernung von allen anderen auf dem Hügelrücken stehen. Selbst jetzt, dachte er. Er überlegte, ob er hinübergehen solle, aber er wollte nicht aufdringlich sein. Paul hatte in diesem Augenblick etwas sehr Privates, nur auf sich selbst Bezogenes an sich.
    »Was ist geschehen?« fragte jemand. Dave blickte nach unten. Es war Mabon von Rhoden, der auf einem behelfsmäßigen Strohlager in der Nähe lag. Der Herzog lächelte und zwinkerte ihm zu. Dann wiederholte er seine Frage: »Weiß irgend jemand genau, was geschehen ist?«
    Dave bemerkte, dass Jennifer sich ihnen

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